Kreis Paderborn. Der Schaden insgesamt beträgt wohl mehr als 140.000 Euro. Zwei Frauen haben am Montag bei der Paderborner Polizei Strafanzeigen wegen Betrugs gestellt, berichtet die Behörde. Eine 23-Jährige fiel wohl auf ein betrügerisches Gewinnversprechen herein. Opfer von sogenannten Romance- oder Lovescammer wurde eine 68-Jährige.
Im Fall der älteren Dame hatte es eine langfristige Entwicklung gegeben. So sei bereits Ende des Jahres 2023 vonseiten der Täter über das soziale Netzwerk „Facebook“ Kontakt zu der 68-jährigen Frau aus dem Kreis Paderborn aufgenommen worden. Anschließend sei über ein halbes Jahr lang per Chat eine emotionale Beziehung zu der Frau aufgebaut worden - inklusive Heiratsantrag.
Auch eine „Tochter“ des vermeintlichen Amerikaners habe aktiv in dem Chat mitgewirkt. Sie habe das Opfer sogar mit „Mama“ angesprochen. Mit dem über Wochen aufgebauten Vertrauen zu dem Facebook-Kontakt kam es dann Mitte 2024 zu einer ersten Geldforderung.
Frau aus dem Kreis Paderborn sollte OP von Kriegsverletzungen finanzieren
Der Chatpartner sei als Soldat im Nahen Osten eingesetzt gewesen und habe Verletzungen erlitten. Für deren Operationen benötige er Geld. Über einige Wochen kam es zu Überweisungen und neuen Forderungen, bis letztendlich über 80.000 Euro verloren waren.
Den Ermittlungen der Paderborner Kripo zufolge führen die Spuren der Betrüger auf den afrikanischen Kontinent. Die Informationen der E-Mail-Accounts deuten auf Nigeria und die dort sitzende sogenannte „Nigeria-Connection“. Die von diesen Kriminellen entwickelte Betrugsstrategie mit vorgegaukelter Liebe und Hochzeit funktionierte bereits zu Zeiten, als es noch keine E-Mails gab, und sie funktioniert weiterhin, so die Polizei.
Für Gewinnversprechen Daten zum Kontozugang weitergegeben
Im Fall der jungen Frau handelt es sich ebenfalls um eine bekannte Masche, dem vermeintlichen Gewinn. Sie sei von einer Bekannten auf ein „totsicheres“ Gewinnspiel auf einer Messenger-Plattform aufmerksam gemacht worden. Sie bekam den Kontakt und ließ sich durch die Gewinnofferten locken.
Die 23-Jährige schickte die kompletten Zugangsdaten ihres Online-Bankings über den Messenger weiter. Es folgten Abbuchungen vom Konto, die das Opfer arglos über die Sicherheits-App ihrer Bank bestätigt habe. Bis der Betrug auffiel, waren über 60.000 Euro vom Konto abgebucht. Das Konto ist mittlerweile gesperrt und per Rückholauftrag soll eine Rückbuchung des Geldes versucht werden.
Die Polizei NRW gibt im Internet weitergehende Informationen und Präventionshinweise zum Thema Betrug: https://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug
INFORMATION
Die Polizei rät dringend zur Vorsicht
Zugangsdaten, Passwörter und PIN-Codes sind aus gutem Grund geheim und sollten das auch immer bleiben. Man solle niemals Geld ausgeben, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern. Man sollte keinerlei Zusagen am Telefon oder in einem Chat tätigen. Neben Zugangsdaten sollten auch keine weiteren persönlichen Informationen, etwas Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches, weitergegeben werden. Man solle zudem Freunde und Bekannte warnen.
In Sachen Romance-Scamming gelte es grundsätzlich bei jeder Kontaktaufnahme über das Internet oder über Messenger-Dienste misstrauisch zu sein. Man solle auf Ungereimtheiten und Widersprüche achten und sich nicht von fadenscheinigen Ausreden und Erklärungen blenden lassen.
Persönlichen Daten, wie Anschrift, Geburtsdatum oder auch mit Auskünften über den Arbeitgeber solle man zurückhaltend agieren. Jede Information könne von den Betrügern genutzt werden, um ihre Opfer zu täuschen und anschließend um Geld zu bitten oder sogar zu erpressen. Denn ein weiterer genutzter Trick sei es sich auf eine Beziehung einzulassen, um so an kompromittierendes Bild- und Videomaterial, wie Nacktaufnahmen von der angeblichen Freundin oder dem Freund zu kommen, um das Opfer mit diesem Material um Geld erpressen zu können - Stichwort: Sextortion.
Man könne das Profil des potenziellen Partners auch überprüfen. Beispielsweise über die Bilder-Rückwärtssuche von Suchmaschinen, um das Profilbild auf anderen Webseiten zu prüfen.
Wichtig sei es, keine finanziellen Transaktionen mit Online-Bekanntschaften einzugehen. Außerdem dürfe man sich unter keinen Umständen unter (emotionalen) Druck setzen lassen. Wer in eine solche Situation geraten sei, solle sich umgehend an die Polizei wenden und auf gar keinen Fall Geld zahlen.