Windkraft-Flächenziele: Bleibt der Ausbau im Kreis Paderborn überschaubar?

Paderborn. 13.888 Hektar: Seit einigen Tagen ist dieses Flächenziel des Landes NRW für Windkraft in Ostwestfalen-Lippe bekannt. Laut Zahlen der Bezirksregierung Detmold sind von den Kommunen circa 260 Windkraftkonzentrationsflächen mit einer Gesamtgröße von rund 9.500 Hektar ausgewiesen. Rein rechnerisch besteht somit eine Lücke von mehr als 4.000 Hektar. Da sich im Kreis Paderborn zugleich schon heute die Hälfte aller Anlagen in OWL drehen – 528 von über 1.000, weitere 85 sind genehmigt und 71 in Planung – stellt sich die Frage: Was ist hier in Zukunft noch zu erwarten? Ohne den Planungen vorzugreifen, sieht der CDU-Landtagsabgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer aus Delbrück für den Kreis Paderborn ein eher kleines Potenzial an weiteren Flächen. &bdquo;Da muss wohl nur noch wenig gemacht werden“, sagt er. In welchem Kreis es noch mehr Potenzial gibt &bdquo;Der Kreis Höxter wird jedoch einen großen Schluck aus der Flasche nehmen müssen, da es dort viel Potenzial, mehr als im Kreis Paderborn, aber noch gar nicht so viele Anlagen gibt.“ Wollten Kommunen ihrerseits mehr Flächen ausweisen, dann sei das aber machbar. Die 2,13 Prozent an Fläche, auf die der Anteil von OWL an der Windkraft gedeckelt sei, sei seiner Meinung nach fair im Vergleich zu anderen Planungsregionen, die noch mehr machen müssten, so Hoppe-Biermeyer. Zudem erwartet er von der künftigen Regionalplanung durch die Bezirksregierung mehr Rechtssicherheit. &bdquo;Das Schwammige fällt weg“, sagt er. Seien Windkraftanlagen im Außenbereich bisher grundsätzlich privilegiert gewesen, so gäbe es künftig &bdquo;fest umrissene Gebiete“. Für das nahe NRW-Ziel, 1.000 zusätzliche Windräder bis 2027 aufzustellen, werde aber ohnehin noch alles über die bisher geltende Rechtsgrundlage laufen. "Steuerungsmöglichkeiten fallen weg" Bad Wünnenberg ist im Kreis Paderborn auf Platz zwei im Windrad-Ranking. 97 sind hier aktuell in Betrieb (mehr gibt es mit 183 nur in Lichtenau, in Paderborn sind es 69, in Büren 64 und in Borchen 61), 13 weitere sind genehmigt. Die Stadt stellt gerade ihren Flächennutzungsplan auf und hat bisher ein Potenzial von 1.607 Hektar ausgewiesen. &bdquo;Zurzeit wird geprüft, ob durch Änderungen in der Rechtssprechung weitere Flächen ausgewiesen werden können/müssen“, sagt Bauamtsleiter Daniel Watts. Durch die Steuerung auf Ebene des Landesentwicklungsplanes gebe es die Hoffnung auf, “eine gerechte und endgültige Regelung für die Ausweisung von Windkonzentrationszonen“. Die größten Bedenken und Sorgen seien, &bdquo;dass mit Übertragung der Konzentrationsplanung auf die Bezirksregierung im Februar 2024 die Steuerungsmöglichkeiten der Stadt Bad Wünnenberg wegfallen“, so Watts. So habe die Bezirksregierung aus heutiger Sicht nicht die Möglichkeit, Windenergieanlagen zurückzustellen, die nicht den Detmolder Planungen entsprechen. Dieses Steuerungselement sollte &bdquo;umgehend geschaffen werden“. 26 Prozent der Anlagen im Land stehen in der Region Wie Peter Westphal, Sprecher der Bezirksregierung, auf &bdquo;NW“-Anfrage erklärt, hätten die Kommunen in OWL in den vergangenen Jahren bereits einen substanziellen Beitrag zum Ausbau der Windenergie geleistet. Insgesamt seien hier mehr als 1.000 Windenergieanlagen in Betrieb – 26 Prozent aller Anlagen in NRW. Aktuell sei noch keine belastbare Prognose möglich, wie viele der bestehenden Flächen regionalplanerisch berücksichtigt werden können und wie groß die Fläche ist, die für eine Erfüllung der Landesziele noch benötigt werde. Die Bezirksregierung als Regionalplanungsbehörde strebe an, möglichst viele der bestehenden Windenergieflächen bei der Ausweisung von Windenergiegebieten im Regionalplanentwurf zu berücksichtigen. Dafür sei eine eingehende Prüfung jeder einzelnen Fläche erforderlich, so Westphal. Wo viel und wo wenig passieren muss Das Unternehmen Westfalenwind aus Paderborn plädiert dafür, dass die Bezirksregierung möglichst Flächen in ihre Regionalplanung aufnehme, wo bereits kommunale Planungen gelaufen seien. Es sei dabei im Interesse von Düsseldorf und Detmold, diese Planung schnell aufzunehmen, weil bis dahin die bestehende Privilegierungsregelung mit dem 1.000-Meter-Abstand gelte, sagen Lasse Tigges (Prokurist Windkraftplanung) und Steffen Lackmann (Windkraftplaner und Vorstand Landesverband Erneuerbare Energien). Wichtig für die Energiewende sei eine Dezentralisierung, wozu auch die Netze zur Einspeisung gehören. Je ländlicher es werde, desto weniger ausgebaut seien diese. Klar sei aber, dass alle Regionen noch nachlegen müssten. Dabei werde es &bdquo;vor allem die Regionen treffen, die noch nicht viel gemacht haben“, so Lackmann. &bdquo;Im Kreis Höxter wird viel passieren müssen, damit die Flächenziele erreicht werden, im Kreis Paderborn weniger.“ Westfalenwind akquiriert weiter Flächen Aus Tigges’ Sicht ist die in OWL noch zu verplanende Flächenlücke übrigens größer als die gut 4.000 Hektar. Er begründet das mit unterschiedlichen Berechnungen: Während in bestehenden Flächennutzungsplänen die Windradrotoren nicht außerhalb der Konzentrationszonen liegen dürften, gehe die Regionalplanung vom Mittelpunkt des Windrads aus. Lesen Sie auch: Windkraft soll neue Unternehmen in den Kreis Paderborn locken Das vergrößere eine Zone rundum um 70 bis 80 Meter. Aktuell betreibt und verwaltet Westfalenwind im Kreis Paderborn 170 Anlagen. Das Unternehmen halte laut Tigges und Lackmann nicht die Füße still und akquiriere weiter Flächen – und das nicht nur in OWL.

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