Kreis Paderborn (ber). 15 Millionen Quadratmeter: So groß ist die Gesamtfläche der Wohnungen im Kreis Paderborn. Insgesamt gibt es 148.700 Wohnungen, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Sie mahnt an, dass mehr Wohnraum geschaffen werden muss - und warnt vor dem Drehen an der Mietenschraube.
Demnach haben rund 24.600 Wohnungen im Kreis Paderborn, also rund 16 Prozent, sieben oder sogar mehr Räume. Das geht aus den aktuellen Daten zum Wohnungsbestand vom Statistischen Bundesamt hervor, die vom Pestel-Institut (Hannover) für die IG BAU analysiert wurden.
„Wer so eine große Wohnung hat, die ihm auch noch gehört, hat eine Sorge nicht: die Angst vor steigenden Mieten“, sagt Sabine Katzsche-Döring. Die Vorsitzende der IG BAU Ostwestfalen-Lippe warnt die Immobilienwirtschaft davor, die Mietenspirale weiter nach oben zu drehen und damit die Inflation zusätzlich anzuheizen.
Stattdessen fordert sie Privatvermieter genauso wie Wohnungsgesellschaften auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Dies bedeute, bei den Mieten Maß zu halten und auf Steigerungen weitgehend zu verzichten.
Mieten sind gestiegen
„Gerade jetzt geht es darum, eines für den Wohnungsmarkt klar auszusprechen: Es ist ungehörig, die Zitrone weiter auszupressen. Ein Großteil der Haushalte wird durch die Kostenexplosion bei den Heizkosten ohnehin schon finanziell in die Knie gezwungen. Da darf nicht auch noch die Mietenkeule hinterherkommen“, so Katzsche-Döring. Im Kreis Paderborn waren die Mieten im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zu 2021 um drei Prozent teurer: 7,70 Euro waren im Schnitt pro Quadratmeter fällig, wie ein Vergleich von immowelt zeigt.
Darüber hinaus warnt die Gewerkschaft vor einer „Lähmungsphase beim Wohnungsbau“. Angesichts der aktuell schwierigeren Neubaubedingungen sei es dringend nötig, nach alternativen Wegen zu suchen. „Was wir jetzt brauchen, ist Flexibilität: Die Schaffung von neuem Wohnraum muss der Situation angepasst werden“, sagt die Bezirksvorsitzende. Erst kürzlich hatte der Mieterbund OWL deutlich gemacht, dass im Kreis Paderborn dringend mehr bezahlbarer Wohnraum benötigt werde.
Was jetzt getan werden kann
Vor allem Wohnungsbaugesellschaften seien jetzt gefordert, Bauvorhaben zu switchen: „Wenn der Neubau nicht realisierbar erscheint, bietet gerade das Umbauen von vorhandenen Nicht-Wohngebäuden zu Wohnungen große Chancen. Der Umbau braucht deutlich weniger Material – und ist schon deshalb der passende Weg zu mehr Wohnungen in der Krise. Allein durch den Umbau von Büros, die durch das Etablieren vom Homeoffice nicht mehr gebraucht werden, können viele neue Wohnungen entstehen. Und das deutlich kostengünstiger als im Neubau“, so Katzsche-Döring.
Darüber hinaus biete die Dachaufstockung bei Wohnhäusern, die in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er-Jahre gebaut wurden, ein enormes Potenzial: „Viele neue Wohnungen sind allein hier durch On-Top-Etagen möglich – und ebenfalls günstiger als jeder Neubau“, sagt Sabine Katzsche-Döring. Es lohne sich, eine „Dachaufstockungs- und Umbau-Offensive“ zu starten.