Enkeltrick und Co.: Neue Betrugsmaschen beschäftigen die Polizei im Kreis Minden-Lübbecke

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke. Der Enkeltrick, mit dem Betrüger zumeist ältere Menschen um ihr Geld bringen, hat jede Menge Nachwuchs bekommen. Und auf den fallen auch zunehmend Jüngere rein. &bdquo;Jeden Tag melden sich Menschen bei uns, die mit dubiosen Tricks konfrontiert wurden“, sagt Kriminalhauptkommissarin Irina Kulik von der Direktion Kriminalität der Polizei Minden-Lübbecke. Mal bleibt es beim Betrugsversuch, aber viel zu oft verlieren Menschen dabei Geld, sehr viel Geld. Ein Beispiel: Bei einem Anlagebetrug mit Kryptowährung haben Betrüger kürzlich 200.000 Euro von einem Minden-Lübbecker ergaunert. Mit sogenannten Schockanrufen haben Kriminelle in drei Fällen im Dezember 2023 insgesamt 240.000 Euro ergaunert. Auch mit dem klassischen Enkeltrick ist es Kriminellen in einem Fall gelungen, 180.000 Euro zu kassieren. Die ergaunerten Beträge reichen von wenigen Euro bis mehrere Hunderttausend Euro. &bdquo;Die Opfer werden oft um ihr gesamtes Erspartes gebracht und nehmen dafür Kredite und Hypotheken auf“, weiß Irina Kulik. Im Pressegespräch, das am Dienstag auf Initiative der NW stattgefunden hat, berichten Irina Kulik und ihr Kollege, Kriminalhauptkommissar Oliver Thamm, von Betrugsmaschen, die im Kreis aktuell kursieren. Und sie geben auch Tipps, wie sich jeder vor solchen Betrugsmaschen schützen kann. Enkeltrick 2.0 Der klassische Enkeltrick per Telefon an vorwiegend ältere Menschen gerichtet, der mit der Frage &bdquo;Hallo rate mal, wer hier ist?“ beginnt, hat weitere Varianten. &bdquo;Aber auch der Ur-Enkel-Trick funktioniert leider immer noch“, weiß Oliver Thamm. Beim Enkeltrick 2.0, dem sogenannten Schockanruf, bauen die Betrüger Druck auf, erzeugen Angst. &bdquo;Die Angerufenen sind dann so im Tunnel, dass sie gar nicht merken, dass sie in den Fängen von Betrügern sind“, so Thamm. Die Geschichte der Anrufer geht meistens so: Ein naher Angehöriger des Angerufenen soll schuldhaft in einen Verkehrsunfall verwickelt sein. Sohn oder Tochter soll im Gefängnis sitzen und nur frei kommen, wenn eine Kaution gezahlt wird. &bdquo;Der Druck, der aufgebaut wird, ist so groß, dass die Opfer gar nicht mehr klar denken können“, so Thamm. &bdquo;Vor diesen Maschen ist niemand sicher“, ist Irina Kulik überzeugt. &bdquo;Die Anrufer sitzen vornehmlich in Callcentern in der Türkei und in Polen, sie sind bestens geschult und gehen höchst professionell vor“, so Kulik. Der Tipp der Polizei: Sofort auflegen, sich auf gar keinen Fall auf ein Gespräch einlassen, die Polizei einschalten. Der Einbrecher-Trick Mit der Angst der Menschen spielt auch der Einbrecher-Trick. Falsche Polizisten warnen zufällig ausgewählte Menschen, deren Adresse die Betrüger haben, vor Einbrechern, die angeblich in Anmarsch sind. Die Betrüger täuschen gute Ortskenntnisse vor, die sie aus Google Maps beziehen: &bdquo;Sie haben doch ein Carport links neben Ihrem Haus und ihr rechter Nachbar hat einen Swimmingpool.“ Dann bieten die Betrüger dem Opfer auch noch an, dass Polizisten Geld und Wertsachen der Opfer in Sicherheit bringen. Der Tipp der Polizei: Sofort die 110 wählen und die echte Polizei einschalten. Und für die machen die beiden Kommissare deutlich: &bdquo;Die Polizei holt niemals Geld oder Schmuck ab.“ Whatsapp-Nachricht: Hallo Mama, hallo Papa Bei dieser Betrugsmasche wird den Opfern vorgegaukelt, Sohn oder Tochter hätten ein neues Handy und nun eine neue Nummer, die das Opfer in seinen Kontakten abspeichern soll. &bdquo;Und dann folgt die eindringliche Bitte um Geld und die Aufforderung, den Betrag auf ein besonderes Konto zu überweisen“, berichtet die Kriminalhauptkommissarin. Auch bei dieser Betrugsmasche würden die Emotionen der Opfer schamlos ausgenutzt. Der Tipp der Polizei: Whatsapp-Nachricht sofort löschen, auf gar keinen Fall die Nummer speichern. Phishing-Mails und betrügerische SMS Bei diesen Mails täuschen Betrüger vor, dass die