Warum ein Paderborner seinen Garten nicht mit Regenwasser bewässern darf

Paderborn. Die Rasenfläche auf dem Grundstück von Johannes Wecker ist schon länger nicht mehr grün. Das Gras ist trocken, der Boden hart. Grund sind die heißen Temperaturen der vergangenen Wochen. Dazu kommt, dass es in der Zeit kaum geregnet hat. Das wenige Wasser fließt dann in die Kanalisation - und das möchte der gebürtige Paderborner ändern. Er hat der Stadt Pläne vorgelegt, wie er Regenwasser sinnvoll zum Bewässern nutzen kann. Die Verantwortlichen lehnen diese jedoch ab. Das Regenwasser möchte der selbstständige Automechaniker von seinem Hausdach durch Rohre in den 200 Jahre alten und zehn Meter tiefen Brunnen auf dem Hinterhof ableiten. Wecker schätzt das Fassungsvolumen auf zehn Kubikmeter - aktuell ist nur eine kleine Pfütze Wasser zu sehen. Durch sogenannte Verrieselungsrohre, die im Untergrund verlegt werden, könne das Niederschlagswasser schließlich aus dem Brunnen in den Boden versickern. Doch von den Stadtentwässerungsbetrieben kriegt er eine Absage: Neben bundes-und landesgesetzlichen Vorgaben, sei auch die örtliche Satzung zu beachten - und die verbiete Wecker mit dem Wasser aus dem Brunnen den Garten zu bewässern, erklärt Betriebsleiter Markus Beine auf NW-Anfrage. "Ich könnte es natürlich trotzdem machen, aber ich möchte eine offizielle Genehmigung erhalten", so Wecker. Ein Mitarbeiter der Stadtentwässerungsbetriebe war laut dem Paderborner bisher nicht vor Ort, um den Boden auf die Eignung zu prüfen. 1.000 Euro pro Jahr an Entwässerungsgebühren Er wirft den Verantwortlichen vor, es gehe ihnen nur um die Entwässerungsgebühren - denn pro Jahr bezahle er 1.000 Euro, damit das Wasser ordnungsgemäß in die Kanalisation abfließt. Für das Grundstück sei laut Beine nämlich der geltende Bebauungsplan sowie die Abwassersatzung maßgeblich für die Beurteilung. Ließe dieser keine Versickerungsmöglichkeiten zu, sei das Schmutz- und Regenwasser der Kommune überlassen. Dabei gehe es ihm nicht um Geld, wie Wecker betont. Viel mehr müsse man sich Gedanken machen und Lösungen gegen die Trockenheit finden. "Früher diente der Brunnen meiner Familie als Hauptwasserversorgung. Heute liegt er sogar im November trocken", so Wecker. Vor allem die Versiegelung von Flächen ist Wecker ein Dorn im Auge. Auf Parkplätzen würden nach seinen Erfahrungen Planen unter dem Asphalt verlegt, damit kein Regenwasser in den Boden versickert. "Die Stadt hat Angst, dass das Grundwasser durch Abgaben vom Auto kontaminiert werden könnte", sagt Wecker. Wenig Verständnis zeigt er auch für die Planungen des neuen Bebauungsgebiets Springbach Höfe. Bei einer Bürgeranfrage im Stadtrat regte Wecker auch dort die Möglichkeit einer Verrieselung von Regenwasser an. Ein hinzugezogener Geologe befand den Boden jedoch als ungeeignet für die Technik. Nachbargebäude können Schäden erhalten "Ich weiß, dass es in anderen Städten machbar ist und Bauherren bei einem Grundstückskauf verpflichtet sind, Regenwasser durch beispielsweise eine Zisterne im Boden versickern zu lassen." Auch bei den Stadtentwässerungsbetrieben sei man grundsätzlich froh über jeden Tropfen Regenwasser, der zum Bewässern genutzt werde. Man müsse aber auch die Risiken berücksichtigen: "Wenn Regenwasser nicht vollständig versickert, können Nachbargebäude Schäden erhalten. In diesem Fall muss die Schadensersatzpflicht geklärt werden", so Beine. Wenn sein Vorschlag auch weiterhin von der Stadt abgelehnt wird, wünscht sich Wecker eine Alternativlösung, wie er künftig seinen Garten und die Pflanzen nachhaltig bewässern kann.

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