Ehre wem Ehre gebührt

Kreis Paderborn verleiht den Heimatpreis für besonderen Einsatz

Landrat Christoph Rüther zeichnet diesmal einen Bad Wünnenberger Verein, der Tradition und Brauchtum pflegt, einen Paderborner Kulturaktivisten und einen Verein, der sich um Bedürftige kümmert, aus.

Der Kreis Paderborn hat den Heimatverein Wünnenberg, den Verein "Unser Hochstift rückt zusammen" mit der PaderMahlZeit und Olav Schiedel mit dem Heimatpreis 2024 ausgezeichnet. | © Kreis Paderborn

31.10.2024 | 01.11.2024, 14:04

Büren-Siddinghausen. Wer sich besonders für seine Heimat und die Menschen einsetzt, bekommt vom Kreis Paderborn eine Anerkennung: den Heimatpreis. Dieses Mal zeichnete Landrat Christoph Rüther in der Siddaghalle in Siddinghausen den Heimatverein Wünnenberg, den Verein „Unser Hochstift rückt zusammen“ mit der PaderMahlZeit und den Kulturaktivisten Olav Schiedel aus Paderborn aus.

Mit dem Heimatpreis werden Personen, Personenvereinigungen, Vereine, Verbände oder sonstige Institutionen geehrt, die sich durch besonderes Engagement im Bereich Heimat auszeichnen, sich uneigennützig für die Heimat engagieren oder ein Projekt durchführen, das die Heimat stärkt. Hierzu werden jährlich Preisgelder in Höhe von 10.000 Euro auf bis zu drei besonders auszeichnungswürdige Vorschläge vergeben.

Heimatverein Wünnenberg

Der Verein setzt sich seit seiner Gründung 1987 für die Pflege von Tradition und Brauchtum sowie die Erhaltung und den Wiederaufbau alter Bausubstanz ein. Auf seine Initiative hin wurde der historische Spanckenhof in Bad Wünnenberg renoviert, der Wehrturm wiederaufgebaut, ebenso wie ein historischer Speicher als typisches Gebäude der ehemaligen Stadtanlage. Ohne die Eigenleistung der Vereinsmitglieder und die Einwerbung namhafter Fördermittel aus dem Städtebauministerium hätten diese Projekte kaum realisiert werden können, heißt es in der Laudatio. Mit der Einrichtung und Betreuung des wiederaufgebauten Wehrturms als Standesamt habe der Verein ein über die Stadtgrenzen hinaus gern genutztes Ambiente für alternative Trauungen geschaffen.

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Auch die Erhaltung der alten historischen Pfade und Wegekreuze liegt dem Verein besonders am Herzen. Mehrere Bücher und Schriften, die sich mit der Geschichte der Stadt und der Traditionen des Ortes befassen, hat der Verein herausgegeben. Die Anlage und Pflege eines Bauerngartens mit rund 150 verschiedenen Heil- und Gewürzpflanzen bereichere den Status der Stadt als Kneipp-Heilbad besonders.

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In monatlichem Abstand öffnet der Verein sonntags für drei Stunden seinen Speicher oder die naheliegende ehemals landwirtschaftlich genutzte Scheune für Gäste, oft auch mit speziellen Themen, die sich auf Tradition und Brauchtum beziehen. Dieses Angebot, speziell auch als Treffen der älteren Generation, habe eine besondere soziale und touristische Bedeutung. Durch Befragung und Dokumentation von Zeitzeugen aus der Kriegs- und Nachkriegsgeneration wirke der Verein gegen das Vergessen.

Unser Hochstift rückt zusammen mit Padermahlzeit

Seit April 2020 gibt die Padermahlzeit kostenlose Mahlzeiten an Bedürftige in Paderborn aus. Der Träger „Unser Hochstift rückt zusammen“ finanziert die Padermahlzeit ausschließlich durch Spenden. Zu den Gästen zählen obdachlose Menschen, suchtkranke Menschen, Menschen in Altersarmut, Studierende sowie geflüchtete Menschen. 100 Ehrenamtliche bewirten regelmäßig etwa 200 bedürftige Menschen, für die ein geschützter Raum geschaffen wurde.

Künstler Olav Schiedel

Olav Schiedel aus Paderborn setzt sich im Rahmen vieler Projekte ehrenamtlich als Künstler und Kulturaktivist ein. Er engagiert sich in den Bereichen künstlerischer und inklusiver Bildung von Kindern und Jugendlichen für seine, wie er zu sagen pflegt: „Wahlheimat“. Schiedel treibe insbesondere inklusive Prozesse im Raum Paderborn an, heißt es in der Laudatio. Er pflegt eine Kooperation mit der Lebenshilfe, um Kindern und Jugendlichen mit Behinderung einen Zugang zu künstlerischer Bildung zu ermöglichen und diese über die Kunst in die lokale Gemeinschaft zu integrieren.

Besonders auszeichnungswürdig sei seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Tornado, der Paderborn erschütterte. Es handele sich um einen besonderen künstlerischen Ansatz zum Schutz, Erhalt, Pflege, Erforschung und Dokumentation lokaler Stadtgeschichte. Das Material bilden die bis heute zu findenden Scherben von Dachziegeln, die der Tornado von den Dächern holte, sowie die Erinnerungen der Bürgerinnen und Bürger. Mit wissenschaftlichen Methoden der Archäologie geht Schiedel in Kooperation mit der Stadtarchäologie auf Spurensicherung und kartiert die Fundorte der Dachziegel.

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Die Ziegel werden skulptural, grafisch und fotografisch verarbeitet. Zudem dokumentiert, kartiert und archiviert er die Erinnerungen der Bürger an den Tornado und macht sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Erlöse aus dem Verkauf der Kataloge und Fotografien wurden an die schwer verunglückte Bürgerin Kim Tuyen gespendet, die von einem Ziegel am Kopf getroffen wurde.