Ärger um Denkmal-Abriss

Klare Vorgaben zum Umgang mit Denkmälern in Paderborn gefordert

Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr soll laut einem SPD-Antrag für eine Stellungnahme zur historischen Einordnung angefragt werden.

Das Husarendenkmal nach dem Abriss an den Paderwiesen. | © Holger Kosbab

07.08.2024 | 07.08.2024, 19:00

Paderborn. Den Umgang mit Denkmälern in Paderborn will die SPD-Fraktion im Stadtrat prüfen und Kriterien erarbeiten lassen. Dies beantragt sie in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses am Mittwoch, 18. September. Anlass ist die Diskussion um die abgebauten und teilweise zerstörten Denkmale von Infanterist und Husar aus den Paderwiesen.

„Erinnerungskultur ist an Kontexte gebunden, basiert auf fachlichen Einordnungen und darf die Historie nicht verklären“, erklärt Manfred Krugmann, sachkundiger Bürger für die SPD im Kulturausschuss in einer Pressemitteilung.

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„Der ursprüngliche Plan, die beiden Denkmale einzulagern und dann an einem neuen Platz erneut aufzustellen, halten wir angesichts der Beschädigungen für nicht mehr durchführbar, eine Restauration mit öffentlichen Mitteln auch mit Blick auf den historischen Kontext aus heutiger Sicht nicht angebracht“, heißt es im Antrag.

Forderung nach einer zeitgemäßen Debatte militärhistorischer Erinnerungskultur

Die Debatte um die Frage militärhistorischer Erinnerungskultur soll laut SPD zeitgemäß geführt werden. Die Fraktion fordert die Verwaltung auf, Kriterien zu erarbeiten, die für künftige Streitfälle einen Werte- und Normenkatalog zur Beurteilung liefern. Der Traditionserlass der Bundeswehr von 2018 solle dabei als Maßstab gelten. Insbesondere mit Blick auf die Denkmale von „Infanterist“ und „Husar“ soll das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr für eine Stellungnahme zur historischen Einordnung angefragt werden.

„Basierend auf diesen Erkenntnissen sollten Überlegungen für den weiteren Umgang mit den abgebauten Denkmalen angestellt werden. Dabei gilt es zu prüfen, ob sich daraus auch eventuelle Handlungsoptionen für die Schaffung einer neuen Erinnerungsstätte ergeben“, so Krugmann.

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„Die mit dem Husaren verbundenen historischen wie traditionellen Aspekte bieten Ansatzpunkte einer würdevollen, aber auch kritischen militärhistorischen Erinnerung mit Brückenschlag zu den Traditionslinien der Bundeswehr“, erklärt Stefan Oska, der maßgeblich an der Entstehung des Antrags mitgewirkt habe. „Aus der deutschen Geschichte können und müssen wir lernen. Dafür brauchen wir einen mahnende, kritische Erinnerungskultur.“

Mahnmal am Busdorfwall sei zentraler Gedenkort Paderborns

Zentraler Gedenkort für alle zivilen und militärischen Opfer der beiden Weltkriege in Paderborn sei und bleibe zweifelsohne das Mahnmal von Josef Rikus am Busdorfwall. Das Denkmal des Infanteristen hingegen stelle für die SPD einen Spiegel der in seiner Zeit herrschenden Narrative (unter anderem Dolchstoßlegende) dar. „Der Zeitpunkt seiner Aufstellung 1934 unter NS-Weiheschwüren machen ihn zu einem Symbol deutsch-nationalen Opferkultes, der in den Jahren 1933-1945 instrumentalisiert zu extremem Leid geführt hat“, so Krugmann. Ein solches historisches Relikt wiederaufzustellen, setze die falschen Signale.

„Kriterien, die unserer Erinnerungskultur Leitlinien verleihen, können uns zu einem vernünftigen Umgang mit Denkmalen führen, der es uns erlaubt, Geschichte kritisch zu betrachten, und Lehren daraus zu ziehen“, so Oska. „Insbesondere militärhistorische Ehrenmale sollten Mahnung sein vor den Schrecken der Tyrannei und der Unfreiheit der Vergangenheit.“