Wie Familien im Kreis Paderborn stressfrei durch die Weihnachtszeit kommen

Kreis Paderborn. Advent, Advent, der Stress beginnt. Das Haus dekorieren, Geschenke besorgen, das Weihnachtsessen planen und an den Weihnachtsfeiertagen von den Schwiegereltern zu den Großtanten hetzen. Trotz aller Besinnlichkeit, die die Weihnachtsmärkte, der Kerzenschein, die Spekulatius und die Weihnachtsklassiker im Radio jedes Jahr in der Weihnachtszeit versprechen, kennt vermutlich jeder auch die Kehrseite des Ganzen: den Weihnachtsstress. Und der führt wiederum oft zu Konflikten und Streitigkeiten mit den Liebsten. Agnes Pryczko von der Familienberatung der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. gibt Tipps, wie Familien diesem Stress in der kommenden Zeit entgegenwirken können. Ihr zufolge seien Medien und Werbung ein Grund dafür, dass sich Menschen in der Advents- und Weihnachtszeit besonders belastet fühlen. "Da wird ein völlig falsches Bild vermittelt: Die Familie sitzt zufrieden vor dem Kamin und es gibt ein perfektes Essen, einen perfekten Baum und perfekte Geschenke. Das setzt Familien total unter Druck, insbesondere Frauen, die dort häufig als perfekte Hausfrauen dargestellt werden", erklärt Pryczko. Von dieser künstlichen Darstellung, wie ein gelungenes Weihnachtsfest aussehen sollte, müssen wir uns nach Pryczko befreien. "Wir müssen keine 100 Prozent erreichen. 70 Prozent sind auch schon perfekt", sagt sie. Wichtig sei auch, dass man sich nicht mit anderen vergleicht und sich nicht zum Ziel setzt, perfekt zu sein. So können Familien den Erwartungsdruck an sich selbst und an das Weihnachtsfest reduzieren. Im Voraus planen und Pausen einlegen Nicht nur an den Weihnachtsfeiertagen selbst, auch jetzt können Familien bereits dem Stress zum Fest entgegenwirken. "Man könnte zum Beispiel schon jetzt eine To-Do-Liste anlegen, mit Dingen, die noch bis Weihnachten erledigt werden müssen. Und dann schauen, was man davon bereits jetzt erledigen kann. Zum Beispiel den Weihnachtsbaum kaufen und schmücken, oder möglichst viele Geschenke besorgen. Dann kommt der Stress nicht so geballt kurz vor den Weihnachtsfeiertagen", erklärt die Familienberaterin. Trotzdem sei es wichtig, sich auch jetzt nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. "Das Leben ist eh schon schnell und stressig genug. Es ist wichtig, zwischendurch Pausen einzulegen und Dinge zu unternehmen, die einem selbst gut tun", so Pryczko. "Das kann für jeden etwas anderes sein. Für den einen ist es der Spaziergang, für den anderen ist es die Tafel Schokolade. Es ist wichtig, dass jeder für sich herausfindet, was ihm gut tut - und das dann auch tatsächlich umsetzt." Keinen Ausgleich zum Alltag zu haben, sei laut Pryczko nämlich ebenfalls oft Grund dafür, dass sich Menschen gestresst fühlen. Zusätzlich zum Stress, kommt es in der Weihnachtszeit häufig zu Konflikten innerhalb der Familie. Das liege laut Pryczko oft an den unterschiedlichen Erwartungen an das Fest. "Es ist wichtig, im Vorfeld über die Wünsche der einzelnen Familienmitglieder zu sprechen. Das jugendliche Kind hat vermutlich andere Wünsche und Erwartungen an die Weihnachtsfeiertage als die Eltern. Da sollte innerhalb der Familie offen drüber gesprochen und Kompromisse gefunden werden. Das Fest sollte sich nicht als Selbstläufer überlassen werden", so Pryczko. Kein "Familien-Hopping" betreiben Wichtig sei auch hier wieder, zwischendurch Pausen einzulegen und an den Weihnachtsfeiertagen möglichst kein "Familien-Hopping" zu betreiben, also von einem zum nächsten Verwandten zu hetzen. "Es muss zwischendurch auch Zeit geben, die Füße hochzulegen". Trotz aller Achtsamkeit, lassen sich Konflikte in der Familie nicht immer vermeiden. Wenn es doch mal zu Streitigkeiten kommt, stehe laut Pryczko auch da wieder die Kommunikation an erster Stelle. "Jeder sollte seinen Frust und seine Probleme offen darlegen können. Bei der Lösung von Konflikten innerhalb der Familie helfen oft Perspektivwechsel. Dass Eltern zum Beispiel versuchen, sich in die Lage ihres Kindes zu versetzen und zu verstehen, wie sie sich gerade mit der Situation fühlen." Auch unter Erwachsenen sei Kommunikation der Schlüssel zur Konfliktlösung. Dabei sollten allerdings einige Regeln eingehalten werden: "Es ist wichtig, in der Kommunikation sachlich zu bleiben und nicht persönlich zu werden", so die Familienberaterin. Auch Vorwürfe sollten vermieden werden. Entschleunigung, Kommunikation und Achtsamkeit Insgesamt, so fasst die Familienberaterin zusammen, bestehe die Lösung für weniger Stress in der Adventszeit aus Entschleunigung, Kommunikation und Achtsamkeit. Letzteres bezieht sich sowohl auf uns selbst als auch auf andere. "Wir sollten uns im Alltag bewusst Zeit für uns und unsere Mitmenschen nehmen. Wenn ich jetzt gerade Lust auf eine Tasse Kaffee habe, dann trinke ich jetzt eine. Oder ich spiele mit meinem Kind, anstatt zu dekorieren oder zu putzen. Aber auch da gilt Qualität über Quantität. Natürlich muss niemand den ganzen Tag mit seinem Kind spielen. Eine halbe Stunde am Tag kann zur Entschleunigung schon ausreichen."

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