Einige Windräder im Kreis Paderborn blinken trotz Verbots nachts weiter

Kreis Paderborn. Wer nachts durchs Paderborner Land fährt, könnte meinen, dass an manchen Orten die Landung von Außerirdischen bevorsteht. Die blinkenden Lichter gehören aber nicht zu Raumschiffen, sondern zu Windrädern. Dabei sollten sie dort eigentlich schon gar nicht mehr im Dauerbetrieb aufleuchten. Seit dem 1. Januar gilt eine Anpassung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das die Beleuchtung zum Schutz der Anlieger deutlich reduzieren soll. Umgesetzt ist es in der Region aber noch nicht flächendeckend. Jetzt wird klar, woran es hapert. Worum geht’s? Windräder mit Baujahr ab 2006 und einer Höhe von mehr als 100 Metern gelten als Hindernisse für Flugzeuge oder Hubschrauber. Deshalb müssen solche Anlagen mit einem so genannten Hindernisfeuer ausgestattet sein. Eines der Ziele des neuen Gesetzes ist es, die Akzeptanz der Windkraft zu erhöhen. Damit die Lichter nur noch dann blinken, wenn sich ein Flieger nähert, werden in der Region Transpondersignale genutzt. Was passiert? Eigentlich hätte die &bdquo;bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung“, wie die Windrad-Disco im Bürokratiedeutsch heißt, schon ab 2024 eingeführt werden sollen, das Bundeskabinett beschloss 2023 aber eine Fristverlängerung bis Anfang dieses Jahres. Trotzdem blinkt es im Kreisgebiet an manchen Stellen immer noch. Für Betreiber, die sich nicht kümmern, kann es nun teuer werden. Es drohen monatliche Strafzahlungen von 10.000 Euro pro Megawatt installierter Leistung. Wie funktioniert es? Laut Kreisverwaltung drehen sich derzeit 484 Windriesen im Paderborner Land. Für 300 von ihnen sei im Kreishaus bislang eine Veränderung der so genannten Befeuerungsanlage, also der Nachtbeleuchtung, mitgeteilt worden. So soll es funktionieren: Empfänger im Windpark erkennen Signale von Flugzeugen und Hubschraubern, daraufhin wird das Licht der Türme rechtzeitig eingeschaltet. Pro Windrad, so heißt es in der Branche, entstehen durch die Umrüstung Kosten von 10.000 bis 25.000 Euro - je nachdem, wie viele Anlagen sich innerhalb eines Areals die Technik teilen. Lesen Sie auch: Lichtenau plant neue Flächen für Windräder Wer kümmert sich? Seit 2018 befasst sich Johannes Grodde mit dem Thema. Er ist kaufmännischer Leiter des Unternehmens Westfalenwind. Seit fünf Jahren ist auch Sabine Regenbrecht als Mitarbeiterin der Paderborner Firma Lackmann Phymetric stark involviert. Westfalenwind übernahm durch Grodde die Federführung bei Planung und technischer Umsetzung, während Regenbrecht viel bürokratische Detailarbeit bei Lackmann Phymetric leistete. Rund 360 Windräder werden von den beiden Firmen als Einkaufsgemeinschaft gemeinsam betreut, sagen sie. &bdquo;Viele Anlagen, etwa im Bereich Lichtenau, sind auch seit zwei Jahren schon umgerüstet“, erklären die Kenner auf &bdquo;NW“-Anfrage. Wo hakt es noch? Dennoch gebe es auch noch Probleme. Aktuell etwa im Bereich von Altenbeken, Neuenbeken, Buke und Benhausen, wie Regenbrecht sagt. Zwar sei Sender- und Empfänger-Technik der Firma &bdquo;Lanthan Safe Sky“ eingebaut, Ärger mache aber aktuell die schwache Verbindung zum LTE-Netz, das zur Datenübertragung benötigt wird. &bdquo;Ziel ist die Abschaltung der Lichter zu 90 Prozent der Nachtzeit, doch in diesen Gegenden erreichen wir derzeit nur 10 bis 30 Prozent“, gibt sie zu. Die Nacharbeiten seien jedoch im Gange und Regenbrecht hofft, dass sie im Verlauf des Frühjahrs abgeschlossen sind. Welchen Spezialfall gibt es? Westfalenwind, sagt Grodde, habe bei der Entwicklung der Technik mit Hersteller Lanthan als Pilotkunde früh zusammengearbeitet. Ein besonderes Ergebnis der Entwicklung sei eine spezielle Befeuerung für Flughafennähe. Dort wären Beleuchtungsabschaltungen eigentlich untersagt, doch gemeinsam sei eine bürgerfreundliche Lösung entwickelt worden. Gibt es Ausnahmen? Bei neu errichteten Anlagen sei das Befeuerungssystem mittlerweile werksseitig angepasst, dazu seien Hersteller verpflichtet. Zudem gelten für einige Anlagen Ausnahmen: Ist eine Nachrüstung für ein Windrad wirtschaftlich unzumutbar, können Betreiber einen Antrag für eine Ausnahmegenehmigung stellen. Laut Bundesnetzagentur haben im Kreis Paderborn acht Anlagenbetreiber für zehn Windräder Ausnahmen beantragt. Auch interessant: Wasserstoff-Zukunft für OWL wird im Kreis Paderborn gemacht Wie ist der Stand bundesweit? Vom Bundesverband Windkraft heißt es laut Nachrichtenagentur dpa, dass rund zwei Drittel aller Anlagen in Deutschland bereits umgerüstet und in Betrieb sind. Bis zum Jahresende sollen sogar 99 Prozent der Anlagen mit der Technik ausgestattet sein. Der Bundesverband berichtet jedoch, dass rund ein Drittel der umgerüsteten Anlagen noch nicht in Betrieb genommen werden konnte, da eine standortbezogene Prüfung fehle. Mit dieser Prüfung werde die Funktion des Systems nachgewiesen. Für das Ausbleiben der Prüfungen seien vielfach Landesbehörden zuständig, denen jedoch das Personal fehlt. Die in NRW zuständige Bezirksregierung Münster ließ eine Anfrage der &bdquo;NW“ dazu unbeantwortet. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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