Tausende Unterstützer: Paderborn kämpft ums Ausbesserungswerk und viele Jobs

Paderborn. Mark Bartram, seit 2018 im Paderborner Ausbesserungswerk beschäftigt, formuliert es noch freundlich: &bdquo;Die Stimmung im Werk ist nicht so prickelnd.“ Am Donnerstagnachmittag setzte er sich auf dem Rathausplatz für seinen Arbeitsplatz und den von Hunderten Kollegen ein. Vor dem Rathaus sammelten Beschäftigte und Gewerkschaftsvertreter Unterschriften für den Erhalt des Ausbesserungswerks. Einige Passantinnen und Passanten haben unterschrieben. Bislang etwas mehr als 4.000 Menschen (Stand Freitagmorgen) haben sich überdies einer Online-Petition gegen &bdquo;die drohende Schließung der DB-Fahrzeuginstandhaltung“ in Paderborn angeschlossen. Zwar hat das Werk etwas Zeit gewonnen. Denn dessen Hauptkundin DB Cargo hat Pläne verworfen, bis Herbst massiv Aufträge aus dem hiesigen Werk abzuziehen. Laut Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wären dann 70 Prozent der Revisionsleistungen weggefallen, was 60 Prozent der Belegschaft direkt getroffen hätte. Aber wie es über den Herbst hinaus in dem Paderborner Werk weitergeht, ist nach wie vor unklar. &bdquo;Es gibt kein Bekenntnis zu dem Standort“, berichtet Sabine Kauer von der EVG. Dutzende Mitarbeitende haben das Paderborner Ausbesserungswerk bereits verlassen Diese Unsicherheit sei mit das Schlimmste, sagen Andreas Steins und Christian Benthe vom Betriebsrat. &bdquo;Das ist das, was zermürbt“, meint Steins, stellvertretender Gesamtbetriebsrat der DB Fahrzeuginstandhaltung. &bdquo;Andersrum bin ich froh, dass noch keine Entscheidung gefallen ist. Denn wenn eine Entscheidung da ist, dann steht sie auch.“ Weil sie nicht wüssten, wie ihre berufliche Zukunft im Ausbesserungswerk aussehe, &bdquo;haben uns seit Jahresanfang schon 30 Leute verlassen“, sagt Benthe, Betriebsratsvorsitzender für das Paderborner Werk. Hinzukämen Mitarbeitende, die bereits 2024 wegen der unsicheren Situation gegangen seien – quer durch alle Abteilungen. Mehr zum Thema: DB-Pläne wären &bdquo;schneller Tod“ für das Ausbesserungswerk gewesen Paderborns Bürgermeister: &bdquo;Wir lassen uns das Ausbesserungswerk nicht nehmen“ 700 Menschen sind direkt bei der DB Fahrzeuginstandhaltung in Paderborn angestellt. Weitere 100 Beschäftigte arbeiten auf dem Gelände für andere Bereiche, etwa der DB Gastronomie. Bei einer Schließung wären also viele Mitarbeitende und deren Familien direkt betroffen, sagt Bürgermeister Michael Dreier gegenüber der &bdquo;NW“. &bdquo;Wir lassen uns das Ausbesserungswerk nicht nehmen.“ Er sei überzeugt, dass Aktionen wie die Petition, die Unterschriftensammlung vor Ort und eine geplante Demo der EVG am kommenden Dienstag in Berlin Wirkung bei Deutscher Bahn und der Bundespolitik entfalteten. Laut Dreier seien inzwischen auch der Bundeskanzler, der NRW-Ministerpräsident sowie die Verkehrsminister von Bund und Land angeschrieben und um Hilfe sowie Unterstützung gebeten worden. Mehr zum Paderborner Ausbesserungswerk: Eisenbahner protestieren vor den Werkstoren Auf lokaler Ebene erhält das Ausbesserungswerk, in dem im Laufe der vergangenen Jahrzehnte rund 3.500 Menschen ausgebildet worden sind, breite politische Unterstützung. &bdquo;Das Werk ist von großer Bedeutung für die Stadt“, sagt CDU-Ratsherr Bernhard Schaefer. &bdquo;Und ich denke, dass alle demokratischen Parteien dieser Meinung sind.“ So haben sich auch SPD, die Linke und Gewerkschafts-Grün zu Wort gemeldet, die den dauerhaften Erhalt des Paderborner Ausbesserungswerks fordern. Unterstützung der Paderborner Politik für das Werk &bdquo;Wir appellieren an die Stadtverwaltung, den – leider geringen – kommunalen Handlungsspielraum voll auszunutzen und Gespräche an höchster Stelle zu führen, um das Ausbesserungswerk zu erhalten“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Franz-Josef Henze. Laut SPD würde ein &bdquo;massiver Verlust von Arbeitsplätzen bis hin zur Schließung des Werkes“ volkswirtschaftlich keinen Sinn ergeben. &bdquo;Gibt es weniger Instandhaltungen, schadet dies weiter unserer ohnehin schon erneuerungsbedürftigen Infrastruktur sowie unserem Ziel, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen“, so die SPD. Mehr zum Thema: Warum kriselnde DB Cargo für Paderborn wichtig ist Ähnlich sieht es Gewerkschafts-Grün. &bdquo;Die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn wir die Schiene stärken – und dazu braucht es leistungsfähige Instandhaltungswerke wie in Paderborn“, sagt deren Paderborner Sprecher Jörg Schlüter. &bdquo;Statt kurzsichtiger Kostensenkung muss die DB in Qualität und Zukunft investieren. Die Bundesregierung muss hier endlich Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass der Bund als Eigentümer der Bahn nicht zulässt, Arbeitsplätze und Infrastruktur zu opfern.“ Laut Charlotte Neuhäuser, Paderborner Bundestagsabgeordnete der Linken, brauche es jetzt Investitionen und Planungssicherheit. Sie sagt: &bdquo;Wer sich vom Schienengüterverkehr verabschiedet, verabschiedet sich auch von jedem klimapolitischen Anspruch.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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