Aktion "Wir haben Depressionen": Was hinter diesem Projekt steckt

Kreis Paderborn. Depressionen gelten als Volkskrankheit. Fast jeder Fünfte in Deutschland erkrankt in seinem Leben einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung. Mit einem Themenschwerpunkt Depression wollen die "Neue Westfälische" und "Radio Hochstift" über die Krankheit informieren und Vorurteile abbauen. Die Beiträge laufen am Donnerstag und Freitag in der Zeitung sowie ergänzt um multimediale Inhalte auch online und im Programm von &bdquo;Radio Hochstift“. Wie lief die Zusammenarbeit ab? Fast täglich tauschten wir uns seit Dezember aus. Mal waren wir dabei euphorisch, mal enttäuscht. Euphorisch, wenn Betroffene ihre Geschichte erzählen wollten. Enttäuscht, wenn offizielle Anlaufstellen eine Zusammenarbeit mit uns ablehnten. Wir haben auch tragische Gespräche geführt: Mit zwei Lehrerinnen, die ihre Depressionen nicht öffentlich machen wollen, weil sie Angst haben, nicht verbeamtet zu werden. Mit einem Polizisten, der zu große Bedenken vor den möglichen, negativen Reaktionen seiner eigenen Kolleginnen und Kollegen hat und deshalb weiter schweigt. Betroffene berichten von Erfahrungen mit Depressionen Dass wir 48 Betroffene überzeugen konnten, Gesicht zu zeigen, ist das Herzstück unseres Projektes. Begleitet wird dieses Herzstück, eine Collage von Menschen mit Depressionen, von weiteren Artikeln und Videos. Es sind Porträts, Hintergründe und Interviews zum Thema Depression. Wir haben Betroffene aus dem gesamten Hochstift zu Wort kommen lassen, die ihre ganz persönlichen, berührenden Geschichten erzählen. Für ihren Mut und dieses Vertrauen möchten wir uns bedanken. Lesen Sie alle Artikel des Themenschwerpunktes "Wir haben Depressionen" hier Wir haben Angehörige gefragt, wie sie mit der Erkrankung ihrer Liebsten zurecht kommen. Wir haben Experten erklären lassen, wie Depressionen sich äußern, wie Diagnose und Behandlung ablaufen. Und wir sind der Frage nachgegangen, wie es mit der Versorgung mit Therapieplätzen in den Kreisen Paderborn und Höxter aussieht. Wir liefern auch lokale Zahlen und Fakten. Ein Überblick. Die Lage im Hochstift: So viele Menschen leiden an Depressionen Im Kreis Paderborn waren 2021 insgesamt 26.918 Menschen wegen Depressionen in ambulanter Behandlung. Zudem vermittelte die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) im Jahr 2021 insgesamt 1.256 Erstgespräche, also Termine für die sogenannte Psychotherapeutische Sprechstunde. Im nächsten Jahr waren es 1.351. Damit waren zu der Zeit prozentual fast neun Prozent aller Menschen im Kreis Paderborn in ambulanter Behandlung aufgrund von Depressionen. Die gleiche Prozentzahl verzeichnet der Kreis Höxter. Im Jahr 2021 waren dort 12.348 Menschen wegen Depressionen in ambulanter Behandlung. Zudem wurden im gleichen Zeitraum 229 Erstgespräche im Rahmen der Psychotherapeutischen Sprechstunde im Kreis Höxter vermittelt, 2022 waren es 202. Aktuellere Zahlen gab es auf Anfrage der "Neuen Westfälischen" und "Radio Hochstift" nicht. Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG) bereitete die Zahlen auf Datengrundlage der KVWL auf. Die Lage der Erkrankten in NRW Nach Angaben des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WIdO) erkranken allein in Nordrhein-Westfalen jährlich 1,69 Millionen Erwachsene (9,5 Prozent) an Depressionen. Eine depressive Episode gilt laut dem WIdO-Fehlzeiten-Report 2022 als dritthäufigste Ursache für Krankschreibungen. Symptome von Depressionen Betroffene sind traurig, deprimiert, müde und das über einen längeren Zeitraum hinweg. Sie fühlen sich antriebs- und kraftlos, empfinden keine Freude mehr bei Dingen, die ihnen früher Spaß gemacht haben. Auch Appetitlosigkeit, Schlafprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten gehören zu den Symptomen. Menschen mit Depressionen verlieren das Interesse, ziehen sich zurück. Viele haben Suizidgedanken, in extremen Fällen Suizidversuche. Grundsätzlich kann eine Depression jeden treffen - völlig unabhängig vom Alter, Geschlecht oder sozialem Stand. Inzwischen machen auch Prominente ihre Erkrankung öffentlich. Durch das Schicksal des Fußballtorwarts Robert Enke beispielsweise ist das Thema ins öffentliche Bewusstsein gelangt. Trotzdem existieren weiterhin viele Vorurteile über Depressionen. So betonen Ärzte und Experten, dass eine Depression keine vorübergehende Phase schlechter Laune oder Einbildung, sondern eine ernstzunehmende Krankheit ist, die inzwischen - mit Medikamenten und/ oder Psychotherapie - gut behandelbar ist.

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