Paderborn (ber). Die Amtsgeschäfte hat er zwar noch nicht übernommen, aber in Paderborn schon mal wieder vorbeigeschaut: Der ernannte Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat in seinem künftigen Wohnsitz den Neujahrsempfang des Klerus aus dem Dekanat Paderborn besucht. Im Bischofshaus nutzte er einer Mitteilung zufolge auch die Chance zur Vernetzung. Demnach habe er sich sehr gefreut, in Paderborn zu sein und mit den Geistlichen in einen ersten Austausch zu treten.
Zum Empfang eingeladen hatte Diözesanadministrator Monsignore Michael Bredeck, der das Erzbistum Paderborn bis zur Amtseinführung des künftigen Erzbischofs Anfang März leitet. Prälat Thomas Dornseifer, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators, warb in einer Ansprache darum, gute Gründe für den Glauben wirksam zu machen.
Austritte und Missbrauch
Dornseifer ging auch auf die hohen Kirchenaustrittszahlen ein. 2022 waren den Angaben zufolge insgesamt 26.911 Menschen im Erzbistum Paderborn aus der katholischen Kirche ausgetreten, im Dekanat Paderborn waren es 1.705. Im gesamten Kreis Paderborn war mit 3.957 Austritten ein Rekord verzeichnet worden, der in 2023 nur knapp verfehlt wurde (3.771).
„Diese Zahlen tun weh. Das darf uns nicht gleichgültig sein“, machte der Ständige Vertreter deutlich und bekräftigte: „Die Aufarbeitung von Missbrauch bleibt für uns im Fokus.“ Mit der unabhängigen Aufarbeitungskommission und dem Betroffenenbeirat gebe es im Erzbistum zwei weitere wichtige Säulen der Aufarbeitung. Ergebnisse der seit mehreren Jahren laufenden Missbrauchsstudie könnten bereits 2024 vorgestellt werden.
Hinweistafel in der Bischofsgruft
Der Ständige Vertreter verteidigte die vom Betroffenenbeirat angeregte Hinweistafel in der Bischofsgruft – „als Erinnerung, dass die beiden Erzbischöfe Jaeger und Degenhardt den Schutz von Institution und Tätern über das Leid der Betroffenen gestellt haben“. Die Kritik für die Tafel an diesem Ort, die wie berichtet im Sommer Opfer von Vandalismus wurde, sei bekannt. „Aber die Tafel ist Zeichen eines guten Dialoges mit den Betroffenen, der viel zu lange nicht stattgefunden hat“, betonte Dornseifer.
Bei der Aufstellung der Tafel hatte das Erzbistum angekündigt, dass ein QR-Code zu einer Homepage mit vertiefenden Informationen führen solle. Dies wurde kurz nach dem Neujahrsempfang umgesetzt. Der mit Vertretern der Betroffenen abgesprochene Text ist jetzt auf der Homepage zu lesen. Die Gespräche zu einem Denkmal für Missbrauchsopfer laufen weiter, hieß es auf Anfrage der „Neuen Westfälischen“.
Die Vakanz genutzt
Pfarrer und Domkapitular Benedikt Fischer, der Leiter des Dekanats Paderborn, hieß den künftigen Erzbischof Udo Markus Bentz willkommen. Die Bekanntgabe der Ernennung im Dom beschrieb Fischer als „historische Stunde“ für das Erzbistum Paderborn: „So viele Menschen, die mit einer hoffnungsfrohen Stimmung den Dom erfüllten, gibt es in unseren Zeiten nicht häufig in der Kirche. Dieser kraftvolle Impuls ist ins Bistum gegangen. Die Wirkung sollte man nicht unterschätzen“, betonte der Domkapitular.
Die Zeit der Vakanz sei „keine verlorene Zeit“ gewesen. Benedikt Fischer dankte Diözesanadministrator Bredeck für seinen„hervorragenden Dienst“, Prälat Thomas Dornseifer für die „kraftvolle Unterstützung“ als Ständiger Vertreter und Dompropst Monsignore Joachim Göbel für dessen Einsatz mit Blick auf die Wahl des neuen Erzbischofs. Das kirchliche Prozedere hat sich fast ausschließlich hinter verschlossenen Türen abgespielt, bevor Mitte Dezember die Entscheidung des Metropolitankapitels verkündet wurde.
Glockengeläut zur Amtseinführung
Zur Amtseinführung des bisherigen Mainzer Weihbischofs und Generalvikars am Sonntag, 10. März, wird das Dekanat Paderborn den neuen Erzbischof mit einem Glockenkonzert zur Mittagszeit begrüßen.
Die Glocken des Domes, der Busdorfkirche, der Gaukirche und der Abdinghofkirche werden laut Mitteilung voraussichtlich nicht nur geläutet, sondern einzeln angeschlagen. Zur Ernennung des neuen Oberhirten hatten die Glocken, wie es Tradition ist, bistumsweit geläutet.
INFORMATION
Kirchliche Statistik
Der Ständige Vertreter Prälat Thomas Dornseifer präsentierte beim Neujahrsempfang einige statistische Angaben. Die vorläufigen Zahlen bieten eine erste Orientierung, bis im Sommer die amtlichen Zahlen für das Jahr 2023 Aufnahme in die Kirchliche Statistik der Deutschen Bischofskonferenz finden.
Zum Stichtag 21. Dezember 2023 ergibt sich folgende vorläufige Übersicht:
Priester: gesamt 751 (aktiv 465, Ruhestand 264)
Altersdurchschnitt: 63,6 (aktiv 55,6, Ruhestand 79,2
Exkardination (Beendigung): 1
Ständige Diakone: 174 (aktiv 123, 6 hauptberuflich, Ruhestand 51)
Priesterweihen: 2
Diakonenweihen: 0