elektronischen Schreiben von Banken oder Versicherungen kommen. Die Betrüger geben vor, dass das Konto des Opfers gehackt worden sei und um das Konto freizuschalten soll das Opfer auf einen Link in der Mail klicken. Auf diese Weise werden die Opfer aufgefordert, sensible Daten wie Kontonummern einzugeben. &bdquo;Auch hier arbeiten die Kriminellen mit den Ängsten der Menschen“, sagt Irina Kulik. &bdquo;Wichtig ist, dass man niemals die Kontrolle über das eigene Konto aus der Hand gibt“, macht die Kommissarin deutlich. Damit Betrüger nicht das Konto leer räumen können. Der Tipp der Polizei: Mail sofort löschen, auf gar keinen Fall auf den Link klicken. Im Zweifel eigenständig die eigene Bank kontaktieren. Lesen Sie auch: Neue Masche beim Enkeltrick: Computerstimme fragt Rentner aus Bad Oeynhausen nach Pflegestufe Eine weitere Betrugsmasche mit Phishing-Mails sind Erpressungen mit angeblichen Sex-Aufnahmen. Für diese Betrugsmaschine werden überwiegend Männer ausgesucht, die angeblich bei sexuellen Handlungen vor dem Computer gefilmt worden sind. Auch hier empfiehlt die Polizei, nicht darauf zu reagieren und die Betrugsmail zu löschen. Bei der SMS &bdquo;Ihr Paket ist angekommen...“ versuchen Betrüger ebenfalls, über einen Link an die auf dem Smartphone gespeicherten Daten zu kommen. Anlagebetrug mit Kryptowährung Für die Geldanlage in Kryptowährung wird massiv mit Fake-Anzeigen geworben. Für die Anzeigen werden mit Hilfe von KI beispielsweise Videos produziert, in denen Prominente für die Form der Geldanlage werben. Nach Medien-Berichten sind bereits Günter Jauch, Barbara Schöneberger oder Didi Hallervorden Opfer solcher Fake-Annoncen geworden. Die prominenten Gesichter sollen Vertrauen schaffen. &bdquo;Der Einstieg erfolgt mit kleinen Summen, die sich immer weiter steigern“, schildert Irina Kulik die Vorgehensweise. &bdquo;Den Leuten werden fiktive Gewinnkurven vorgespielt, auf denen sie sehen, wie sich ihre Anlage angeblich entwickelt.“ Das alles sei aber nichts weiter als ein Taschenspieler-Trick, das angelegte Geld ist futsch. &bdquo;Und die Opfer verstricken sich immer weiter“, sagt Kulik. &bdquo;Die Betrüger sind drauf geschult, die Leute bei der Stange zu halten, ein Ausstieg wird durch die Androhung von zu zahlenden Steuern oder Gebühren erschwert. Auch hier kann die Polizei nur dringend abraten, sich auf solche Versprechen einzulassen. Gleiches gilt für Gewinnversprechen. Da wird ein Gewinn von 38.000 Euro versprochen. Um den zu erhalten, müssen aber erst Google-Pay-Karten gekauft werden und deren Codes übermittelt werden. Dann wird eine Chance auf einen noch größeren Gewinn versprochen, der natürlich höhere Gebühren fällig werden lässt. Am Ende ist das eingezahlte Geld weg und den Gewinn hat es nie gegeben. Lovescamming oder Heiratsschwindler Auch der klassische Heiratsschwindler kommt im modernen Gewand daher. &bdquo;Diese Betrüger geben vor, als Arzt, Pilot oder Ingenieur auf einer Bohrinsel zu sein, sie bringen Frauen in langen Chatunterhaltungen dazu, ihnen Geld zu überweisen“, berichtet Oliver Thamm. Einen bezeichnenden Fall aus dem Kreis Minden-Lübbecke, bei dem eine Frau um 10.000 Euro gebracht wurde, schildert der Kommissar. &bdquo;Die Frau war Mitglied im Fan-Club des ehemaligen Rennfahrers David Coulthard. Und darüber hat der Betrüger mit der Frau per Chat Kontakt aufgenommen“, erzählt Thamm. Letztlich hat der Betrüger die Frau dazu gebracht, für die Möglichkeit eines persönlichen Treffens die 10.000 Euro zu überweisen. Welche Handhabe hat die Kreispolizei? Im Einzelfall wenig, gibt Irina Kulik offen zu. &bdquo;Wir tragen die Fälle zusammen, ermitteln, sammeln Material und Daten, um dann ganze Gruppen überführen zu können“, sagt Irina Kulik. So bleibt die Hoffnung, dass etwa dem Bundeskriminalamt bald der nächste Schlag gelingt wie der vor einigen Wochen, als das BKA zwei riesige Darknetplattformen stillgelegt hat. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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