U25

Online-Suizid-Prävention aus Paderborn bekommt hohe Auszeichnung

Die Initiative U25 erhält die Ehrenamtsmedaille des Landes NRW und ist aktuell auch in den Paderwiesen präsent. Doch es gibt eine große Ungewissheit.

Das Graffiti in den Paderwiesen ist ein echter Hingucker. | © Online-Suizid-Prävention [U25]

27.09.2023 | 27.09.2023, 12:39

Paderborn. Das Ehrenamt ist eine tragende Säule des gesellschaftlichen Lebens in Nordrhein-Westfalen – und zum ersten Mal hat der Landtag Nordrhein-Westfalen die Ehrenamtsmedaille verliehen. Unter den Preisträgern ist die Paderborner Online-Suizid-Prävention [U25]. Bei einer Feierstunde im Parlament überreichte André Kuper, Präsident des Landtags, an insgesamt sieben Initiativen und Einzelpersonen die Ehrenamtsmedaille, die je mit 3.000 Euro dotiert ist. Die Jury wählte die Trägerinnen und Träger der Ehrenamtsmedaille aus rund 80 Bewerbungen aus ganz NRW aus.

„Sie sind die guten Seelen der Gesellschaft. Ihre Leistung verdient Anerkennung und Ehrung. Denn das Ehrenamt hält Nordrhein-Westfalen zusammen. Die Ehrenamtsmedaille des Landtags würdigt herausragende Leistungen und soll motivieren, sich für unsere Gesellschaft zu engagieren“, sagte André Kuper im Rahmen der Verleihung. Vorgeschlagen wurde [U25] von der Geschäftsführerin der Landtagsfraktion der Grünen, Norika Creuzmann, die jüngst betonte, dass ihr der Kinder-und Jugendschutz besonders am Herzen läge.

In Paderborn macht die Online-Suizid-Prävention aktuell mit einem besonderen Kunstwerk auf dem Graffitistern in den Paderwiesen auf sich aufmerksam. Mit dem Satz „Ein Gespräch kann Leben retten“, wird großflächig auf die Arbeit hingewiesen. Denn für Jugendliche hat sich das Leben enorm verändert. Eine emotionale Last drückt auf die Stimmung. Die Ergebnisse repräsentativer Umfragen deuten darauf hin, dass die Zahl der Suizide unter Kindern und Jugendlichen zunimmt.

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Judith Gruß erhält die Ehrenamtsmedaille des Landes NRW aus den Händen von Landtagspräsident André Kuper. - © Landtag NRW
Judith Gruß erhält die Ehrenamtsmedaille des Landes NRW aus den Händen von Landtagspräsident André Kuper. | © Landtag NRW

Das Beratungsangebot ist jedoch auch in Nöten. „Wir haben zu viele Klienten und zu wenig Ehrenamtliche“, sagt Judith Gruß vom Caritasverband Paderborn, die die Paderborner [U25]-Gruppe betreut und koordiniert. Zuletzt ist die Zahl der „Peers“, die die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Krisen und bei Selbsttötungsgefahr begleiten, zurückgegangen. Zurzeit sind 20 Ehrenamtliche dabei. Weil einige jedoch demnächst aus Berufs- oder Studiengründen nicht mehr zur Verfügung stehen, entsteht eine Lücke. „Der Bedarf ist so groß, dass wir nicht allen gerecht werden können. Unsere Ampel steht oft auf Rot“, bedauert Gruß mit Blick auf das Ampelsystem, das freie Kapazitäten aufzeigt.

So werden jetzt neue Ehrenamtliche im Alter zwischen 16 und 24 Jahren gesucht. In einer insgesamt 32-stündigen Ausbildung wird intensiv Fachwissen vermittelt. Themenspezifische Fortbildungen und die Unterstützung durch Hauptamtliche gehören dazu. Die Begleitung der Klienten erfolgt anonym per E-Mail. Die Erfahrungen mit diesem niederschwelligen Angebot sind gut.

Begleitung auf Augenhöhe

„Das ist eine Begleitung auf Augenhöhe. Die Jugendlichen wenden sich an jemanden, der so ähnlich tickt wie sie selber“, weiß Gruß und verweist auf die Erfahrungen der Peers: „Die sind oft erstaunt, wie viel es den Klienten helfen kann, wenn sie einfach wissen, dass man da ist und sie uns einfach schreiben können“.

Die Zukunft des Angebots ist ein Stück weit ungewiss. Denn die Bundesfinanzierung dieses bundesweiten Projekts mit insgesamt elf Standorten in Deutschland läuft im Jahr 2024 aus. In Paderborn ist [U25] seit dem Start im Jahr 2015 beim Caritasverband Paderborn angesiedelt. 2018 erhielt [U25] den Paderborner Jugendpreis, 2019 den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Paderborn und im Januar 2023 auch den Ehrenamtspreis des Kreises Paderborn.

Bei den Aktionen an weiterführenden Schulen wie dem Gymnasium Sankt Michael, dem Pelizaeus-Gymnasium und dem Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg wurden mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Diese Aktionen sollen fortgeführt werden. Besonders auch in Krisenzeiten.