Paderborn. Die Mitglieder des Umweltschutzvereins Pro Grün sprechen sich deutlich gegen das geplante Neubaugebiet Winkelland aus. Bei ihrer Jahreshauptversammlung seien die Teilnehmenden jetzt einstimmig der Meinung gewesen, dass eine zusätzliche Flächenversiegelung des Gebiets „unnötig und unverantwortlich“ sei, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.
Am Ortsausgang an der Detmolder Straße sind 150 Wohneinheiten geplant. Ein Vorhaben, das Pro Grün sowie die Naturschutzverbände BUND und Nabu bereits in der Vergangenheit abgelehnt hätten. Nun sieht Pro Grün neue Argumente dafür, dass das Winkelland-Bauprojekt gestoppt werden soll. In einem offenen Brief an Bürgermeister Michael Dreier und die Fraktionen im Paderborner Stadtrat begründet der Verein seine Ablehnung.
Kernaussage dieses Briefs: Da sich die Lage auf dem Wohnungs- und Grundstücksmarkt in Paderborn verändert habe, werde das geplante Neubaugebiet nicht mehr gebraucht. Die Zustimmung zum Winkelland sei erfolgt auf Basis eines Gutachtens, das sich auf eine Wohnungsbedarfsprognose aus dem Jahr 2019 bezog.
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Unter anderem auf dem Barker-Areal werde bereits zusätzlicher Wohnraum für Paderborn geschaffen
„Durch die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt der letzten Jahre ist diese Grundlage nicht mehr gegeben“, schreibt Pro-Grün-Vorsitzender Dieter Dubisch in dem Brief. „Es fehlen in der Argumentation der Gutachter unter anderem die Prognosen über das zusätzliche Wohnraumangebot aus dem Konversionsareal Barker, aber auch die Wohnraumpotenziale, die von privaten Akteuren auf dem Wohnungsmarkt geschaffen werden.“ Pro Grün spricht zudem von einem „signifikanten Einbruch auf dem Wohnungsmarkt“.
Bevor neues Bauland erschlossen wird, müsse zunächst das vorhandene Potenzial ausgenutzt werden, meint Dubisch stellvertretend für den Verein. „Ein Bauen im Bestand könnte ein beträchtliches Potenzial zur Schaffung zusätzlichen Wohnraums freisetzen, dies wird in Paderborn jedoch erst ansatzweise praktiziert.“
Umweltschutzverein wünscht sich ein Leerstandskataster für Paderborn
Pro Grün vermisst ein Leerstandskataster für Paderborn. „Dieses würde deutlich machen, dass viel Wohnraum über lange Zeiträume nicht genutzt wird“, heißt es in dem offenen Brief. Karlsruhe habe dies beispielsweise aufzeigen können und dadurch jedes Jahr 60 vorher leer stehende Wohnungen günstig auf dem Markt gebracht.
Der Umweltschutzverein geht davon aus, dass der Wohnflächenbedarf in Paderborn „nicht immer weiter steigen“ wird. Spätestens in zwei Jahrzehnten seien viele bestehende Wohnungen und Einfamilienhäuser verfügbar.
„In vielen Häusern mit großen, familiengerechten Wohnungen leben ältere Menschen allein, weil die Kinder mittlerweile ausgezogen sind oder der Partner verstorben ist. Viele von ihnen würden ihre Wohnsituation gerne ändern“, schreibt Dubisch. „Hier könnte die Stadt vermittelnd unterstützen, dadurch kann notwendiger Wohnraum auf den Markt gebracht werden und somit eine weitere Versiegelung des Bodens im offenen Landschaftsraum reduziert werden.“
Vorstandswahlen und Ehrungen
Bei der Jahreshauptversammlung wurde der bestehende Vorstand in seinen Ämtern bestätigt: Dieter Dubisch (1. Vorsitzende, Hubert Vitt-Wagener (2. Vorsitzende), Bernd Wroblewski (Geschäftsführer) und Alena Steuer (Kassiererin).
Geehrt für ihren Einsatz, insbesondere im Zusammenhang mit dem Engagement für den Nationalpark Egge, wurden Heidi und Fritz Buhr.
Informationen zum Verein bietet Pro Grün auf seiner Internetseite progruen-paderborn.de.