Fachkräftemangel: Paderborner Bündnis bringt Maßnahmenpaket auf den Weg

Paderborn. Die Aufträge an Handwerkerbetriebe nehmen stetig zu, das Personal wird dagegen seit Jahren weniger. Die Unternehmen klagen über Fachkräftemangel, der sich mittlerweile durch fast alle Branchen zieht. Doch was tun die Betriebe, um Nachwuchskräfte zu gewinnen? Ein Bündnis aus sechs Partnern hat sich aus diesem Grund zusammengetan, um ein Maßnahmenpaket mit unterschiedlichen Projekten auf den Weg zu bringen. Der Tenor des Zusammenschlusses ist eindeutig: Nur mit starken Partnern kann man dem Fachkräftemangel entgegenwirken, wie IHK-Geschäftsführer Jürgen Behlke erklärt. Dazu gehören die Bundesagentur für Arbeit, der Arbeitgeberverband, das Jobcenter, die Kreishandwerkerschaft, die Zweigstelle der IHK sowie der Kreis Paderborn. Behlke spricht zusätzlich einen Appell an die Politik aus: "Wir reichen jedem die Hand und sind Ansprechpartner. Deswegen sind wir froh, dass sich Hövelhof an unserer Connect-Plattform anschließt." Betriebe können ihr Angebot für Berufsmöglichkeiten dort platzieren und sind für alle Besucher sichtbar. Duale Ausbildung stärken Ziel des Zusammenschlusses sei es insbesondere, die duale Ausbildung zu stärken, damit Nachwuchskräfte bereits während des Studiums, Praxiserfahrungen im Unternehmen sammeln und vor Ort unterstützen. Außerdem sollen Beschäftigte durch Fort-und Weiterbildungen zu qualifizierten Fachkräften ausgebildet werden. "Wir hoffen, am Ende des Jahres, das erste Projekt realisieren zu können", so Michael Lutter von der Kreishandwerkerschaft. Er will dazu beitragen, wieder mehr Auszubildende für das Handwerk zu mobilisieren und sammelt vor Ort in Betrieben ganz eigene Erfahrungen: "Ich habe ein Praktikum beim Fleischer gemacht und war begeistert. Es ist ein spannender und abwechslungsreicher Beruf." Nur die Vermittlung der Faszination an Schüler sei schwer. Handwerkliche Berufe können beispielsweise nicht mit Homeoffice dienen, die Work-Life-Balance sei aber enorm wichtig für junge Leute. Vier-Tage-Woche im Handwerk denkbar? Eine Alternative wäre allerdings die Vier-Tage-Woche, worüber einige Betriebe auf der Connect, die noch bis Samstagnachmittag geht, immerhin nachdenken. Dazu gehört Dachdeckermeister Markus Happe von Happe Bedachungen. "Für Auszubildende kommt es erst einmal nicht in Frage, für Festangestellte ist es denkbar", sagt er. Weit entfernt sei man davon nicht mehr. Der Nachwuchs profitiere aber von vergünstigten Jobtickets und Arbeitskleidung. Der Betrieb arbeitet unter anderem mit Schieferplatten, ist aber ebenfalls mit modernster Technik ausgestattet. Um den Beruf attraktiv zu machen, wirbt die Innung seit zehn Jahren mit der Initiative "Jump in your Job" und spricht vor allem Schüler für Praktikumsplätze an: "Das ist Voraussetzung für eine spätere Ausbildung", so Happe. Er klagt zwar über fehlende Bewerbungen, beobachtet aber ein Umdenken in der Gesellschaft: "Es gibt viel Bedarf und die Wichtigkeit dieser Berufe wird deutlich", so der Dachdeckermeister. Weniger Fachkräftemangel in Tischlereibetrieben Zufriedener mit den besetzten Ausbildungsstellen zeigt sich Tischlermeister Matthias Gerdesmeier aus Salzkotten. Die Zahl der Bewerbungen habe sich im Vergleich vor einigen Jahren zwar halbiert, anderen Handwerksbetrieben würde es aber deutlich schlechter als ihm gehen. Nikola Lötfering ist im zweiten Lehrjahr bei der Liborius Kirwald Tischlerei angestellt. "Mein Vater hat eine eigene Tischlerei, ich bin damit groß geworden", so Lötfering. Ursprünglich wollte sie jedoch Bestatterin werden und würde die Berufsfelder gerne verbinden. Dies sei in ihrem Heimatdorf Haaren noch durchaus üblich. "Man kümmert sich um die Trauerfeier oder um die Gestaltung der Anzeige." Sie kann sich vorstellen, den Betrieb ihres Vaters in der Nähe von Bad Wünnenberg zu übernehmen.

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