Entscheidung getroffen: In dieses Haus zieht der neue Paderborner Erzbischof

Paderborn. Die Wahl des neuen Paderborner Erzbischofs hatte auf sich warten lassen, umso schneller traf Udo Markus Bentz nun die Entscheidung über seinen künftigen Wohn- und Dienstsitz. &bdquo;Der neu ernannte Erzbischof wird das Bischofshaus beziehen“, bestätigte das Erzbistum jetzt auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Das war insgeheim erwartet worden, aber auch nicht sicher. Denn zwar wohnen die Paderborner Bischöfe seit fast 200 Jahren in dem markanten Bau am Kamp, eine Verpflichtung dazu gibt es jedoch nicht. Nun hat Bentz nach der Besichtigung des zweistöckigen Hauses seine Entscheidung schon getroffen und folgt der Paderborner Tradition. Das Haus wird also auch künftig als Wohn- und Dienstgebäude sowie für Empfangszwecke im Aufgabenbereich des Erzbischofs von Paderborn genutzt werden. Ein Umzugstermin steht noch nicht fest. Denn zuvor stünden &bdquo;geringfügige, aber notwendige“ Renovierungsarbeiten an, hieß es aus dem Erzbistum. Wo Udo Markus Bentz bis dahin wohnen wird, ist allerdings unklar. Das Erzbistum dementierte Informationen der &bdquo;NW“, dass der Mainzer in ein Haus in der Gesellenhausgasse ziehen werde, wo auch Alt-Erzbischof Hans-Josef Becker wohnt. Ausgeschlossen ist dies aber wohl nicht, die Suche nach einer Übergangsunterkunft läuft demnach noch. Hans-Josef Becker war nach seinem Rücktritt in seinen Alterssitz in der Gesellenhausgasse gezogen (die &bdquo;NW“ berichtete). Dort hatte das Erzbistum für 2,5 Millionen Euro ein Mehrparteienhaus umgebaut für Priester im Ruhestand. Würde dort auch Udo Markus Bentz vorübergehend Quartier beziehen, könnte er sich bei spontanen wie verabredeten Treffen mit seinem Vorgänger austauschen. Weit zum Wochenmarkt, den der Neu-Paderborner unbedingt kennenlernen will, hätte er es von seiner möglichen Bleibe aus jedenfalls auch nicht. Was über das Bischofshaus bekannt ist Egal, wo es ihn zunächst hinzieht, dauerhaft leben wird der designierte Erzbischof, der die Amtsgeschäfte offiziell am 10. März 2024 übernimmt, dort nicht. Denn schneller als gedacht steht bereits fest, dass Udo Markus Bentz in das auch als erzbischöfliches Palais bekannte Gebäude am Kamp ziehen wird. Das 1718 von Johann Conrad Schlaun erbaute Haus mit dem markant rosafarbenen Anstrich wird den Paderborner Oberhirten traditionell als Dienstsitz zur Verfügung gestellt. Eine Verpflichtung, dort auch zu wohnen, gibt es jedoch nicht. Es gehört allerdings nicht dem Erzbistum, sondern befindet sich im Besitz der Stiftung des Erzbischöflichen Stuhls. Im Erdgeschoss befinden sich der Empfang sowie Büros für die Sekretärin und den Referenten des Erzbischofs. In der oberen Etage befindet sich auf der linken Seite eine Kapelle, im rechten Trakt des Hauses liegt der Wohnbereich. Dort lebte bis Januar Erzbischof Hans-Josef Becker. Auch die Ordensschwestern der christlichen Liebe, die sich acht Jahrzehnte lang um den jeweiligen Erzbischof und Haus kümmerten, hatten dort ihre Wohnung, bis sie ihren Dienst mit der Emeritierung Beckers in diesem Jahr beendeten. Über die genaue Quadratmeterzahl des L-förmigen Hauses und des von der Libori-Galerie aus einsehbaren Gartens sowie die Anzahl der Räumlichkeiten hüllt sich das Erzbistum Paderborn in Schweigen. Aus dem Finanzbericht geht allerdings hervor, dass der Dienstsitz einen Buchwert von 1,17 Millionen Euro hat. Auch eine (rein hypothetische) Vermietung des Objekts würde sich bezahlt machen: Amtlichen Informationen zum Grundstücksmarkt zufolge liegt der Bodenrichtwert an der Ecke Kamp bei 750 Euro pro Quadratmeter. Geld müsste aber in jedem Fall in das Bischofshaus gesteckt werden, denn es sei zumindest in Teilen sanierungsbedürftig, war vorab zu hören. Diese Entscheidung liegt allerdings bei Udo Markus Bentz, der es aber offenbar bei geringfügigen Arbeiten belassen will. Auf die Frage, ob ein neuer Bischof das Haus eigentlich nach seinen persönlichen Wünschen einrichten könne, hieß es von der Pressestelle der Diözese vor knapp einem Jahr: &bdquo;Gestaltungsmöglichkeiten sind in dem grundsätzlich bezugsfertig abgeschlossenen Haus nur wenige möglich.“ Individuelle Ideen und Wünsche könnten jedoch vorgeschlagen und mit den verantwortlichen Stellen im Erzbischöflichen Generalvikariat besprochen werden. Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Gedacht als städtisches Quartier für Angehörige des Augustinerchorherrenstifts Dalheim, wurde es 1774 verkauft und 1831 vom preußischen Staat dem Bischof als Amtssitz zugewiesen. Nach seiner Zerstörung im letzten Kriegsjahr wurde es 1948 bis 1950 wieder aufgebaut. Die Tradition, dass am Kamp der Bischof wohnt, wäre vor 50 Jahren beinahe gebrochen worden. Lorenz Kardinal Jaeger ließ einen neuen Sitz gleich neben dem Dom erbauen, der heute als &bdquo;Konrad-Martin-Haus“ bekannt ist - inklusive unterirdischer Garageneinfahrt und Atomschutzbunker. Bezogen hat er sein Wunsch-Domizil jedoch nie, denn er starb 1975 zwei Jahre vor der Fertigstellung des 3,4 Millionen D-Mark teuren Bauwerks. Als sein Nachfolger Johannes Joachim Degenhardt in den Neubau ziehen sollte, soll dieser energisch abgewunken haben: &bdquo;Das will ich nicht, das ist mir viel zu protzig“, ist in einem alten Artikel der &bdquo;NW“ zu lesen. Degenhardt lebte seine gesamte Amtszeit über in dem alten Bischofshaus am Kamp, in dem er 2002 auch starb. Anm. d. Red. Dieser Artikel wurde am 12. Dezember aktualisiert.

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