175 Jahre Eisenbahn in Paderborn: Hauptbahnhof wäre fast woanders entstanden

Paderborn. Wer heutzutage in Hamm in den Regionalexpress steigt, ist laut Fahrplan innerhalb von 39 Minuten in Paderborn. Dagegen ging es vor exakt 175 Jahren langsam zu: 2 Stunden und 35 Minuten waren Zugreisende damals für die Strecke unterwegs. Zweieinhalb Stunden, die für Paderborn aber eine Revolution bedeuteten. Seit Oktober 1850 ist die Stadt an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Erste Bemühungen, das neue Transportmittel ins Paderborner Land zu holen, gab es in den 1830er-Jahren, erklären Bernard Huguein und Karl Fischer. Sie haben das Buch &bdquo;Altenbeken: Klassiker der Eisenbahn“ geschrieben, das sich auch Paderborn widmet. Landrat Klemens August Freiherr von Metternich habe sich ab 1836 federführend für den Anschluss seiner Domstadt an die Eisenbahn eingesetzt. &bdquo;Mit Erfolg, denn daraufhin gründet sich 1837 in Paderborn ein Komitee mit dem Willen, den Bau einer Eisenbahn von Kassel über Paderborn nach Lippstadt zu realisieren“, schreiben die beiden Autoren. Stadt Paderborn und Bahngesellschaft streiten um Bahnhofsstandort In den Folgejahren kommt es immer wieder zu Problemen – etwa was die Finanzierung des Großprojektes angeht. Und dann gab es da noch einen Streit darum, wo die neue – zwischendurch als Kopfbahnhof angedachte – Station in Paderborn entstehen soll. &bdquo;Die Bahngesellschaft wollte den Paderborner Bahnhof aus finanziellen und technischen Gründen vor dem Westerntor bei der Romskapelle errichten, damals noch weit außerhalb der Stadt“, erklärt Rolf-Dietrich Müller in einem Jahrbuch-Beitrag für den Bundesverband Deutscher Eisenbahn-Freunde. Die Stadt Paderborn war gegen diesen Plan. Sie forderte einen Bahnhof am Liboriberg, unmittelbar an der alten Stadtmauer. Beide Bahnhofsstandorte seien in der Öffentlichkeit kontrovers und heftig diskutiert worden. Schließlich setzte sich die Bahngesellschaft durch. &bdquo;Glücklicherweise“, meint Müller. &bdquo;Denn der Bau eines Bahnhofs auf dem beengten, nach Süden hin ansteigenden Terrain des Liboribergs hätte sowohl der weiteren Entwicklung der Eisenbahn in Paderborn als auch der Ausdehnung der Stadt nach Süden vermutlich sehr schnell Grenzen gesetzt.“ Damals waren aber wohl zunächst große Teile der Paderborner Bevölkerung gegen den gewählten Ort. Mehr zum Zugverkehr im Kreis Paderborn: Almetalbahn soll bis 2040 wieder fahren Den zweiten Streckenabschnitt ab Paderborn eröffnet der König Das erklärt dann auch, warum die Eröffnung des Bahnhofs und der Bahnstrecke von Paderborn bis Hamm in aller Stille am 1. Oktober 1850 vollzogen wurde. Wenige Tage später, am 4. Oktober, rollten die ersten planmäßigen Personenzüge. Zwei Zugpaare je Richtung verkehrten täglich, Fahrkarten wurden für vier verschiedene Wagenklassen verkauft. Der Güterverkehr folgte laut offizieller Bekanntmachung der Königlichen Direktion der Westfälischen Eisenbahn am 2. November 1850. Damit war das Projekt einer West-Ost-Verbindung durch Paderborn aber bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Für den Anschluss nach Kassel wird weiter gebaut. &bdquo;Die Dimension der Arbeiten wird anhand der 10.000 auf den Baustellen eingesetzten Personen deutlich“, heißt es im Buch von Huguein und Fischer. &bdquo;Die Arbeiter entstammen nicht nur den umliegenden Dörfern, sondern reisen auch aus dem Ausland an. Viele von ihnen wollen der zu Hause herrschenden Arbeitslosigkeit und Armut entkommen. Der Eisenbahnbau bietet ihnen eine willkommene Erwerbsquelle.“ Rückblick: Als die letzte Straßenbahn durch Paderborn fuhr Im Jahr 1853 ist die Strecke dann fertig – die Einweihung fällt nun deutlich feierlicher aus. König Wilhelm IV. höchstpersönlich eröffnet die Strecke Paderborn-Warburg am 21. Juli 1853. In den Jahrzehnten darauf folgen weitere Bahnstrecken, die – zumindest zeitweise – durch Paderborn führen.

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