Paderborn. Den Wirtschaftsstandort Paderborn für die Zukunft stärken: Das ist das Ziel des Ansiedlungskonzepts, für das die Wirtschaftsförderung Paderborn (WFG) Zielgruppen und Branchen definiert hat, die in Zukunft schwerpunktmäßig akquiriert werden. Entweder, wie der Name erahnen lässt, zur Neuansiedlung, "aber auch zur Kooperation mit der bestehenden Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung und Netzwerken vor Ort", sagt Bürgermeister Michael Dreier, Aufsichtsratsvorsitzender der WFG.
Im Fokus stehen einer Mitteilung der WFG zufolge künftig fünf Branchen: Maschinenbau, Gesundheitswirtschaft, Bauen und Wohnen, Wissensintensive Dienstleistungen sowie die Informations- und Kommunikationstechnologie. Ausgewählt wurden diese auf Grundlage einer Analyse, die die WFG gemeinsam mit einem externen Beratungsunternehmen durchgeführt hat. Hierzu sind wirtschaftsräumliche Rahmendaten von Stadt und Region erfasst und ausgewertet worden.
Vor dem Hintergrund immer knapper werdender Entwicklungsflächen für die Stadt Paderborn sei das Konzept ein wichtiger Orientierungsrahmen im Zusammenhang mit der Entscheidung über künftige gewerbliche Ansiedlungen, sagt die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Das Ansiedlungskonzept wurde im Sommer vom Rat verabschiedet.
Gesundheitswesen beschäftigungsintensivste Branche
Um die später ausgewählten Branchen zu identifizieren, analysierten die Expertinnen und Experten die aktuelle Branchenstruktur anhand von fünf Indikatoren: Anzahl der Beschäftigten, Wachstumsdynamik, Standortquotient, Bruttoarbeitsentgelte sowie die Anzahl der Auszubildenden. Demnach ist die beschäftigungsstärkste Branche im Kreis das Gesundheitswesen gefolgt vom Einzelhandel, Erziehung, Unterricht und Sozialwesen.
"Also eher Branchen, die nicht zwingend wettbewerbsorientiert sind und im Einkommen nicht zu den Top-Zahler-Berufen gehören", sagt WFG-Geschäftsführer Frank Wolters ein. Das reflektiere wiederum die im NRW-Vergleich geringe Entwicklung der Einkommensteuerentwicklung pro Kopf in Paderborn.
Am stärksten gewachsen sind in den vergangenen zehn Jahren das Sozial- und Gesundheitswesen, das auch die meisten Azubis vorweisen kann, sowie der IT-Dienstleistungsbereich, der an der Spitze der gezahlten Bruttoentgelte liegt.

"Ein wichtiger Baustein innerhalb des Ansiedlungskonzeptes ist die Vermarktung der unbebauten städtischen Grundstücke", erklärt Stadtkämmerer Markus Tempelmann. Hierzu erarbeite das Amt für Liegenschaften derzeit den Entwurf einer Vergaberichtlinie.
Zehn Top-Branchen wurden identifiziert
Zusammengefasst wurden zehn Top-Branchen im Kreis Paderborn identifiziert. Dazu gehören das Gesundheitswesen, der Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz), Erziehung und Unterricht, das Sozialwesen (ohne Heime), die Erbringung von IT-Dienstleistungen, der Großhandel (ohne Kfz), vorbereitendende Baustellenarbeiten und -installationen, Maschinenbau, die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung.
Im weiteren Verlauf der Analyse stellte die WFG Zusammenhänge zwischen den Branchen innerhalb der verschiedenen Wertschöpfungsketten dar. Über die detaillierte Betrachtung dieser Ketten, die in jeder Branche mal komplexer und mal einfacher ausfallen, konnten die Zielgruppen definiert werden.
Dabei sollten diese zur vorhandenen Branchenstruktur am Standort passen, die Wirtschaftskraft Paderborns und regionale Zuliefererketten stärken. Gleichzeitig sollen Erweiterungsabsichten von Unternehmen in Paderborn berücksichtigt werden. "Uns war in der Betrachtung besonders die Stärkung von Zuliefererketten wichtig, um in einigen Bereichen unabhängiger von internationalen Märkten zu werden", sagt der WFG-Geschäftsführer.
Andere Bereiche sollen nicht ausgeschlossen werden
Wichtig für das allgemeine Verständnis sei, so Wolters, "dass das Ansiedlungskonzept kein absolutes Konzept ist, welches andere Branchen und Unternehmensbereiche ausschließen soll". Vielmehr handle es sich um ein Orientierungskonzept, das die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Standortes nachhaltig unterstütze. "Das ist keine Entwicklung, die wir in den nächsten zwei Jahren abschließen können", sagt Bürgermeister Michael Dreier.
"In drei Maßnahmen können wir die neue Ausrichtung unmittelbar in unsere Arbeit einfließen lassen", sagt Frank Wolters. So entwickle die WFG aktuell ein Kommunikationskonzept, um bundesweit Aufmerksamkeit für den Standort Paderborn zu erlangen. Gleichzeitig befindet sich eine Markenbotschafter-Kampagne in der Entstehung. Außerdem gehe die WFG mit Kooperationsunternehmen zu Messen und weiteren Veranstaltungen, um auf Paderborn aufmerksam zu machen.
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