Weniger Mitglieder und Personal: Große Umstrukturierung beim Erzbistum Paderborn

Paderborn. Auf die sinkende Mitgliederzahl in der katholischen Kirche und den Priesterrückgang reagiert das Erzbistum Paderborn mit einer umfassenden Umstrukturierung. Unter dem Leitwort &bdquo;Glauben.Gemeinsam.Gestalten.“ wird ein Bistumsprozess mit einer Neuausrichtung der Seelsorge und Verwaltung gestartet. Grundlage ist ein Entwurf, der bis zum Jahresende gemeinsam beraten und finalisiert sein soll. Bis Ende 2030 soll die von der Erzbischöflichen Leitungskonferenz beschlossene Errichtung der neuen pastoralen Struktur abgeschlossen sein. Von den rund 4,8 Millionen Menschen im Erzbistum sind noch knapp 1,3 Millionen (27 Prozent) katholisch. 2022 war erstmals die 1,4-Millionen-Marke unterschritten worden. Bei den Priestern sieht es so aus: Von derzeit gut 400 wird die Zahl bis 2040 auf etwa 100 sinken, da um 2035 viele in den Ruhestand gehen. Daher sei es für eine verlässliche Langfristperspektive &bdquo;notwendig und richtig“, Strukturen zu verschlanken, zu bündeln und klar auszurichten, sagte Erzbischof Udo Markus Bentz bei der Vorstellung. Die neue Struktur mit einer Konzentration auf oberster Ebene biete darunter ganz viel Gestaltungsspielraum. &bdquo;Gleichzeitig bleibt unser Ziel, möglichst nah bei möglichst vielen Menschen zu sein.“ Wie diese Nähe vor Ort konkret werde, hänge von den jeweiligen Situationen, Bedürfnissen und Erfordernissen ab. Dafür werde gezielt in die Förderung des Engagements Ehrenamtlicher sowie in den Einsatz und die Qualifizierung multiprofessioneller Teams investiert. Paderborner Erzbischof spricht vor Mitarbeitenden Bentz hat das Erzbistum seit seiner offiziellen Einführung als Erzbischof vor etwas mehr als einem Jahr kennengelernt. Bei seinen Besuchen habe er gehört, was passt und wo es nicht gut läuft. In seiner Rede vor den Mitarbeitenden, die bereits vor der Öffentlichkeit informiert wurden, sagte er zur Situation: &bdquo;Weniger Personal, weniger Ressourcen, weniger kirchliche Bindung. Gleichzeitig ein wachsendes Bedürfnis in der Gesellschaft nach Sinn, nach Gemeinschaft, nach Verlässlichkeit.“ Deshalb mache sich die Kirche auf den Weg. Die Beschäftigten hätten weitgehend Verständnis gezeigt und seien nicht wirklich überrascht. Weniger Katholiken: Erzbistum Paderborn hat erstmals weniger als 1,3 Millionen Mitglieder Die neue Struktur sieht im Erzbistum maximal 25 sogenannte Seelsorgeräume vor, die jeweils aus höchstens drei Pfarreien bestehen. Bisher sind es 19 Dekanate mit 603 Pfarrgemeinden in 98 Seelsorgeeinheiten. Dafür sollen in jedem Seelsorgeraum so viele Pfarreien wie möglich verschmelzen. Ab 2027/28 starten die Fusionen, sagte Generalvikar Michael Bredeck. Zugleich werde in Personal und Sachkosten investiert. Effizient, klar strukturiert und angepasst an die Anforderungen von Seelsorge und Kitas werde die Verwaltung ausgerichtet. Entlassungen und auch sozialverträgliche Kündigungen werde es nicht geben. Allerdings würde die Mitarbeitendenzahl perspektivisch durch die Nichtbesetzung von Stellen reduziert. &bdquo;Wir müssen da dynamisch sein“, sagte Generalvikar Thomas Dornseifer. Eine konkrete Zielzahl bei den künftigen Stellen nannte er nicht. Die Kirche in Paderborn öffnet sich für Personal ohne seelsorgerische Ausbildung Die Leitung jedes Seelsorgeraums übernimmt ein Team aus Pfarrer, Verwaltungsleitung und pastoraler Koordination, unterstützt von multiprofessionellen Pastoralteams, die auch für Personen ohne seelsorgerische Ausbildung – etwa Sozialarbeiter – geöffnet werden. Vor Ort entstehen pastorale Schwerpunkte, die sich an den konkreten Gegebenheiten und Bedürfnissen der Menschen und dem individuellen Profil des Seelsorgeraums orientieren – gemeinsam entwickelt mit den Gläubigen. Mitgliederentwicklung: Trendwende? Zahl der Kirchenaustritte im Kreis Paderborn geht erneut zurück Neben einem sogenannten pastoralen Zentrum als Knotenpunkt soll es in jedem Seelsorgeraum verlässliche Orte geben wie Kirchen, Einrichtungen oder soziale Orte: mit kirchlichen Angeboten durch Haupt- und Ehrenamtliche. Über deren Zahl und Standorte wird vor Ort gemeinsam beraten und entschieden. Begleitet werden soll der Prozess im Dialog und mit Möglichkeiten zur Mitgestaltung. Denn für viele Mitarbeitende – insgesamt gibt es in den Einrichtungen des Erzbistums rund 2.700 Mitarbeitende –, ehrenamtlich Engagierte, die Kirchengemeinden und pastorale Räume sowie die kirchlichen Einrichtungen bringt die Transformation von Seelsorge und Verwaltung spürbare Veränderungen. Paderborns Generalvikar sieht Gemeinschaftsaufgabe aller Menschen Für Generalvikar Bredeck ist eine zukunftsfähige Kirche eine Gemeinschaftsaufgabe aller Menschen. &bdquo;Wir erleben Brüche, Rückgänge und Unsicherheit, aber auch Aufbrüche, neue Ideen und Engagement. Zugleich ist deutlich, dass es neue Strukturen, aber vor allem eine geistliche Ausrichtung braucht, die uns in der Kirche verbindet.“ Interview: Missbrauch-Betroffener: &bdquo;Wir fordern aktivere Aufarbeitung vom Erzbistum Paderborn“ Im Bereich der Verwaltung wird das Erzbischöfliche Generalvikariat neu ausgerichtet. Es ist künftig zuständig für Aufsicht, Strategie und operative Verwaltung der bistums- und kirchengemeindlichen Angelegenheiten. Zu ihm zählen die drei weiteren Standorte der bisherigen Gemeindeverbände: Meschede, Dortmund und Hövelhof – hier entsteht gerade der Neubau als Ersatz für die Arbeitsplätze in Paderborn und Bielefeld. Die &bdquo;neue, zukunftsgerichtete Verwaltungsorganisation“ orientiere sich an den Bedürfnissen der Kirchengemeinden und des Bistums, erklärte Generalvikar Dornseifer. Die Trennung von Aufsicht und operativem Geschäft bleibe gewahrt. Wie ein Memory-Spiel: So sieht das Mahnmal zu sexuellem Missbrauch im Paderborner Dom aus Statt der bestehenden Kita gGmbHs soll es künftig eine gemeinsame Holding für die mehr als 500 Kitas (davon 159 in OWL) geben – ohne Änderungen für die Mitarbeitenden und die Betreuungsangebote. Diese zu einer Verschlankung der Overhead-Strukturen führende Verwaltungsreform soll bis Ende 2027 abgeschlossen sein, so Dornseifer. Alle Informationen gibt es im Internet unter www.bistumsprozess.de.

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