Drogenszene in Paderborn

IG Innenstadt hat Sorgen wegen möglichen Drogenkonsumraum in Paderborn

Die Interessengemeinschaft befürchtet „gravierende negative Auswirkungen“, falls Paderborn in City-Nähe einen Drogenkonsumraum bekäme. Das Thema wird derzeit politisch diskutiert.

Ein Mann setzt sich - in dieser gestellten Szene - einen Schuss in den Handrücken. | © Andreas Frücht (Archivfoto)

02.03.2025 | 02.03.2025, 05:00

Paderborn. Die Diskussion um einen Drogenkonsumraum in Paderborn ist wieder konkreter geworden: Mehrere Parteien fordern, dass für eine solche Einrichtung weitere Schritte eingeleitet werden sollen. Die Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt äußert nun „große Besorgnis über die möglichen Konsequenzen“ eines solchen Raums in City-Nähe.

Bereits jetzt sei die Situation für Händler, Anwohner und Akteure aufgrund der Begleiterscheinungen von Drogenabhängigkeit sowie des illegalen Drogenhandels in Paderborn kaum tragbar, heißt es in einer Mitteilung der IG Innenstadt. Sie zählt als Probleme auf: Vandalismus, Verunreinigungen, Pöbeleien, Diebstählen, Einbrüchen, „aggressives Betteln“ und „aggressive Personen“, die unter Drogeneinfluss stünden.

Ein Drogenkonsumraum könne „nach unserer Einschätzung diese Problematik weiter verschärfen“, sagt Sprecherin Astrid Hunstig. Die Substanzen, die in einem Drogenkonsumraum konsumiert werden, seien größtenteils illegal und müssten von den Konsumenten entsprechend beschafft und in den Drogenkonsumraum mitgebracht werden.

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IG Innenstadt appelliert an Entscheidungsträger in Paderborn

Die IG Innenstadt verweist auf Erfahrungen aus anderen Städten, in denen die Bewegungsströme der Drogenabhängigen nicht steuerbar seien. „Sie wollen sich in der Nähe lebendiger Orte aufhalten – mitten in der Innenstadt, wo sozialer Austausch und öffentliches Leben stattfinden“, heißt es in der Mitteilung. Hunstig sagt dazu: „Wir haben große Sorge, dass unsere Innenstadt mit ihrer dichten Bebauung und dem Anspruch, ein attraktiver Aufenthaltsort für Besucher, Touristen, Anwohner und Gewerbetreibende zu sein, diesen Herausforderungen nicht gewachsen sein wird.“

Im Porträt: Paderbornerin aus Drogenszene wünscht sich Konsumraum

Um ihre Meinung zu untermauern, bezieht sich die IG Innenstadt zudem auf Aussagen der Kölner Polizei. Diese hatte in der Vergangenheit von einer Sogwirkung eines Drogenkonsumraums berichtet. Demnach habe die Kölner Polizei festgestellt, dass im Umfeld des Drogenkonsumraums am Heumarkt die Zahl der Abhängigen gestiegen sei, was durchaus beabsichtigt gewesen sei.

Die Interessengemeinschaft befürchtet Ähnliches für Paderborn: „Die negativen Auswirkungen auf unsere Innenstadt könnten gravierend sein.“ Sie appelliert an die Entscheidungsträger in Paderborn, „die langfristigen Konsequenzen für unsere Innenstadt sorgfältig abzuwägen und alternative Lösungen zur Unterstützung suchtkranker Menschen zu prüfen“.

Drogenkonsumraum wird Thema im Paderborner Kreishaus

SPD, Grüne, FDP, FÜR sowie Linke/Die Partei werden, wie berichtet, in der Kreistagssitzung am 17. März einen gemeinsamen Antrag stellen. Kern des Antrags ist laut Mitteilungen mehrerer Fraktionen, dass Landrat Christoph Rüther Gespräche mit der Stadt Paderborn aufnehmen soll, in denen die weiteren Schritte zur Realisierung eines Drogenkonsumraums eingeleitet werden.

Mehr zum Thema: Kreistagsfraktionen wollen Drogenkonsumraum in Paderborn voranbringen

Zu den zu klärenden Themen gehören der zukünftige Standort, Öffnungszeiten, Finanzierung und weitere mögliche Fragestellungen. Mit in die Planungen einzubeziehen seien der Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreises sowie der Sozialausschuss der Stadt Paderborn.

Kern eines Drogenkonsumraums sei es, suchtkranken Menschen einen geschützten Ort zu bieten, um unter hygienischen Bedingungen und unter medizinischer Aufsicht Drogen zu konsumieren. Die Einrichtung ziele darauf ab, gesundheitliche Schäden zu minimieren, den Ausstieg aus der Sucht zu erleichtern und zugleich die öffentliche Sicherheit zu erhöhen.

INFORMATION


Übernachtungsplätzen für Obdachlose

Die Paderborner Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen stellt im nächsten Sozialausschuss am Dienstag, 4. März, das Thema Obdachlosigkeit in den Mittelpunkt. „Paderborn ist eine Großstadt, in der es zunehmend Menschen ohne festen Wohnsitz gibt“, wird Ausschussmitglied Sabine Kramm in einer Mitteilung zitiert. Deshalb sei vor vier Jahren die KIM-Übernachtungsstelle ausgebaut.

Nun fragen die Grünen nach, wie sich die Zahlen seitdem weiterentwickelt haben. „Das Problem betrifft immer mehr Menschen – auch aus der Mitte unserer Gesellschaft. Sie verlieren durch Schicksalsschläge, Erkrankung oder Arbeitslosigkeit ihre Wohnung und landen so auf der Straße“, sagt der grüne Ratsherr Ulli Möhl. Auch Frauen seien zunehmend betroffen.