Ausbesserungswerk, Bremer, Benteler: Warum kriselnde DB Cargo für Paderborn wichtig ist

Paderborn. Einige Paderborner Eisenbahner wollen an diesem Montag nach Berlin reisen, um vor dem Bundeskanzleramt und dem Bahntower an einer Demonstration teilzunehmen. Sie befürchten, dass der Konzern Deutsche Bahn zerschlagen wird. Sorgen gibt es insbesondere um die kriselnde DB Cargo, deren Zukunft direkte Auswirkungen auf das Paderborner Ausbesserungswerk hat. Das Fahrzeuginstandhaltungswerk ist von einer Schließung bedroht. DB Cargo ist aber auch für Unternehmen wie Bremer und Benteler relevant. Fragen und Antworten zur Bedeutung des Schienengüterverkehrs für Paderborn. Was macht DB Cargo überhaupt? Die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn AG hat circa 83.000 Güterwagen aller Gattungen. Sie ist insbesondere im sogenannten Ganzzug- und Einzelwagenverkehr unterwegs. Bei Erstem ist ein Güterzug vom Start- bis zum Zielbahnhof ohne Änderung der Zusammensetzung unterwegs. Beim Einzelwagenverkehr werden einzelne Wagen oder Wagengruppen zwischendurch umgruppiert. Warum steckt DB Cargo in der Krise? &bdquo;Aktuell gibt es eine Gemengelage, wegen der es für DB Cargo schwer ist, aus der kriselnden Situation herauszukommen“, sagt Andreas Steins. Der Paderborner, der seit mehr als vier Jahrzehnten im Ausbesserungswerk tätig ist, vertritt derzeit als stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender die Mitarbeitenden der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH. Neben der allgemein schlechten Konjunktur aktuell liege einer der Gründe für die Situation von DB Cargo darin, dass der Schienengüterverkehr vor einigen Jahren für private Unternehmen geöffnet wurde. &bdquo;Diese haben sich die Rosinen rausgepickt“, meint Steins. &bdquo;Das sind beispielsweise Ganzzüge auf lukrativen, längeren Strecken wie die Nord-Süd-Schiene. Dagegen steht der defizitäre Einzelwagenverkehr, bei dem verlangt wird, dass die Deutsche Bahn ihn fährt.“ Trotz Förderung durch den Bund in dreistelliger Millionenhöhe sei der Einzelwagenverkehr nicht auskömmlich. Seit Jahren fährt DB Cargo hohe Verluste von bis zu 500 Millionen Euro jährlich ein, die der DB-Mutterkonzern ausgeglichen hat. Diese Unterstützung hat die EU-Kommission nun aber verboten. &bdquo;2026 muss DB Cargo daher mindestens eine schwarze Null schreiben“, sagt Steins. In der Folge will sich DB Cargo umstrukturieren und womöglich Tausende Arbeitsplätze abbauen. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hält eine Insolvenz von DB Cargo für eine &bdquo;sehr realistische Möglichkeit“, so Steins. Was bedeutet das Straucheln bei DB Cargo für das Paderborner Ausbesserungswerk? Das Ausbesserungswerk, das zur DB-Tochter DB Fahrzeuginstandhaltung gehört, hat als Hauptkundin DB Cargo. Weniger Aufträge von Cargo machen sich also direkt bemerkbar. &bdquo;In vielen Bereichen gibt es aktuell Kurzarbeit von teilweise 50 Prozent. Wir schauen von Monat zu Monat, inwieweit Aufträge reinkommen“, sagt Steins. Weiterhin fehlende Aufträge oder gar eine Insolvenz von DB Cargo könnte die Schließung des Paderborner Werks zur Folge haben, befürchtet er. Ähnlich sieht es die für Paderborn zuständige EVG-Geschäftsstellenleiterin Sabine Kauer. Die Lage bei DB Cargo und generell eine Zerschlagung der DB könne einen Sog entwickeln. &bdquo;Im Moment sind die Befürchtungen da, dass das Fahrzeuginstandhaltungswerk Paderborn einer der ersten ist, der in den Sog gezogen wird“, sagt Kauer. Eine Schließung des letzten DB-eigenen Werks für schwere Güterwageninstandhaltung wäre nach Ansicht von Steins fatal. &bdquo;Wenn das Werk einmal geschlossen ist, dann ist es dauerhaft weg. Davor warne ich.“ Mehr zur befürchteten Schließung in Paderborn: Was die DB zum Ausbesserungswerk sagt Neben DB Cargo ist das Paderborner Werk für weitere Güterwagen im DB-Unternehmen – zum Beispiel dem Sylt-Shuttle – tätig. Zudem lassen private Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre Wagen auf dem Gelände in Paderborn untersuchen und ausbessern. Zusätzlich würden pro Jahr rund 35.000 Radsätze gewartet und aufgearbeitet, berichtet Steins. 800 Menschen arbeiten an der Hermann-Kirchhoff-Straße. Mehr zum Thema des Ausbesserungswerkes: Große Pläne für das Werk in Paderborn Welche Bedeutung hat der Schienengüterverkehr für andere Unternehmen in Paderborn? Während DB Cargo Kundin des Ausbesserungswerks ist, sind andere Paderborner Unternehmen Kunden von DB Cargo. Bremer, Benteler und die Entsorgungsfirma Peitzmann nutzen beispielsweise einen direkten Firmengleisanschluss, sagt Ulrich Koch. Der SPD-Ratsherr ist in der EVG tätig, langjähriger Eisenbahner und arbeitet bei DB Cargo. Er nennt ein Beispiel: Die Unternehmen befüllen die Waggons, diese werden zum Hauptbahnhof gebracht, dort gruppiert und über Hagen in Richtung Seehäfen oder anderen Zielen geschickt. &bdquo;Wenn wir als DB Cargo nicht mehr da sein sollten, können wir die Firmen nicht mehr bedienen und der Güterverkehr kommt auf die Straße“, meint Koch. Wie viel zusätzlicher Straßenverkehr das wäre, lässt sich nur erahnen. Im unternehmenseigenen Magazin berichtete Bremer etwa, dass in &bdquo;einem sehr guten Jahr wie 2019“ 16 Prozent der Transporte per Bahn erfolgten. Dies entspreche 46.000 Tonnen, umgerechnet 1.500 Lkw. Zudem könnten die Waggons bis zu 25 Meter lange und bis zu 60 Tonnen schwere Fertigteile transportieren – &bdquo;ohne behördliche oder polizeiliche Sondergenehmigung“, heißt es in dem Bericht im Bremer-Magazin. Benteler hat laut Koch mehrere Standorte in Paderborn mit Gleisanschluss. Auf &bdquo;NW“-Nachfrage teilt das Unternehmen mit: &bdquo;Der Schienenverkehr bietet für ein Industrieunternehmen wie Benteler klare Vorteile – sowohl in Bezug auf die Liefervolumen als auch auf Nachhaltigkeit.“ .responsive23-4WrhkWxj2a1UTrjG-map-250121-ausbesserungswerk-db-pb { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-4WrhkWxj2a1UTrjG-map-250121-ausbesserungswerk-db-pb { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-4WrhkWxj2a1UTrjG-map-250121-ausbesserungswerk-db-pb { padding-top: 142.86%; } }

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