Heimatverein Paderborn: „Umgang mit Kriegerehrenmalen ist schwierige Herausforderung“

Paderborn. Der misslungene Abbau des Husarendenkmals, der bei Soldatenverbänden und in der Politik Diskussionen ausgelöst hat, beschäftigt auch den Heimatverein Paderborn. Er plädiert jetzt in einer Stellungnahme dafür, dieses Ehrenmal sowie das Infanterie-Ehrenmal &bdquo;als Erinnerung an die für die Stadt Paderborn bedeutsame militärische Vergangenheit als Garnisonsstadt an einem neuen Standort aufzustellen“. Beim zerstörten Monument solle zumindest das Relief rekonstruiert werden, was dem städtischen Vorhaben entspreche. Aus Sicht des Vereins seien neue Inschriften erforderlich, die auch an die zivilen Opfer erinnern und die &bdquo;heroisierende Stilisierung“ der Denkmale hinterfragen. Über den Standort sollte die Kommunalpolitik unter der Einbeziehung der Öffentlichkeit intensiv beraten, meint der Heimatverein. Aus dessen Sicht ist die Aufstellung im Zusammenhang mit einem der zentralen Friedhöfe sinnvoll, &bdquo;um den darstellerisch nicht vorhandenen Bezug der Ehrenmale zum Sterben im Krieg situativ deutlich zu machen“. In der jüngsten Stadtratssitzung hatte Kulturamtsleiter Maximilian Zindel bereits erklärt, dass für das Relief eine Aufstellung auf dem Westfriedhof samt Infotafel angedacht sei. Der Infanterist könnte ebenfalls auf einem Friedhof platziert werden, inklusive einer Infotafel zur historischen Einordnung. Lesen Sie auch: Politik beschäftigt sich mit neuen Standorten für die Ehrenmale Husarendenkmal sei von Beginn an umstritten gewesen Der Heimatverein bietet nach eigener Aussage an, sich in Kooperation mit dem Stadtarchiv an der Entwicklung zusätzlicher Inschriften zu beteiligen. In der Stellungnahme geht der Verein zudem ausführlich auf die Geschichte der Ehrenmale ein, die Anfang Mai an den Paderwiesen abgebaut wurden, wobei das Husarendenkmal zerbrach. Der Umgang mit Kriegerehrenmalen sei eine vielschichtige und schwierige Herausforderung, sagt der Heimatverein. Das Husarendenkmal sei schon in seiner Entstehungsphase umstritten gewesen. Es sei 1925 nach &bdquo;intensiver Propaganda“ des Vereins der ehemaligen Offiziere des Husarenregiments Nr. 8 als private Aktion mit städtischer Genehmigung beim Promenadenansatz der Friedrichstraße errichtet worden. Der Entwurf sei auf irritierte Kritik gestoßen, da er die Säule mit bekrönendem Eisernen Kreuz ungewöhnlich mit acht identischen Metallfiguren umstellt hat. Der Entwurf ist aber umgesetzt worden. In der NS-Zeit sind die Figuren abgebaut und eingeschmolzen worden. 1945 sind am Denkmal nur leichte Schäden entstanden. Beide Ehrenmale sollten eingegraben werden Nach 1945 sei eine pazifistische Grundhaltung &bdquo;Nie wieder Krieg“ in der deutschen Bevölkerung weit verbreitet gewesen. Das treffe auch auf den damaligen Bürgermeister Christoph Tölle zu, der maßgeblich die Ratsbeschlüsse von 1949 und 1950 veranlasst habe, beide Ehrenmale als kriegsverherrlichend einzugraben. Das Husarendenkmal ist beim Abbruch zerstört worden. Die Veteranenverbände haben das als Rechtsbruch angesehen, weil das Denkmal nicht städtisch gewesen ist. Es ist zu mehrjährigen Auseinandersetzungen und Forderungen nach Schadensersatz gekommen. Das hatte sich mit der erneuten Aufstellung erledigt. Lesen Sie auch: Zerstörtes Husarendenkmal in Paderborn: Wunsch nach Wiederaufbau am Busdorfwall Es werde nicht nur von Veteranenverbänden herausgestellt, dass das Denkmal für die Achter-Husaren ehrenvoll sei, da es zu dem Nachfolgeregiment Philipp Freiherr von Boeselager gehört habe, der 1944 beim Attentat unter Hitler als Kommandeur eines neuen Reiterverbandes das Sicherheitshauptamt in Berlin besetzen sollte, aber umkehrte angesichts von Hitlers Überleben. Die Traditionslinie von Boeselager zu den Achter-Husaren sei demnach hauchdünn. Es gebe keine Belege für die Beteiligung des Verbandes unter Boeselager an Kriegsverbrechen. Die Einheit sei aber an der Ostfront eingebunden gewesen in einen Vernichtungskrieg. Infanteristendenkmal wurde begleitet von NS-Propaganda eingeweiht Rechtlich anders habe sich die Situation dargestellt bei dem Denkmal für das 158er Infanterieregiment. Es stellt einen Infanteristen des Ersten Weltkrieges in monumentaler Weise dar. Entstanden gegen Ende der Weimarer Zeit ist es erst im September 1934 begleitet von NS-Propaganda eingeweiht worden. Eine NS-Nähe sei leicht zu konstatieren, da der Soldat in seiner trotzig standhaften Haltung der deutschnationalen und allgemein rechtsradikalen Sicht entspreche, die Niederlage von 1918 nicht wahrhaben zu wollen. Vom 158er Regiment sei auch nicht bekannt, dass es im Zweiten Weltkrieg an Kriegsverbrechen im Osten teilgenommen hat. Es gelte aber derselbe grundsätzliche Vorbehalt wie bei den Reitern, schreibt der Heimatverein. Der Standort bei der Heiersburg hatte einen militärischen Bezug. 1945 hat die Figur nur geringe Schäden erlitten. Das Gelände der Heiersburg ist in städtischem Besitz gewesen, woraus die Stadt das ebenfalls 1950 von den Veteranenverbänden kritisierte Verfügungsrecht des Abbruchs abgeleitet hat. Tölle habe die Zerstörung des Denkmals gewollt. Der beauftragte Bauunternehmer hat aber das Vergraben durchgesetzt. Heimatverein Paderborn war beim Mahnmal am Busdorfwall eingebunden 1951 hat der Stadtrat die Aufstellung eines Mahnmals für die zivilen und militärischen Opfer des Krieges zwischen Heiersburg und Detmolder Tor anstelle der militaristischen Ehrenmale beschlossen. Es sollte einen Wettbewerb geben. Letztlich ist der Standort am Busdorfwall gewählt worden. Der Heimatverein sei ausdrücklich in das Verfahren eingebunden worden, heißt es heute seitens des Vereins. Der Zuschlag für das Ehrenmal ist an den Bildhauer Josef Rikus gefallen, der zunächst gar nicht am Verfahren beteiligt gewesen ist. Die ausdrücklich zivile, allgemeinmenschliche Ausrichtung des Ehrenmals unterscheide es grundlegend von den beiden Kriegerdenkmalen, die unter erheblichem Druck aus den Veteranenverbänden und allgemein aus der Bürgerschaft 1955 erneut aufgestellt worden sind – &bdquo;aber abgelegen ohne sinnvollen Bezug beim Rolandsweg“, so der Heimatverein. Lesen Sie auch: Mahnmal am Busdorfwall hat unter Graffitis gelitten Das Husarendenkmal ist in neuer Gestalt entstanden, das Infanterie-Denkmal wieder ausgegraben worden.

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