Filmstadt Paderborn: Diese Filme bringen die Stadt groß raus

Paderborn. Hollywood in Paderborn? Das US-amerikanische Filmmekka hat seine Fühler bisher nicht in die Domstadt ausgestreckt. Dennoch spielen auch Filme in der Stadt an der Pader eine wichtige Rolle. Einige Beispiele stellt die &bdquo;NW“ vor. Darin geht es um Liebe, um Julian Jakobsmeyers Blick in die Keller der Stadt, um historisch bedeutende Filme oder ein flatterndes Geschenk von Queen Elizabeth. Liebesgeschichte beginnt in Paderborn &bdquo;Eigentlich bin ich in diese Stadt gezogen, um alleine zu sein.“ So beginnt der Kinofilm &bdquo;Junimond“ von 2001/02 mit einer sensiblen Liebesgeschichte in Paderborn. Die Einzelgänger Paul (Oliver Mommsen) und Nele (Laura Tonke) begegnen sich. Paul versucht, seine Einsätze als Soldat im Kosovokrieg zu vergessen. Nele hat Familienprobleme. Und es geht um einen letzten Traum vor dem Tod. Es ist der Debütfilm des 1970 geborenen Paderborners Hanno Hackfort (Drehbuch und Regie), der nach dem Abitur am Goerdeler-Gymnasium in die Medienwelt hinausgezogen ist. Die Schirmherrschaft hat Regielegende Wim Wenders übernommen. Heute arbeitet Hackfort überwiegend als Drehbuchautor und Produzent. Dazu gehören Serientitel wie &bdquo;Tatort“ (&bdquo;Love is Pain, 2022) oder &bdquo;Soko Potsdam“ (2018/2019, ZDF). Zudem ist Hackfort einer von vier Autoren der Netflixserie &bdquo;Kleo“ gewesen. Diese ist 2023 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden. Auch an der ebenfalls mit dem Grimme-Preise bedachten Serie &bdquo;4 Blocks“ ist Hackfort beteiligt gewesen. Lesen Sie auch: Paderborner Drehbuchautor: &bdquo;Netflix rollt den roten Teppich aus“ Blick in die Paderborner Keller Zuletzt hat der Film &bdquo;Paderborn ungesehen“ für Aufmerksamkeit gesorgt. Im 2024 veröffentlichten Film nimmt der Filmemacher Julian Jakobsmeyer die Zuschauerinnen und Zuschauer an Orte in Paderborn, die sonst kaum jemand sieht. Besonders geht es dabei um Keller. Es geht aber auch um die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft. Und so zeigt Jakobsmeyer Aufnahmen aus der Luft, unterwegs mit Tauchern im Lippesee, eine Sprengung im Paderborner Zementwerk. Zehn Jahre zuvor hat Jakobsmeyer seinen ersten Dokumentarfilm &bdquo;Paderborn – Geschichten einer Generation“ veröffentlicht. Dabei geholfen hat übrigens das Team des Stadt- und Kreisarchivs, wie Mitarbeiter Andreas Gaidt verrät. Er kennt sich besonders gut mit dem Thema Film und Paderborn aus. Lesen Sie auch: &bdquo;Paderborn ungesehen“: Neues Filmprojekt führt an unbekannte Orte Richtfest des zerstörten Rathauses 1947: Paderborn zeigt den Aufbruch Und im Stadt- und Kreisarchiv gibt es einige Filme zu entdecken, die über die vergangenen Jahrzehnte entstanden sind. Teilweise sind es professionelle Produktionen, in vielen Fällen aber auch Amateurfilme. Ein für das Gedächtnis der Stadt Paderborn wichtiger Film ist jener aus dem Jahr 1947. Anlässlich des Richtfestes des historischen Rathauses am 2. August regte vermutlich der aus Paderborn stammende und gut vernetzte Journalist Hermann Tölle (1896 - 1967), ein früheres NSDAP-Mitglied, die Verfilmung des bedeutenden Ereignisses an. Etwas mehr als zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs markierte das Richtfest des im Krieg bis auf die Außenmauern zerstörten Rathauses eine wichtige Etappe des Wiederaufbaus zu Beginn der Paderborner Nachkriegszeit. Die Bedeutung der Aufnahmen beschreibt Gaidt so: &bdquo;Es ist einer der besten Filme, die wir haben.“ Zu sehen ist anfangs ein geschäftiges Paderborn, die Kamera blickt zum Westerntor. Später tragen junge Leute den großen Richtkranz zum Rathaus. Ebenso junge Leute tanzen, es gibt Musik. Und Honoratioren, darunter der damalige Bürgermeister Christoph Tölle (1898 - 1977) sind auch dabei. Libori als Zeichen gegen den Nationalsoziallismus Auf einem 35-Millimeter-Film gedreht, hatte der Richtfest-Film von 1947 ebenso ein Kinoformat wie der &bdquo;Libori“-Film &bdquo;Use Liburges“ von 1936. Es war ein besonderes Libori vor etwa 88 Jahren: 1936 jährte sich zum 1.100 Mal die Überführung der Reliquien des Heiligen Liborius aus dem französischen Le Mans im Jahr 836 ins Bistum Paderborn. Was der Film 1936 zeigen sollte, fasst Gaidt so zusammen: &bdquo;Wir sind Paderborn. Es war eine Selbstbehauptung der Kirche, die zeigen wollte: ,Wir sind eigenständig’.“ Dies beziehe sich auf die Nationalsozialisten. Lesen Sie auch: Oscar-nominierter Produzent aus Paderborn dreht Videos für die Museumsnacht Paderborner Inselbadstadion zieht sogar Olympia-Athleten an Zudem zeigt eine Reihe von Amateurfilmen das Leben in Paderborn. So gibt es eine Fahrt durch die Westernstraße um 1930, gedreht von der Familie Stiewe. &bdquo;Das ist vermutlich unser derzeit ältester Film“, sagt Gaidt. Ein weiterer Amateurfilm ist jener von 1946 vom damaligen Zahnarzt Dr. Josef Mertens: Er zeigt einen Gang durch die zerstörte Südstadt, von der Warburger Straße in Richtung Zentrum. Die Bedeutung des Inselbadstadions und Paderborns als Sportstadt zeigt zudem ein Film von 1956/57 über ein Sportfest des katholischen Sportverbands DJK. &bdquo;Das Inselbadstadion galt in den 1950er Jahren als sehr gut bebaute Sportstätte. Hier hatte sich auch die deutsche Olympia-Kernmannschaft im Mai 1952 auf die Spiele in Helsinki vorbereitet“, berichtet Gaidt. Ein Film von Heinz Schlomber von 1957 zeigt zur 700-Jahr-Feier des Schlosses im heutigen Schloß Neuhaus, wie Schwäne freigelassen werden – geschenkt von Queen Elizabeth. Das Schloss hatten die britischen Streitkräfte von 1945 bis 1959 als Kaserne genutzt, 1964 konnte es die Gemeinde Schloß Neuhaus erwerben. Und schon etwa 12 Jahre vor &bdquo;Junimond“ gab es eine Liebesszene in Paderborn: im 1989 für die Wirtschaftsförderung entstandenen Werbefilm &bdquo;Paderborn hautnah“ – mit Kussszene vor dem Dom.

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