Landwirte im Kreis Paderborn kommen mit einem blauen Auge davon

Kreis Paderborn. Hermann Beiermann und sein Team haben aktuell viel zu tun, sehr viel sogar. Die sechs Mähdrescher des Lohnunternehmens Agrarservice Sintfeld sind fast rund um die Uhr unterwegs, um das derzeitige beste Erntewetter auszunutzen. &bdquo;Gestern wurde es 1.30 Uhr, morgens um 7 Uhr waren wir wieder auf dem Feld“, sagt Beiermann. Vier bis fünf Hektar pro Stunde schaffen die großen Maschinen mit den über zehn Meter breiten Mähwerken. &bdquo;Das Zeitfenster für die Ernte wird immer kleiner. Wir haben fast vier Wochen nichts machen können und jetzt sind alle Felder fast gleichzeitig reif dafür“, schiebt der erfahrene Lohnunternehmer hinterher. Aber mit 12- bis 15-Stundenschichten sei das trotzdem zu schaffen. &bdquo;Wir mussten lange auf die Ernte warten, aber jetzt sieht es sehr gut aus. Und große Ausfälle haben wir trotz des vielen Regens kaum“, zieht Ferdinand Falke, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer, eine recht positive Bilanz. Die Gerste ist schon abgeerntet, Weizen, Roggen und Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) sind aktuell dran und auch die Rapsernte läuft. &bdquo;Der ergiebige Regen war für die Natur natürlich sehr wichtig. Auch für den Mais, Zuckerrüben und Grünland war das gut. Der Weizen war allerdings schon überreif und bekam einen Schwärzepilz. Aber das ist nichts Schlimmes, die Körner sind kerngesund“, erklärt Falke auf dem Feld von Martin Rörig bei Fürstenberg. &bdquo;Wie erwartet variieren die Erträge im Kreisgebiet - das liegt an der Höhe, den verschiedenen Böden und der Wasserversorgung“, so der Pflanzenbauberater. Die Felder bei Bleiwäsche liegen 480 Meter hoch und im Delbrücker Land sind es nur rund 75 Meter, nennt er die krassen Höhenunterschiede im Paderborner Land. Lesen Sie auch: Regen-Notstand im Kreis Paderborn: Das bedeutet die Trockenheit für die Ernte Höchsten Marktwert hatte Weizen zu Beginn des Ukrainekrieges Beim Winterweizen rechnet Falke mit 7 bis 10 Tonnen Ertrag pro Hektar, die Erlöse liegen bei 17 bis 17,50 Euro pro 100 Kilo. &bdquo;Wir sind aber etwas unter Druck geraten und müssen den Markt beobachten“, meint Rörig, der gut 100 Hektar in Fürstenberg bewirtschaftet. Er könne das Korn aber auch einlagern und dann später verkaufen. Den höchsten Marktwert hatte Weizen zu Beginn des Ukrainekrieges, da habe der Preis bei 38 Euro gelegen, so Rörig. &bdquo;Das war aber ein Ausreißer nach oben.“ Beim Winterraps werden 3,2 bis 4,8 Tonnen erwartet. Verkauft werden könne der Doppelzentner für 44 bis 45 Euro. Bei der Gerste, die am frühesten reife Getreidesorte, liege der Ertrag zwischen 6 und 9 Tonnen. Laut Falke seien die Landwirte im Delbrücker und Hövelhofer Raum größtenteils zufrieden mit der Ernte. &bdquo;Bei der Gerstenernte sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, bestätigt das auch Frank Hermelingmeier, Landwirt aus Steinhorst und Sprecher des landwirtschaftlichen Stadtverbandes Delbrück. Die lange Dürreperiode im Frühjahr und Frühsommer habe zwar für eine mengenmäßig geringere Gerstenernte gesorgt, die Kornqualität sei aber sehr hoch. &bdquo;Das trockene Frühjahr hatte auch etwas Gutes. Der Pilzbefall war diesmal nur sehr gering, so dass deutlich weniger Pflanzenschutz eingesetzt werden musste“, merkt Falke, seit 40 Jahren in der Pflanzenbauberatung tätig, an. Trotz der den Umständen entsprechend guten Ernte gebe es auch einen Stimmungsdämpfer, so Eduard Gockel, stellvertretender Vorsitzender des landwirtschaftlichen Kreisverbandes. Die Erzeugerpreise für Getreide seien aktuell auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig würden die Herstellungskosten immer weiter ansteigen. Daher hoffen die Landwirte auf eine Steigerung der Erzeugerpreise in den nächsten Wochen und Monaten.

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