Bierwhisky aus Bad Wünnenberg schmeckt wie eine Herrencreme

Bad Wünnenberg. Eigentlich trinkt Ulrich Klinke gerne ein Pils. Das bleibt auch so, wie er versichert, obwohl sich der frühere Apotheker mit Hingabe anderen alkoholischen Getränken widmet. Seit 2009 ist Klinke verantwortlich für einen besonders edlen Tropfen, den Kenner eher nach Schottland verorten würden als nach Bad Wünnenberg. Mit der Biermaische der Westheimer Brauerei hat er bereits zum vierten Mal einen Whisky gebrannt. Und wieder unterscheidet sich dieser Bier-Whisky von den Chargen davor. Ein Sommelier bescheinigte dem Wünnenberger Tropfen eine nussige Note im Abgang, die vergleichbar mit einer Herrencreme sei. Das macht Ulrich Klinke, der den Single-Barrel-Malt im Keller des Bad Wünnenberger Speichers gebrannt hat, stolz. &bdquo;Die Maische und die Barriquefässer sind für den Geschmack und die Qualität verantwortlich. Dieser Whisky ist recht mild und je länger er lagert, desto milder wird er“, erklärt Klinke, der das Destillieren schon im Studium gelernt hat. Die Schnapsbrennerei hat er als Apotheker schon verinnerlicht. Aus einem alten Benediktinerrezept (&bdquo;viel Alkohol, viel Kräuter und Zucker“) hat er den 45-prozentigen Kräuterlikör namens Maikäferflugbenzin hergestellt, der bis heute ein Renner ist. So war er auch als Fachmann gefragt als sich der Heimatverein eine Destille anschaffte, um Obstbrände herzustellen. Der Anlagenbauer Ulrich Kothe habe ihm damals den Tipp gegeben, auch Whisky zu machen. &bdquo;Da war bei mir natürlich die Neugierde groß und ich bin da mit Enthusiasmus dran gegangen“, erklärt Klinke. Auf der Grünen Woche in Berlin im Jahr 2009 gab es dann am Stand der Westheimer Brauerei die entscheidenden Gespräche. &bdquo;Zum 150-jährigen Jubiläum der Brauerei im Jahr 2012 haben wir dann nach drei Jahren Reifezeit den ersten Bierwhisky präsentieren können“, so Klinke. Und dieser erster Brand – 1.000 Flaschen zu je 0,2 Liter – hat sich gleich zu einem äußerst beliebtem und nachgefragtem Whisky unter Kennern entwickelt. Um alles vorfinanzieren zu können, wurden vorab Genussscheine zu je 15 Euro pro Flasche verkauft. &bdquo;Nach einem Jahr wurde unser Whisky schon für 240 Euro gehandelt und zehn Jahre später tauchte eine Flasche für 5.000 Euro im Internet auf“, staunt Klinke. Die neue Charge wird er zusammen mit seiner Frau Ilse, die Vorsitzende des Heimatvereins ist, per Hand in 600 Flaschen zu je 0,5 Liter abfüllen. Rauchige Maische gibt den Geschmack &bdquo;Das ist für Liebhaber und Genießer gedacht, nicht für den großen Markt“, erklärt Ilse Klinke, die auch die sehr gute Zusammenarbeit mit der Westheimer Brauerei lobt. &bdquo;Wir sind eine Spezialitätenbrauerei. Wir brauen Biere, die nicht aalglatt sind, sondern Ecken und Kanten haben. Wir sind gerne seit Jahren bei diesem Projekt mit dabei, so können wir zeigen, was man aus Bier noch alles machen kann“, erklärt Christina von Twickel und lobt das Engagement der Klinkes. Die Maische wird in großen Tanks angeliefert und landet dann nach und nach in der Destille, wo sie von Ulrich Klinke liebevoll verarbeitet und später in den Fässern veredelt wird. &bdquo;Diese Maische wurde rauchiger und uriger angelegt. Als Basis wurde Wintergerste verwendet und zwei verschiedene Röstmalze. Das verwendete Rauchmalz ist zur Hälfte über Eichenholzspäne und zur anderen Hälfte über Buchenspäne geräuchert worden“, erklärt die Brauereirepräsentantin die besondere Aufarbeitung der Maische. Nach der Reifung kommt ein über 60 Prozent starker Bierbrand heraus, dieser wird mit Aabachwasser auf Trinkstärke von 40 Prozent verdünnt. Und dieser kommt auch im Heimatland des Whiskys bestens an. &bdquo;Wir haben auch einige Freunde in Schottland und die loben unseren Whisky“, so Ulrich Klinke, der auch wert darauf legt, dass er nachhaltig produziert wird. Der Strom für die Destille komme ausschließlich aus dem Windpark und für den Brennvorgang nutze er altes Bauholz. Der Whisky ist für 42 Euro im Westheimer Shop zu erwerben, jeden ersten Sonntag im Monat beim Heimatverein im Speicher oder direkt bei Familie Klinke. Eine Karte, eine so genannte Tasting Note, liegt bei. Dort können die Verköster dann eintragen, was sie in dem in Bad Wünnenberg und mit Westheimer Maische hergestellten Whisky erschnuppern und schmecken. Laut des Sommeliers sollten sie in der Nase fruchtige Noten wie Birne und Honig wahrnehmen und ein volumiges Mundgefühl haben. Dort sollten sie leichte Vanille schmecken und auch die Eiche soll zum Vorschein kommen.

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