Schädel-Hirn-Trauma

Schwere Verletzung: Paderborner Ärzte retten jungen Bad Driburger mit einem 3D-Drucker

Nach einem Unfall hat der 24-jährige Pavlo L. ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Im Brüderkrankenhaus St. Josef handelt das Team schnell.

Während der Nachsorge untersucht der Paderborner Neurochirurg Abdulhannan Alaboud die künstliche Schädeldecke seines Patienten Pavlo L., der bald wieder arbeiten will. | © Brüderkrankenhaus St. Josef

19.04.2025 | 19.04.2025, 14:38

Paderborn/Bad Driburg. Neurochirurgen des Paderborner Brüderkrankenhauses St. Josef haben einem 24-Jährigen nach einem schweren Unfall geholfen. Mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ist er vor Kurzem ins Krankenhaus eingeliefert worden. Bei der Behandlung spielt auch ein 3D-Drucker eine Rolle.

Nach dem Unfall von Pavlo L. in Bad Driburg sind seine Überlebenschancen gering, berichtet die BBT-Gruppe, dem das Brüderkrankenhaus angehört. „Der Patient wurde mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma bei uns eingeliefert“, sagt Neurochirurg Abdulhannan Alaboud. Er ist Oberarzt in der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie des Brüderkrankenhauses. Die Blutung im Kopf habe gedroht, das Gehirn einzudrücken. Die Schäden, die dabei entstehen können, seien irreparabel.

Der junge Mann ist bewusstlos, als er mit dem Notarztwagen im Brüderkrankenhaus ankommt. Die Neurochirurgen ordnen sofort eine Computertomografie an. Nur so können sie anschließend das Ausmaß der Schädelverletzung einschätzen. „Die Bilder zeigten eine massive Blutung mit Schwellung. Wir nennen das subdurales Hämatom. Da das Blut im Kopf nirgendwo hinkann, mussten wir den Schädel unverzüglich auffräsen“, sagt Alaboud.

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Paderborner Arzt muss die Schädeldecke öffnen

Ein Team von Neurochirurgen ist im OP, um das Leben von Pavlo L. zu retten: Nachdem Alaboud die Schädeldecke geöffnet und den Knochendeckel abgenommen hat, zerschneidet er die Hirnhaut. Das Loch, das dabei entsteht, ist etwa so groß wie eine Espressotasse. „Durch diese Öffnung haben wir das Blut abgesaugt“, sagt Alaboud.

Anschließend wird Pavlo L. mit einer speziellen Hirnsonde versorgt. Mithilfe der Sonde können die Ärzte den Druck im Gehirn kontrollieren. Drei Wochen lang liegt der Patient im künstlichen Koma auf der Intensivstation. Als er daraus erwacht, hat er 15 Kilogramm Gewicht verloren.

Von Tag zu Tag bessert sich sein Zustand. Seine Sprache wird wieder deutlicher, bald kann er alleine essen. Physiotherapeuten helfen ihm dabei, die Muskulatur aufzubauen und wieder auf die Beine zu kommen. Das ganze Team freut sich, als Pavlo L. schließlich nach fünf Wochen in die Rehabilitation entlassen wird. Alaboud: „Wenn sich Patienten nach dermaßen schweren Verletzungen so gut entwickeln, ist das etwas, woraus alle Kraft schöpfen.“

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Patient möchte bald wieder arbeiten

Vier Monate vergehen, ehe die zweite Operation ansteht. „Vor wenigen Tagen haben wir bei Pavlo L. eine künstliche Schädeldecke eingesetzt. Der Knochenersatz wurde aus einer Kunststoffmischung in einem 3D-Drucker gefertigt“, so Alaboud. Er ist glücklich, dass der Patient gesund ist und keine neurologischen Defizite hat: „Häufig bleiben dauerhaft Halbseitenlähmungen oder Sprachstörungen zurück, im schlimmsten Fall liegt der Patient sein Leben lang im Wachkoma.“

Pavlo L. fängt demnächst wieder an zu arbeiten. Er ist Fensterbauer und freut sich darauf, seinen Alltag zurückzuhaben.

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