Mutter und drei Kinder: Paderborner Familie sucht verzweifelt nach einer Wohnung

Paderborn. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Spätestens am 31. Juli müssen Yasmin Sprenger und ihre drei Kinder ihre Wohnung an der Neuhäuser Straße verlassen. So sieht es die Kündigung vor, die ihre Vermieterin, die Wohnungsgesellschaft LEG, ausgesprochen hat. &bdquo;Ich habe wirklich große Sorge, dass wir auf der Straße landen“, sagt die alleinerziehende Mutter. Angefangen hat alles mit einer Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2020. Die LEG forderte eine Nachzahlung von 1.200 Euro. Für Sprenger, die Bürgergeld bezieht, übernimmt dies eigentlich das Jobcenter. Nur reicht Sprenger die Rechnung zu spät ein, der Antrag wird abgelehnt. Sie selbst kann die Summe nicht bezahlen. Sprenger wehrt sich mit einem Anwalt, aber auch der erreicht nichts. Durch den Verzug und die anfallenden Anwaltskosten wächst die zu zahlende Summe auf 3.200 Euro an. Eine Stundung der Kosten oder Ratenzahlung akzeptiert die LEG nicht. Folge: Kündigung des Mietverhältnisses. Nun sucht die Alleinerziehende seit Februar dringend nach einer neuen Wohnung. Bisher ist sie erfolglos. Kaum bezahlbarer Wohnraum in Paderborn Der Wohnungsmarkt in Paderborn ist sehr angespannt. Dies bestätigt auch Franka Ulitzner. Die Sozialarbeiterin arbeitet für den SKM Paderborn und das Projekt &bdquo;Endlich ein Zuhause“. Das Projekt ist eine Landesinitiative, die Wohnungslosigkeit bekämpfen soll. &bdquo;Es gibt kaum bezahlbaren Wohnraum“, sagt sie. Insbesondere der Sozialbauanteil sei sehr gering. Einen Wohnberechtigungsschein für eine Sozialbauwohnung hat Sprenger. Und das Jobcenter würde ihre Miete übernehmen. Doch auch hier gibt es Grenzen. Das Jobcenter zahlt nur, wenn die Größe und Miete der Wohnung &bdquo;angemessen“ ist. Was das bedeutet, ist genau festgelegt. Lesen Sie auch: Deutlich mehr Anträge für geförderten Wohnungsbau im Kreis Paderborn In Paderborn ist für einen Vierpersonenhaushalt – nach Definition des Jobcenters – eine Wohnung mit einer Größe von 95 Quadratmetern und einer Gesamtmiete von 716,30 Euro angemessen. In Onlineportalen wird zu diesen Parametern derzeit eine einzige Wohnung im gesamten Stadtgebiet angeboten. Lange Wartelisten, wenig Angebote Ungefähr 120 Wohnungen konnte &bdquo;Endlich ein Zuhause“ in den vergangenen zwei Jahren vermitteln, 320 Personen stehen allerdings noch auf der Warteliste – auch Sprenger. &bdquo;Wir werden immer bekannter“, sagt Ulitzner. Die Warteliste wachse stetig. Auch auf dem Internetportal kleinanzeigen.de übersteigt die Anzahl der Gesuche die der Angebote. 209 Gesuchen stehen derzeit 142 angebotene Mietwohnungen gegenüber. Genug Wohnungen gibt es in Paderborn eigentlich. 2.278 Wohnungen stehen laut dem aktuellen Zensus im Stadtgebiet leer. Viele hiervon würden der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gehören, sagt Ulitzner. Sie würden freigehalten, um beispielsweise als Notunterkünfte zu fungieren. Auf eine solche Notunterkunft hätten die Menschen Anspruch, die beispielsweise durch eine Räumungsklage ihre Wohnung verlieren, erklärt sie. Zu einer solchen kommt es, wenn Mieter trotz Kündigung ihre Wohnung nicht verlassen. Die Vermieter lassen dann durch das Ordnungsamt die Wohnung räumen, das Ordnungsamt muss für eine Notunterkunft sorgen. &bdquo;Ich habe schon Menschen empfohlen, trotz Kündigung in der Wohnung zu bleiben“, sagt Ulitzner. Wer freiwillig auszieht und dann auf der Straße lebt, habe keinen Anspruch auf eine Notunterkunft. Situation in Nachbargemeinden ähnlich Um effektive Hilfe zu leisten, fehlt Einrichtungen wie &bdquo;Endlich ein Zuhause“ der Wohnraum. Viele Wohnungsgesellschaften hätten kein Interesse, mit ihnen zusammenzuarbeiten, sagt Ulitzner. &bdquo;Die stellen eine Wohnung ins Netz und darauf melden sich 800 Leute. Die brauchen uns gar nicht.“ Wenn sie Wohnungen vermitteln können, kommen diese meist von privaten Vermietern. Der SKM baut derzeit auch eigene Wohnungen – 16 Einheiten sollen im Neubau an der Kapellenstraße entstehen. Genug, um den Bedarf zu decken, ist das noch lange nicht. Sprenger, ihre Töchter Emily (13) und Alina (12), ihr Sohn Finn (10) und die zwei Hunde der Familie machen sich ernsthafte Sorgen, dass sie in Zukunft keine Bleibe mehr haben. &bdquo;Aus Paderborn wegzuziehen, ist keine Option“, sagt Sprenger. Ihre Kinder gehen in Paderborn zur Schule, haben Angst, ihr soziales Umfeld zu verlieren. Lesen Sie auch: Paderborner Genossenschaft übt Kritik: Neubau nicht mehr bezahlbar Einfacher wäre ein Umzug in das Paderborner Umland vermutlich auch nicht. &bdquo;Die Lage in den Paderborner Nachbargemeinden ist ähnlich angespannt“, sagt Ulitzner. Nebenorte seien häufig sogar noch teurer. &bdquo;Vor allem da, wo es gute Busverbindungen gibt.“ Viele, die in Wohnungsnot geraten, seien flexibel, fügt sie hinzu. Dennoch finden sie keine Wohnung. Auch Sprenger kassierte bisher nur Absagen. &bdquo;Ich schaue die ganze Zeit nach Wohnungen und stehe auf allen Wartelisten“, sagt sie. Nun hofft sie auf eine Rettung in letzter Minute.

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