Wohnungsbau-Ziel verfehlt: Paderborner Architekt fragt bei Bundesbauministerin nach

Paderborn. Das Interesse von Fachleuten zum Thema Wohnen beim Besuch von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) in Paderborn ist groß gewesen. Sie machten beispielsweise deutlich, wie wichtig zusätzlicher Wohnraum für Menschen auch im Kreis Paderborn ist. In einer Frage ging es zudem um das Ziel der gescheiterten Ampel-Koalition, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen bauen zu lassen. Zur Fachveranstaltung &bdquo;Zukunft Wohnen – bezahlbar, nachhaltig, sozial?“ hatte der SPD-Kreisverband Paderborn eingeladen. Dazu waren etwa 40 Gäste, darunter Architekten, Inhaber von Baufirmen, Immobilienberater, Vertreter des Vereins Kim Soziale Arbeit oder der Paderborner Senioreninitiative sowie Privatpersonen, ins Hotel Aspethera gekommen. Moderator war Burkhard Blienert, SPD-Bundestagsmitglied, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen sowie Direktkandidat zur Bundestagswahl. Paderborner Architekt Carsten Scherhans hakt nach Es war der Paderborner Architekt Carsten Scherhans, der in Richtung von Geywitz das Planziel von 400.000 Wohnungen ansprach. Laut der Bundesregierung sollten es bezahlbare und klimagerechte Wohnungen sein, darunter 100.000 Sozialwohnungen. 2023 zeichnete sich laut Medienberichten rückblickend ab, dass dieses Ziel weder 2022 noch 2023, sondern frühestens 2024 erreicht werden kann. Doch auch 2024 drückten gestiegene Zinsen und Baupreise. Wie die &bdquo;NW“ berichtete, rechne der Rat der Immobilienweisen in seinem Frühjahrsgutachten rückblickend für 2024 mit nur etwa 210.000 neu genehmigten Wohnungen. Dies käme einem Rückgang von 45 Prozent gegenüber 2023 gleich. In Richtung von Geywitz bat Scherhans: &bdquo;Es wäre toll, wenn Sie drei Schlagworte sagen könnten, wie Sie sich das in Zukunft vorstellen.“ So viel vorweg: Diesen Wunsch hat Geywitz nicht ganz erfüllt. Laut Geywitz komme es jetzt darauf an, die Zahl von 300.000 Wohnungen jährlich auf eben jene 400.000 Einheiten zu steigern. Geywitz: &bdquo;Wenn wir so weiterbauen wie jetzt, brauchen wir also 33 Prozent mehr Personal.“ Damit nannte sie zwar indirekt den Fachkräftemangel als ein länger bestehendes Problem auch der Baubranche. Vielmehr ging es ihr um folgenden Punkt: &bdquo;Das ist natürlich vollkommen unrealistisch. Wir müssen die Produktivität steigern.“ Geförderter Wohnungsbau: Deutlich mehr Anträge für den Kreis Paderborn Dazu deutete die Bauministerin einen Perspektivwechsel an: &bdquo;Ich glaube, der Ansatz und die alleinige Fokussierung auf die Energieeffizienz ist ausgereizt.“ Und von dieser Feststellung ausgehend machte sie Vorschläge, wie Bauen günstiger und weniger bürokratisch werden könnte. Bundesbauministerin Klara Geywitz schlägt Häuser in Modulbauweise an Der Ansatz, immer &bdquo;technikdichtere Häuser“ zu bauen, lasse die Kosten steigen, beim Bau und bei der Unterhaltung. Stattdessen befürwortete sie den neuen Ansatz einer Lebenszyklusanalyse. &bdquo;Wenn Sie ein Haus in Deutschland aus Holz und Lehm nehmen, dann hat das schon viel CO2 gespart in 300 Jahren.“ Aber es müssen ja neue Häuser in Deutschland gebaut werden. Und dazu schlägt Geywitz vor, &bdquo;seriell, modular und systemisch“ zu bauen. Dann sei die Steigerung der Produktivität auch &bdquo;kein Hexenwerk“. Schon einmal habe die Bundesrepublik das in den 1970er-Jahren mit bis zu 700.000 neuen Wohnungen jährlich geschafft. Das Stichwort sei die Vorproduktion von Gebäudemodulen. Andererseits könnten Bauunternehmen durch die bundesweite Typenzulassung Vorteile haben. Familien im Kreis Paderborn profitieren: Landesregierung stockt Fördertopf für Wohneigentum auf Zuvor wies Scherhans auf seine Erfahrungen als Architekt hin. Dabei verdeutlichte er, dass es zwar Fördermittel gebe, die seien aber dreifach überzeichnet. &bdquo;Wir haben in unserem Büro mehrere Projekte, die nicht weiterlaufen, weil die Förderzusagen fehlen“, sagte Scherhans. Das werde vor allem auch dann zu einem Problem, wenn Bauprojekte überhaupt nur dann zustande kommen, wenn sie einen geförderten Anteil vorweisen können. Mit Blick auf den Sozialen Wohnungsbau und vor den Bundestagswahlen sagte Geywitz: &bdquo;Wir haben alles in Bewegung gesetzt, dass der Bund, bevor der Haushalt steht, 3,5 Milliarden Euro für dieses Jahr ausgibt, damit die Länder weiter finanzieren können.“ Fördermittel helfen der Stadt Paderborn Wie wichtig das Thema Förderung auch für eine Stadt wie Paderborn ist, verdeutlichte Franz-Josef Henze, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Und zwar anhand von drei Konversionsflächen, auf denen nach der Nutzung durch die Britische Armee neuer Wohnraum entsteht. Teilweise auch mithilfe der kommunalen Wohnungsgesellschaft Paderborn. Dazu nannte Henze &bdquo;das Alanbrooke-Quartier mit 300 geförderten Wohnungen, das Zukunftsquartier mit 280 Wohnungen in der früheren Barker-Kaserne und das Dempsey-Areal“. Dort sei jeweils eine Umwandlung in Wohnraum nur durch Fördergelder möglich. &bdquo;Denn die Stadt hat keine Ölquellen“, stellte Henze fest. Richtfest: 36 neue Wohnungen im Alanbrooke-Quartier in Paderborn Zudem befassten sich die Teilnehmer der Runde beispielsweise mit folgenden Aspekten: leer stehende Gebäude, Hürden beim Hausbau oder der Sanierung, Vorgaben bei der Gebäudeaufstockung, nachwachsende Rohstoffe beim Hausbau oder der Sanierung. Sowie mit der Frage, ob Kommunen städtisches Bauland mit Erbpachtverträgen und zu besseren Konditionen als auf dem freien Markt anbieten sollten wie in Wien. Zudem betonte ein Teilnehmer, wie wichtig bezahlbare Wohnungen auch für Menschen mit psychischen Problemen sind.

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