Verurteilt: Altenbekener muss wegen Kindesmissbrauchs jahrelang ins Gefängnis

Altenbeken. Drei Tage lang hat Bert L. (Namen geändert) auf der Anklagebank vor der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn gesessen. Sein Gesicht ist verschlossen, er blickt starr nach vorne. Der 35-Jährige weiß, dass es eine schwere Schuld ist, die er auf sich geladen hat. Denn er hat das Vertrauen seiner Lebensgefährtin, aber vor allem das Vertrauen ihrer kleinen Tochter ausgenutzt, als er die anfangs erst vier Jahre alten Marie von Spätsommer 2023 bis April 2024 sexuell missbrauchte. Und so findet er offene Worte, die er den Richtern für ihre Urteilsberatung mit auf den Weg gibt. &bdquo;Abscheulich und unverzeihlich“ sei das, was er dem Mädchen, aber auch dessen Eltern angetan habe, sagt Bert L. &bdquo;Ich werde die Konsequenzen tragen.“ Tatsächlich hat der 35-Jährige immer wieder die Zutraulichkeit von Marie ausgenutzt, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Zwölf Taten hat die Staatsanwaltschaft Paderborn aufgelistet - und dabei maßgeblich all das notiert, was Bert L. im Sommer vergangenen Jahres einer Polizeibeamtin in einer langen Vernehmung gestand. Denn das kleine Mädchen konnte zwar zunächst der Großmutter und dann dem Vater Einblicke in die Geschehnisse vermitteln, doch eine Aussage vor der Polizei war Marie nicht möglich. Lesen Sie hierzu: Altenbekener gesteht Kindesmissbrauch auf dem Krankenbett Wie sich das Geständnis des Altenbekeners auf das Strafmaß auswirkt Und so wertet dann das Gericht am Ende der Beweisaufnahme das sehr frühe Geständnis des Angeklagten, dem ein Suizidversuch vorausgegangen war, als &bdquo;werthaltig“, wie die Vorsitzende Richterin Nicole Klein betont. Dadurch habe das Mädchen weder ein weiteres Mal von Ermittlungsbeamten noch vom Gericht befragt werden müssen. &bdquo;Viele Verfahren scheitern, weil Kinder nicht in der Lange sind, die Taten konkret zu beschreiben“, erklärt die Vorsitzende. Deshalb müsse sich das Geständnis von Bert L. auf das Strafmaß auswirken. Positiv registrieren die Richter auch, dass der Angeklagte dem Mädchen bereits im Vorfeld des Prozesses 20.000 Euro Schmerzensgeld gezahlt hat. Ein Täter-Opfer-Ausgleich im Sinne des Gesetzes sei das aber nicht, erklärt Richterin Klein. Denn die Zahlung sei aus eigenem Antrieb verfolgt und nicht als Ergebnis eines kommunikativen Prozesses erfolgt, sie sei damit nicht &bdquo;Frieden stiftend“. Altenbekener missbraucht Kind: Eltern von Sechsjähriger erleben Stunden des Entsetzens Nebenklägerin: In der Pubertät kann das Erlebte wieder hochkommen &bdquo;Es macht nichts ungeschehen“, hat Nebenklagevertreterin Anja Brauckmann zuvor in ihrem Plädoyer betont. Dass die mittlerweile sechs Jahre alte Marie zurzeit unbelastet erscheine, sei allein dem verantwortungsbewussten Verhalten der Eltern und der gesamten Familie zu verdanken. Die Spätfolgen seien nicht absehbar, betont Brauckmann. Denn in der Pubertät könnte das Erlebte wieder hochkommen. Einen eigenen Strafantrag stellt die Nebenklagevertreterin nicht, Staatsanwalt Volker Wiederhold hat kurz zuvor fünf Jahre Haft gefordert, während sich Verteidiger Maximilian Steinert für eine Gefängnisstrafe von höchstens dreieinhalb Jahren ausgesprochen hat - vor allem mit Blick auf das Geständnis seines Mandanten. Nach einer halbstündigen Urteilsberatung sprechen sich die Richter für eine vierjährige Freiheitsstrafe aus. Bert L. zeige ernsthafte Reue, sein prozessuales Verhalten müsse sich auswirken, sagt die Vorsitzende und erklärt, Zweck einer Strafe sei es, Unrecht zu ahnden und einem Angeklagten das Unrecht zu verdeutlichen. Der letztgenannte Aspekt trete im Fall dieses Angeklagten zurück.

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