Paderborn erhält Fläche für größtes städtisches Bauprojekt

Paderborn. Knapp sechs Jahre war die Kasernenfläche an der Driburger Straße im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Nun wechselt sie erneut den Besitzer. Bei einer Schlüsselübergabe wurde die Fläche von der Bima der Stadt Paderborn übergeben. Dass auf dem circa 54 Hektar großen Gelände in den vergangenen Jahren wenig passiert ist, sieht man ihm an. Unkraut sprießt aus den Fugen des Kopfsteinpflasters, Dornenranken breiten sich an einigen Stellen aus und Wiesen wachsen in den Höfen zwischen den ehemaligen Kasernengebäuden der britischen Streitkräfte. Die nutzten den Standort nach dem Zweiten Weltkrieg, davor wiederum die Nationalsozialisten, die hier ein Panzerregiment unterbrachten. Statt einer Panzerkaserne schwebt der Stadt Paderborn nun ein Zukunftsquartier vor. Bis 2050 soll das Barker-Areal im Osten Paderborns in die restliche Stadt integriert werden. Später solle man gar nicht erkennen, dass der Bereich durch Mauern abgetrennt war, sagt Bürgermeister Michael Dreier. Preisfrage für Paderborner Gelände bleibt weiter ein Geheimnis Er nahm zusammen mit Kämmerer Markus Tempelmann, der Technischen Beigeordneten Claudia Warnecke, dem Leiter des Stadtplanungsamtes Thomas Jürgenschellert und der Leiterin des Amtes für Liegenschaften sowie Wohnungswesen, Meike Kemper, den Schlüssel zum Zukunftsquartier von der Bima entgegen. Stellvertretend für die Bima waren Jochen Altrogge, Hauptstellenleiter Verkauf Nordrhein-Westfalen, und Silvia Auffahrt, Bima-Abteilungsleiterin im Verkauf, in Paderborn vor Ort. Der Kaufvertrag für die ehemalige Kaserne wurde im Juli 2024 unterschrieben. Wie viel die Stadt der Bima dafür gezahlt hat, wollte sie nicht mitteilen, weil ein Stillschweigen vereinbart wurde. Wie die &bdquo;NW“ im November berichtete, hieß es im Frühjahr 2024, dass &bdquo;zur Finanzierung des Ankaufs von Konversionsflächen“ voraussichtlich 63,8 Millionen Euro &bdquo;zusätzlich benötigt“ werden. Nach &bdquo;NW“-Informationen ist mit den genannten Flächen ausschließlich das Barker-Areal gemeint gewesen. Lesen Sie dazu mehr: Der Fahrplan für Paderborns neues Stadtviertel Was in den kommenden Jahren geplant ist Jetzt wird das Gelände aber erst einmal für die zivile Nutzung umgebaut werden. Der erste Rückbau solle im Herbst oder Winter dieses Jahres erfolgen. 130 Gebäude gibt es auf der Fläche. Bei zwölf entlang der Driburger Straße sei bereits klar, dass sie erhalten werden würden. An andere Stelle müsse man schauen. &bdquo;Hier gibt es zum Beispiel eine Panzerhalle im Bestand“, sagt Dreier. Was mit solchen Gebäuden passiere, müsse noch geklärt werden. Was feststehe: Im ersten Bauabschnitt sollen circa 30 Gebäude abgerissen werden, wie die &bdquo;NW“ berichtete. Im letzten Quartal dieses Jahres wird für rund drei Jahre der Rückbau durchgeführt. Ein Großteil des Abbruchmaterials soll wiederverwendet werden. Stadtplaner Raphael Prell erklärt, dass das Kopfsteinpflaster auf dem Gelände teilweise verkauft werden könnte. In den kommenden Jahren des Umbaus sollen auch Zwischennutzungen möglich sein. Als Interessent wurde dabei die Initiative Neue Mobilität Paderborn (Nemo) genannt. Am Ende der Bauphase sollen 2.900 Wohneinheiten mit rund 7.000 Bewohnern und ein neuer Bahnhof entstehen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Universität mittels des bereits erbauten Start-up-Campus OWL bestehe ebenfalls. Dort seien 100 Start-ups aktiv. Auch bei weiteren Konversionsflächen in Paderborn gibt es Fortschritte Claudia Warnecke ergänzt, dass auch ein enger Austausch mit der Wirtschaftsförderung erfolge. &bdquo;Das ist für alle Beteiligten eine große Verantwortung“, sagt Warnecke. Neben Wohnraum sollen nämlich auch circa 4.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Zudem solle der Stadtteil aktiv das Klima schützen und auf eine Kreiswirtschaft setzen. &bdquo;Das Zukunftsquartier hat die Ambition, eines der innovativsten Stadtentwicklungsprojekte Europas zu sein“, sagt Dreier. Darüber hinaus habe es auch Gespräche mit anderen Städten der Region, wie Bielefeld, gegeben, weil das Projekt eine besondere Bedeutung für ganz Ostwestfalen-Lippe hätte. Bis spätestens im Sommer soll dann auch der Kauf des 20 Hektar großen Gebiets der ehemaligen Dempsey-Kaserne erfolgen. In einem nicht öffentlichen Teil einer Sitzung des Paderborner Stadtrates wurde dem Ankauf der Flächen zugestimmt. Dreier betont dabei mit Blick auf die Finanzlage der Stadt: &bdquo;Das läuft unabhängig vom Haushalt.“ Dieser wird voraussichtlich erst nach der Bundestagswahl beschlossen werden.

Meistgelesen