Paderborner Bauern sprechen über Sorgen und Erfolge

Kreis Paderborn. Die Getreideernte im Winter 2023/2024 war gut, der Sommer trieb Bauern hingegen Sorgenfalten auf die Stirn. Das haben Kreislandwirtin Susanne Mönnikes, Vize Eduard Gockel und OWL-Kammerchef Stefan Berens aus Sicht der Paderborner Landwirtschaftskammer bei ihrer Jahresbilanz für die heimische Landwirtschaft verraten. Positive Nachrichten gibt es beim landwirtschaftlichen Nachwuchs. Überdurchschnittliche Niederschlagsmengen seien 2024 eine große Herausforderung für die Höfe gewesen. &bdquo;In den Monaten November und Dezember 2023 sowie im Januar und Februar 2024 stand das aufgelaufene Getreide teils im Wasser, sodass auch im Frühjahr 2024 noch eigentlich schon bestellte Flächen umgebrochen werden mussten. In unserem Kreis wurde daher mehr Sommergetreide und Mais angebaut. Auch der Anbau von Kartoffeln oder Zuckerrüben wurde ausgedehnt“, sagte der stellvertretende Kreislandwirt Gockel aus Wewer. Lesen Sie auch: Junge Bürenerin erklärt den Großstädtern in Berlin die Landwirtschaft Nicht nur die Landwirte im Paderborner Land hätten dies zu spüren bekommen, auch andere Regionen NRWs litten unter eher schlechten Erträgen. Im Landesschnitt seien 7,1 Tonnen Weizen pro Hektar geerntet worden. Erträge und Qualitäten im Kreis Paderborn bezeichnen die heimischen Bauernvertreter als &bdquo;durchschnittlich“, Weizen lieferte demnach etwa 7,5 bis 8,5 Tonnen pro Hektar. Erfolge gab es bei den Sommerfrüchten zu verzeichnen. Die Landwirte sprechen für den Kreis Paderborn von einer &bdquo;sehr guten Ernte“. Beim Sommerhafer seien Erträge von bis zu 5,5 Tonnen pro Hektar keine Seltenheit gewesen. Mais und Zuckerrüben hätten Spitzenerträge erbracht, allerdings &bdquo;mit eher durchschnittlichen Qualitäten“. Und auch die Kartoffeln hätten zumeist gute Erntemengen mit einer großen Spannweite ergeben - von &bdquo;leicht unter Durchschnitt“ bis &bdquo;Rekordertrag“ sei alles dabei gewesen. Grünland profitiert vom feuchten Boden Leiden musste der Boden. Striegel- und Hackmaßnahmen, als Alternative zur chemischen Unkrautbekämpfung, hätten aufgrund des viel zu feuchten Bodens oft nicht zeitgerecht durchgeführt werden können, Düngung und Pflanzenschutz seien in vielen Fällen mit tiefen Fahrspuren verbunden gewesen. Landwirt Gockel ergänzt: &bdquo;Auch das Grünland lieferte mengenmäßig einen satten und wirklich zufriedenstellenden ersten Schnitt. Und durch die vorhandene Bodenfeuchte begannen die Bestände auch zügig wieder zu wachsen, sodass der nächste Schnitt auch nicht lange auf sich warten ließ.“ Als wichtigen Baustein für die Zukunft der Branche nennt die Landwirtschaftskammer das Versuchswesen, etwa für neue Aussaattechniken. So werde die Aussaat von Zwischenfrüchten mit einer Drohne erprobt, um weitere Möglichkeiten der Fruchtfolge zu testen. &bdquo;Ein neutrales Versuchswesen ist das Rückgrat der Pflanzenbauberatung. Hierüber lässt sich bei der Sortenwahl das Anbaurisiko für den Ackerbauern deutlich reduzieren und wir können vor dem Hintergrund der Klimaveränderung auch Sorten hervorheben, die bei Trocken- oder Hitzestress noch leistungsfähig sind“, sagt Berens. Ausbildung des Landwirtnachwuchses auf hohem Niveau Herausforderungen im Ackerbau nähmen ständig zu. Zukünftig gelte es mehr denn je, den Spagat zwischen hohen Erträgen und mehr Ressourcenschutz zu meistern, bilanzieren die Fachleute. Auch interessant: Landwirte aus dem Kreis Paderborn feiern ihr großes Fest mit 1.000 Teilnehmern Während das Handwerk allerorten über fehlende Auszubildende klagt, bewegen sich in der Landwirtschaft die Ausbildungszahlen laut Kammer weiterhin auf hohem Niveau. So würden am Berufsschulstandort Paderborn (Gregor-Mendel-Berufskolleg) im Schuljahr 2024/2025 allein 113 Schüler als Landwirte ausgebildet. Im Anschluss an die Ausbildung strebe ein großer Teil der Absolventen den Besuch der landwirtschaftlichen Fachschule oder die Aufnahme eines Studiums an. In NRW ist die Landwirtschaftskammer zuständig für die Berufsbildung in 14 &bdquo;grünen“ Berufen. Kreislandwirtin Mönnikes aus Haaren umschreibt die dauerhaften Herausforderungen ihrer Branche: &bdquo;Verbraucher erwarten gute, bezahlbare Lebensmittel, dass die Ernährung gesichert ist und dabei natürlich auch die Umwelt und Natur geschützt wird. Auch wird erwartet, dass wir für artgerechte Tierhaltung sorgen und Pflanzen standortgerecht anbauen. Das ist schon eine Mammutaufgabe, aber noch lang nicht alles. Wir sollen auch noch unseren Beitrag zum Erhalt der ländlichen Regionen und der Kulturlandschaften leisten, zur Bewältigung des Klimawandels sowie zur Energiewende beitragen.“ Sie fordert von der Politik daher Zuverlässigkeit: &bdquo;Um das alles zu bewerkstelligen, brauchen die Landwirte vor allem akzeptable Rahmenbedingungen und Planungssicherheit.“ Sie konkretisiert: &bdquo;Für uns steht klar fest: Die deutsche Politik muss nicht immer einen Sonderweg innerhalb der EU gehen oder Vorreiter sein, diesen Luxus können wir uns nicht leisten. Daher schauen wir jetzt ganz gespannt auf die Ergebnisse der anstehenden Bundestagswahlen.“

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