Paderborner Jugendamt

Zahl der Kindeswohlgefährdungen ist in Paderborn deutlich gestiegen

Wird ein Kind misshandelt, missbraucht, vernachlässigt? In mehr Fällen werden Jugendschützer in Paderborn alarmiert, um das zu überprüfen.

Beim Jugendamt Paderborn steigt die Zahl der Meldungen von Kindeswohlgefährdungen an. | © ZB

Niklas Tüns
14.03.2025 | 14.03.2025, 09:00

Paderborn. Kindeswohl ist ein hohes Gut. Doch manche Kinder werden vernachlässigt, seelisch oder körperlich misshandelt oder sexuell missbraucht. Teils erleiden sie auch eine Kombination dieser Vorfälle. Im vergangenen Jahr gingen beim Paderborner Jugendamt 752 Meldungen zur Kindeswohlgefährdung ein – ein Höchstwert.

In 358 dieser Fälle habe sich die Kindeswohlgefährdung bestätigt, teilte jetzt das Jugendamt im Jugendhilfeausschuss mit. Damit ist die Zahl der bestätigten Fälle um 45 Prozent im Vergleich zu 2023 angestiegen. 294 Meldungen standen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Zur Einordnung dieser hohen Zahlen sagte Jugendamtsmitarbeiter Michael Beine: „2024 waren ungewöhnlich oft sehr kinderreiche Familien bei den bestätigten Meldungen enthalten.“ Jedes Kind zähle dabei als einzelner Fall.

Auch in den Vorjahren waren die Fallzahlen meist steigend. In der Vergangenheit wurde diese Entwicklung seitens des Paderborner Jugendamtes auch damit erklärt, dass die Sensibilität in der Bevölkerung seit dem Bekanntwerden des Missbrauchsfalls Lügde größer geworden sei. Meldungen kommen meist aus Schulen und Kitas, von Kinderärzten sowie dem persönlichen Umfeld – etwa von weiteren Familienangehörigen und Freunden.

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Kosten beim Paderborner Jugendamt sind gestiegen

Auch eine gestiegene Zahl der Inobhutnahmen registrierte das Paderborner Jugendamt: 197 waren es im Jahr 2024 (2023: 172). Bei 52 von ihnen handelte es sich um sogenannte „unbegleitete minderjährige Ausländer“ (UMA). Die durchschnittliche Dauer einer Inobhutnahme sollte – so der Zielwert – 30 Tage umfassen, der tatsächliche Durchschnitt liegt allerdings bei 73 Tagen. Es fehle an Unterbringungsmöglichkeiten, sagte Beine.

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Bei den Inobhutnahmen verzeichnete das Paderborner Jugendamt eine Kostensteigerung um 940.000 Euro auf knapp drei Millionen Euro. Auch in anderen Bereichen haben sich die Aufwendungen deutlich erhöht. In der wirtschaftlichen Jugendhilfe kamen Kosten von knapp 50 Millionen Euro zusammen – sieben Millionen Euro (16,6 Prozent) mehr als 2023.

Das Fallaufkommen im Jugendamt ist zwar auch gestiegen, wenngleich mit sechs Prozent nicht so stark. Gründe für die Kostenerhöhungen sieht Michael Beine in der Inflation, in der Tarifsteigerung und eine Angebotsknappheit. Zudem seien die Standards für eine Heimunterbringung nach oben gesetzt worden.