Paderborn. Beim Thema Drogenkonsumraum gehen die Meinungen weiterhin auseinander. Nachdem die Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt jetzt mit Vertretern einer Bürgerinitiative in Köln, wo es solche Anlaufstellen bereits gibt, sprach, sieht sich IG-Innenstadt-Sprecherin Astrid Hunstig in ihren Sorgen bestätigt. Frank Wolters, der Bürgermeisterkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, begrüßt hingegen politische Entwicklungen, nach denen Pläne zu einem Drogenkonsumraum in Paderborn konkreter werden.
„Ein Drogenkonsumraum in unmittelbarer Nähe von Geschäften, Gastronomie und Wohnraum ist mit unserem Verständnis von Sicherheit, Lebensqualität und städtischer Entwicklung nicht vereinbar“, sagt Hunstig. In einer Pressemitteilung gibt die IG Innenstadt Äußerungen von Walter Schuch, Vorsitzender der Bürgerinitiative Neumarkt, wieder.
Trotz Sicherheitsdienst, der jährlich mit 400.000 Euro zu Buche schlage, seien die Zustände im Umfeld eines Drogenkonsumraums am Kölner Neumarkt unhaltbar. Die angrenzende Straße sei übersät mit Crackpfeifen, Spritzen, Müll, Urin und menschlichen Exkrementen. Der Geruch sei unerträglich. Es werde offen gedealt. Laut Schuch habe die Einrichtung des Drogenkonsumraums ausschließlich negative Auswirkungen auf das gesamte Umfeld rund um den Neumarkt gehabt. Wohnungen und Ladenlokale stünden leer.
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IG Innenstadt fürchtet Auswirkungen eines Drogenkonsumraums
„Auch in Paderborn spüren wir diese Auswirkungen bereits jetzt“, heißt es seitens der IG Innenstadt. „Ein Mitglied der IG Innenstadt versucht seit längerer Zeit vergeblich, seine Immobilie in unmittelbarer Nähe eines bekannten Drogen-Hotspots zu verkaufen. Ein Downgrading und Wertverlust des gesamten Viertels ist die Folge.“
Auch Wolters meldet sich per Pressemitteilung zu Wort. Er verweist auf den „mit breiter Mehrheit“ gefassten Beschluss im Sozial- und Gesundheitsausschuss des Kreises, die Überlegungen zu einem Drogenkonsumraum zu konkretisieren. „Der erste wichtige Schritt ist gemacht. Seit Jahrzehnten wird in Paderborn darüber diskutiert, einen geschützten Raum für suchtkranke Menschen zu schaffen, in dem sie Drogen konsumieren dürfen“, sagt der grüne Bürgermeisterkandidat.
Drogenkonsumraum in der Stadt sei nötiger denn je
„Die jüngst in der Presse dargestellten Probleme am Westerntor im Umfeld des beliebten Jugendtreffs Inscene machen einmal mehr deutlich, dass wir einen solchen Raum in Paderborn dringend brauchen.“ Wie berichtet, hatte AWO-Geschäftsführerin Ursula Hoentgesberg Mitte Juni die Situation durch die Drogenszene und deren Hinterlassenschaften vor dem Inscene-Eingang geschildert. Langfristig sei ein Drogenkonsumraum in der Stadt nötiger denn je, sagte Hoentgesberg.
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„Jeder Konsumvorgang, der nicht auf der Straße oder in einem Hinterhof, sondern in einem Konsumraum stattfindet, entlastet den öffentlichen Raum. Das würde an der Westernmauer unmittelbar für Entspannung sorgen“, meint Wolters. „Darüber hinaus kann ein solches Drogenhilfezentrum sofort und niedrigschwellig weitere Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für die erkrankten Menschen bieten.“