Kreis Paderborn. Die Sommerferien neigen sich dem Ende zu und das Ausbildungsjahr ist schon gestartet. Doch eine Lehrstelle haben auch im Kreis Paderborn noch nicht alle Bewerberinnen und Bewerber gefunden. Dazu zählte bis vor wenigen Wochen auch noch der 18-jährige Steven Sojka. Doch der Bad Wünnenberger fand einen Weg zum Ziel. Dafür wandte er sich ans Team der Ausbildungsoffensive der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. Jetzt ist der junge Mann im Berufsleben angekommen und könnte ein Vorbild für andere Suchende sein.
Wie die Kreishandwerkerschaft mitteilt, hat es sich das Team der Ausbildungsoffensive zur Aufgabe gemacht, Schulabgänger und Handwerksbetriebe zusammenzubringen – auch dann, wenn der Lebenslauf der Bewerber mal etwas holprig war. So konnte Abteilungsleiterin Maria Keck auch Steven Sojka helfen: Dem spontanen Kennenlernen an seiner Schule folgt ein ausführliches Beratungsgespräch. „Wir haben überlegt, was ich gerne mache und was für mich wichtig ist“, erzählt er. Abwechslungsreich sollte die Ausbildung sein und draußen. Außerdem packt er gerne kräftig an.
So wuchs die Idee: Eine Ausbildung zum Maurer könnte spannend sein. Den Lebenslauf leitet Keck nach dem Gespräch zügig an mehrere Unternehmen weiter, zwei melden sich sofort und bieten einen Kennenlerntermin an. Darunter Christian Lötfering, Geschäftsführer der Hermann Lötfering GmbH & Co. KG in Haaren. Ein Termin war schnell gefunden, dem folgte ein spontanes Praktikum. „Nach der ersten Woche wusste ich: Hier möchte ich meine Ausbildung machen“, erzählt der Nachwuchs-Handwerker.
Es gibt noch Chancen auf Ausbildungen im Kreis Paderborn
„Steven hat direkt einen tollen Eindruck hinterlassen“, bestätigt Lötfering. Das Praktikum war mit Zustimmung der Schule sogar in den letzten Wochen vor den Ferien möglich. Dies hatte das Team der Kreishandwerkerschaft geregelt. „Die Zusammenarbeit mit Frau Keck und ihrem Team war spitze. Sie hat sich intensiv gekümmert, zwischendrin gefragt, ob alles läuft oder ob es Unterstützungsbedarf gibt,“ lobt Lötfering.
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Gemeinsam mit Kreislehrlingswart Martin Henke (Henke Metallbau Salzkotten) ermutigt er alle Schulabgänger, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sich noch auf die Suche zu machen und keine Lücke im Lebenslauf entstehen zu lassen. „Bis zum 30. September können junge Menschen noch unkompliziert ins gerade begonnene Ausbildungsjahr einsteigen. Viele Betriebe sind dafür offen und stellen kurzfristig noch motivierte Auszubildende ein“, weiß Henke. Etwa 50 freie Ausbildungsplätze im Kreis Paderborn seien der Kreishandwerkerschaft derzeit noch bekannt.
Um sich seiner Wahl sicher zu sein, wirbt auch Henke für (Kurz-)Praktika, bevor man sich endgültig für eine Ausbildung entscheidet: „Die Betriebe sind für Schnupperpraktika total offen. Das ist für die jungen Menschen und für die Betriebe gut.“
Eltern stehen Handwerksausbildung positiver gegenüber
Markus Rempe, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, sagt: „Im Moment erleben wir in mehreren Handwerksberufen einen spürbaren Aufwind.“ Dies gelte auch für die Haltung, die Eltern einer Ausbildung ihrer Kinder im Handwerk entgegenbrächten: diese sei wieder deutlich positiver geworden. Rempe: „Das Handwerk ist eine der vielfältigsten Branchen überhaupt: ob Bau, Metall, Elektro, Lebensmittel oder Gestaltung – hier findet jeder den Beruf, der zu seinen Talenten passt.“ Und: Das Handwerk sei eine absolut zukunftssichere Branche, die auch aktuelle Möglichkeiten der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz in die tägliche Arbeit einbinde.
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Infos zur Ausbildung im Handwerk finden Interessierte und Eltern unter https://folge-deinem-ich.de/. Alternativ könnten sich Last-Minute-Interessierte direkt an Maria Keck wenden unter Tel. 05251 700375 oder per E-Mail an maria.keck@kh-paderborn-lippe.de.
INFORMATION
Fakten zur Ausbildungslage
Im Kreis Paderborn gibt es nach Angaben der Kreishandwerkerschaft derzeit mehr als gemeldete 50 freie Ausbildungsplätze im Handwerk. Darunter befänden sich viele Bauberufe wie Maurer, Elektroniker, Sanitär-, Heizungs-, Klimatechniker sowie Dachdecker.
Im Jahr 2025 seien bislang 409 Ausbildungsverhältnisse für das erste Lehrjahr in Handwerksberufen, die die Kreishandwerkerschaft betreut, begonnen worden. Das sei ein „deutliches Plus“ im Vergleich zu den Vorjahren. 2024 waren es 286, 2023 waren es 305 und 2022 waren es 339.
Am beliebtesten seien derzeit die folgenden drei Ausbildungsberufe im Handwerk: Kraftfahrzeugmechatroniker (103), Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik (63), Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (50).