Paderborn. Mit dem Verkauf von acht denkmalgeschützten Gebäuden im Alanbrooke-Quartier an eine Paderborner Investorengemeinschaft wurde das Vergabeverfahren zum ersten Abschnitt des Teilquartiers E nach einer zweijährigen Verhandlungsphase abgeschlossen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, seien die Planungen und Konzeptentwicklung finalisiert worden und die Sanierung der Gebäude könne in Kürze beginnen.
In einem Entwicklungsprozess hatte demnach die Stadt Paderborn gemeinsam mit lokalen Akteuren der Kreativwirtschaft Anforderungen formuliert, die in das Verfahren zum Alanbrooke-Areal eingeflossen sind. Als Resultat des zweistufigen Investorenauswahlverfahrens um die denkmalgeschützten Bestandsgebäude aus dem Jahr 1898 werden die Gebäude im Norden nun zu einem Kreativwirtschaftsquartier entwickelt. Das Gebäude 2 angrenzend an den Park wird zur Gastronomie und die Gebäude 7, 8 und 10 im Osten entlang der Giefersstraße werden zu Wohnungen für Studierende und Auszubildende umgebaut. Eine zentrale Betreibergesellschaft aus dem Kreis der Investoren will dabei die Vernetzung, die Vermarktung und die Umsetzung eines nachhaltigen Konzeptes des gesamten Quartiers sicherstellen.
Das Verhandlungsteam der Stadt Paderborn rund um den Konversionsbeauftragten Lars-Christian Lange und Boris Blume vom Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen freut sich laut Pressemitteilung, dass nun zeitnah der Umbau der denkmalgeschützten Gebäude durch die lokalen Akteure beginnen kann. „Mit der Umsetzung des Kreativwirtschaftsquartiers ergibt sich eine herausragende Möglichkeit, den Wirtschaftsstandort Paderborn zu stärken, inhaltlich zu erweitern und mit der kreativwirtschaftlichen Nutzung auch eine besondere Belebung des neuen Stadtquartiers zu erreichen“, erklärt Lars-Christian Lange.
Jury lobt vielfältigen Entwurf für den Standort Alanbrooke

Initiiert wurde die Investorengemeinschaft von dem Projektentwickler Steffen Jesper, welcher in Zusammenarbeit mit Nicolas Rusch die Verhandlungen mit der Stadt Paderborn führte. Der Gewinnerentwurf für die Sanierung und den Betrieb der acht Denkmalgebäude stammte von den Architekten der Gröne Architektur aus Delbrück und den Breithaupt Architekten aus Salzkotten. Die Jury lobte den vielfältigen Entwurf, der sich am Standort und den lokalen Bedürfnissen orientiert hat.
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Die vier Denkmalgebäude im Norden (1 – ehemalige Hauptwache sowie 3, 4, und 5 – ehemalige Mannschaftsunterkünfte) sollen das Zentrum für Kreativ- und Kulturwirtschaft in Paderborn werden, das Büros und Co-Working-Spaces zur Verfügung stellt. Die Büros können für Dienstleistungen und Tätigkeiten aus den Bereichen der Kreativwirtschaft, also der Software- und Gamesindustrie, Architektur, Werbewirtschaft, Design, Filmwirtschaft, Buchmarkt, darstellende Kunst, Rundfunk sowie der Veranstaltungswirtschaft angemietet werden.
Im Fokus steht hier insbesondere der Block 4, in dem eine Keimzelle, ein sogenannter Inkubator für die Kreativwirtschaft entstehen soll, der günstige Bürofläche für Jungunternehmen gepaart mit Unterstützung in der unternehmerischen Entwicklung sowie einem Veranstaltungsraum bieten soll.
Gastronomie als zentraler Treffpunkt des Quartiers geplant
Das Gebäude 2 (ehemaliges Casino) soll als Gastronomie in enger Verzahnung mit dem Kreativwirtschaftsquartier errichtet werden. Der Investor plant eine etwa 200 Quadratmeter große Innengastronomie. Außerdem könne aufgrund der direkt angrenzenden Lage an den Alanbrooke-Park in den Sommermonaten eine Außengastronomie errichtet werden, sodass das Gebäude ein zentraler Treffpunkt für das gesamte Quartier und die Nachbarschaft werden könne.

Der dritte Bestandteil des Entwurfs stellt die Wohnnutzung in den drei östlich gelegenen Gebäuden dar (ehemalige Mannschaftsunterkünfte). Hier sollen Wohngemeinschaften für insgesamt etwa 120 Studierende und Auszubildende sowie ein Co-Living-Konzept entstehen. Ziel ist eine enge Verzahnung mit dem Kreativwirtschaftsquartier, aber auch die Schaffung eines vielseitigen Anlaufpunktes für junge Menschen aus anderen Wirtschaftszweigen.
Von der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn kündigt Beate Flath an, mit dem Forschungszentrum „C:POP“ im Alanbrook-Quartier ansässig werden zu wollen. Ein solcher Standort sorge für einen Transfer zwischen Forschung, Lehre und Kreativwirtschaft.
Investoren wollen zeitnah Details vorstellen
Des Weiteren wollen die Investoren, dass ein Kompetenzcluster für Künstliche Intelligenz aufgebaut wird. „Künstliche Intelligenz stellt eine große Veränderung dar, die Gewinner und Verlierer erzeugen kann. Unser Ziel ist es, die Unternehmen dabei zu unterstützen, diese Technologie als Chance zu nutzen“, sagt Dominik Nösner, einer der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. „Dieses Großprojekt wird eine Strahlkraft auf das gesamte Quartier, die Stadt Paderborn und ganz NRW haben“, erläutert Matthias de Jong, weiterer Mitgeschäftsführer der Betreibergesellschaft: „Wir freuen uns darauf, der Öffentlichkeit schon sehr zeitnah unser Konzept vorzustellen.“ Die Investoren planen die Fertigstellung Ende 2025.
INFORMATION
Zentrum für Jungunternehmer
Einen Förderbescheid über 7 Millionen Euro überreichte Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling den Kreativquartier-Betreibern Matthias de Jong und Dominik Nösner. Die Förderung unterstützt laut Mitteilung der Betreiber die Realisierung eines regionalen Gewerbezentrums für Jungunternehmer im künftigen Kreativquartier. Die Mittel kommen aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW).