Angeklagter zu tödlichem Libori-Streit: „Es war niemals meine Absicht“

Paderborn. Nicht einmal acht Stunden zuvor sind die Böllerschüsse verklungen, mit denen traditionell das Liborifest seinen Anfang nimmt, als es auf dem Berg in einem Biergarten zu einer verhängnisvollen Auseinandersetzung kommt. Zwei alkoholisierte Männer geraten über eine kleine schwarze Plastiktüte und etwas Müll aneinander, am Ende schlägt einer von ihnen mit der Faust zu, sein Gegenüber stürzt nach hinten, schlägt mit dem Kopf auf den Asphalt und stirbt am nächsten Tag infolge seiner schweren Kopfverletzung. &bdquo;Es war nicht meine Absicht, dass etwas passiert“, sagt ein halbes Jahr später Markus G. (Namen geändert) vor dem Landgericht Paderborn. Dort muss er sich dem Vorwurf der vorsätzlichen Körperverletzung mit Todesfolge stellen. Dem 60-Jährigen, der in Ludwigslust zu Hause ist, ist es anzumerken, dass ihm der Vorfall schwer zu schaffen macht. Immer wieder birgt er die Stirn in seinen Händen, ab und an reibt er sich die Augen und als die Lebensgefährtin des Verstorbenen ihre Aussage macht, mag er gar nicht aufsehen. Seit dieser Nacht im Juli kann er nicht mehr schlafen, &bdquo;weil er mit der Situation selbst nicht klar kommt“, sagt sein Verteidiger Jann Henrik Popkes, der zunächst im Namen von Markus G. ein Geständnis ablegt. Tödlicher Streit auf Libori: Paderborner Staatsanwaltschaft erhebt Anklage Und so scheint es für den 60-Jährigen fast eine Erleichterung zu sein, als er sich den Fragen des Gerichts stellen kann. Offen erzählt er von dieser unglückseligen, kleinen Plastiktüte, die er an dem späten Samstagabend von dem Stehtisch nahm, an dem er zusammen mit seiner Frau und Freunden aus Paderborn noch ein Bier trinken wollte. Nach seiner Erinnerung bugsierte er diese auf den Tisch einer Bierzeltgarnitur, an dem niemand gesessen habe. Allerdings habe sich der später verstorbene Werner O. am Tisch nebenan über sein Verhalten mokiert. Einige Minuten sei Ruhe gewesen, doch dann habe der 71-Jährige auf dem Weg zur Theke bei ihm am Stehtisch Halt gemacht und nochmals den Tüten-Vorfall zur Sprache gebracht. Nach einem Wortwechsel folgt wohl ein Griff in den Nacken Markus G. schildert einen Wortwechsel, in dessen Verlauf ihn Werner O. an den Nacken gefasst habe. &bdquo;Das war kein Freundschaftsgriff“, sagt der 60-Jährige und erzählt, dass dabei sogar seine Halskette gerissen sei. &bdquo;Lass mich los, fass mich nicht an“, habe er gesagt - und schließlich dem anderen einen Schlag ins Gesicht verpasst. Was dann passierte habe ihn &bdquo;geschockt“, so der Angeklagte. Denn der Borchener stürzte nach hinten, schlug mit dem Kopf auf und zog sich dabei letztlich tödliche Schädelverletzungen zu. Auch berichtet: 71-Jähriger stirbt nach Sturz bei Auseinandersetzung auf Libori-Kirmes Obschon der Angeklagte ein Geständnis abgelegt hat, wollen die Richter die Geschehnisse genau klären. Denn so ganz einig sind sich die Frauen und Männer, die an diesem Abend in dem Biergarten feierten, nicht über den Ablauf der Geschehnisse. So beschreibt eine völlig unbeteiligte Zeugin einen Wortwechsel zwischen den beiden Männern, in dessen Verlauf Werner O. den Angeklagten in den Nacken griff. Zeugen machen unterschiedliche Aussagen Andere schildern einen plötzlichen Schlag, ohne dass sie zuvor eine verbale Auseinandersetzung bemerkt hätten. &bdquo;Für mich war da keine Gefahr im Verzug“, sagt die Lebensgefährtin des 71-Jährigen. Dieser habe sie noch, kurz bevor ihn der Schlag traf, &bdquo;angelächelt. Er war total entspannt.“ Dass Werner O. den Angeklagten angefasst habe, kann sie sich nicht vorstellen. &bdquo;Er war kein Mensch, der seine Hand gegen andere erhebt“, erklärt sie. Lesen Sie auch: Nach tödlichem Sturz und Anschlagsdrohung in Paderborn: Erzbischof äußert sich Wie die Richter diese Aussagen werten, wird sich wohl bereits am nächsten Verhandlungstag, Mittwoch, 12. Februar, zeigen, nachdem die Kammer unter dem Vorsitz von Richter Eric Schülke die Ausführungen des Rechtsmediziners sowie die Schlussvorträge von Verteidigung und Anklage gehört hat.

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