Belastetes Brunnenwasser: Labormobil untersuchte Proben in Espelkamp

Lübbecker Land. Helmut Krone hat Ehrenamtler Arno Mittelmeyer eine Cola-Flasche mitgebracht. Darin befindet sich allerdings nicht das bekannte koffeinhaltige Erfrischungsgetränk, sondern Brunnenwasser. Familie Krone betreibt in Lübbecke einen Hof mit Direktvermarktung. Hühner und Schweine werden mit Wasser aus dem eigenen Brunnen getränkt. Der Lübbecker gehörte zu den rund 50 Bürgerinnen und Bürgern aus dem Lübbecker Land, die auf dem Wilhelm-Kern-Platz in Espelkamp dem Labormobil des VSR-Gewässerschutzes einen Besuch abstatteten. Das Labormobil in auffälligem Gelb ist vielen bereits bekannt und ein Stopp in der Region etwa alle zwei Jahre sorgt immer für reges Interesse. Denn gegen einen Obolus von zwölf Euro können Brunnenbesitzer eine mitgebrachte Wasserprobe auf Nitrat-, Säure- und Salzgehalt untersuchen lassen. Das Ergebnis gibt es nach kurzer Wartezeit noch vor Ort am Mobil. Wer seine Probe allerdings noch auf Bakterien, Eisen, Phosphat, Schwermetalle und PFAS (synthetische Chemikalien) untersuchen lassen möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen und Geduld mitbringen. Insbesondere für die Keimbelastungsprüfung müssen im Labor Kulturen angelegt werden und das braucht Zeit. Rund zwei Wochen dauert es, bis das Ergebnis per Post zugeschickt werde, erklärte Naturwissenschaftler Matthias Ahlbrecht vom VSR-Gewässerschutz den Bürgerinnen und Bürgern an diesem Vormittag in Espelkamp. &bdquo;Wasser ist doch ein großes Thema“, meinte eine Nettelstedterin am Infostand. Sie nutze Brunnenwasser für ihr Gemüsebeet und das Planschbecken der Kinder. Auch Martin Maschmeier aus Hüllhorst gießt das Gemüse im Gewächshaus mit Wasser aus dem hauseigenen Brunnen. Er wohnt ländlich, drumherum gibt es viele Felder. So machte auch er sich auf den Weg nach Espelkamp, um einmal die Qualität des &bdquo;Gießwassers“ testen zu lassen. Lesen Sie auch: Legionellen-Befall in Lübbecker Hallenbad – Saison endet vorzeitig Brunnen können auch der Trinkwasserversorgung dienen, allerdings müssen solche Eigenwasserversorgungsanlagen dem Gesundheitsamt angezeigt werden. Wie Sabine Ohnesorge, Pressesprecherin des Kreises, mitteilt, befinden sich im Kreis Minden-Lübbecke 352 solcher Anlagen in der Überwachung durch das Gesundheitsamt. Nicht erfasst sind Brunnen, die für Gartenbewässerung und Tierversorgung genutzt werden. Die gemeinnützige Umweltschutzorganisation &bdquo;VSR-Gewässerschutz“ engagiert sich schon seit mehr als 40 Jahren für den Schutz des Grundwassers in Deutschland und fordert, &bdquo;dass die Belastungen aus Bergbau, Industrie und intensiver Landwirtschaft dringend verringert werden müssen“. So werde kostbares Trinkwasser für künftige Generationen geschützt und die Artenvielfalt im und am Wasser bewahrt. Denn nitratbelastetes Grundwasser sickere auch in die Bäche, Flüsse und Meere. &bdquo;Belastung kann man nicht sehen und nicht riechen“ Wasser mit hohen Nitratkonzentrationen ist aus gesundheitlichen Gründen nicht zum Trinken geeignet. Teichbesitzer sollten ebenfalls vorsichtig sein und auch beim Gießen sei es wichtig, die Nitratkonzentration zu kennen. Um eine unnötige Nitratkonzentration an der Gemüsepflanze zu verhindern, rät der VSR-Gewässerschutz, entsprechend weniger zu düngen. Aber auch zu salzhaltiges oder zu saures (niedriger pH-Wert) Brunnenwasser lässt die Pflanzen vor sich hin mickern und im schlimmsten Fall absterben. Bei zu saurem Brauchwasser raten die Experten, den Boden zu kalken. Lesen Sie auch: Ab ins Wasser: Das sind die Badeseen im Kreis Minden-Lübbecke Problematisch wird es, wenn coliforme Keime oder E.coli (Darmbakterien) bei der bakteriologischen Testung im Brunnenwasser auftauchen. Werden E.coli-Bakterien festgestellt, ist das Wasser weder zum Trinken, noch für das Befüllen von Pools oder für das Bewässern von Obst- und Gemüsepflanzen geeignet und stellt eine Gesundheitsgefahr dar. Ursache kann ein undichter Brunnen und eindringendes, verunreinigtes Oberflächenwasser sein. Der VSR-Gewässerschutz hält für diese Problematik eine Checkliste bereit und bietet verschiedene Lösungsmöglichkeiten an. Weil Grundwasserbelastungen durch viele unterschiedliche Einflüsse entstünden und sich auch wieder verändern könnten, rät die Organisation mit Sitz in Geldern, die Qualität des Brunnenwassers mindestens alle drei Jahre überprüfen zu lassen. &bdquo;Denn eine Belastung ist in den meisten Fällen weder zu sehen noch zu riechen.“ Selbst bei benachbarten Brunnen gebe es große Unterschiede. Zwischen Februar und März könne jeder eine Brunnenwasser-Probe auch direkt per Post an den VSR-Gewässerschutz schicken. Dazu müsse einfach ein Onlineformular ausgefüllt werden, teilte der rund 250 Mitglieder zählende Verein weiter mit. Wasserverschwendung durch Rasensprenger Die Wasserproben sind aber auch für den VSR-Gewässerschutz selbst von großem Wert. Durch die gewonnenen Messwerte erhalte die Organisation zusätzliche Informationen über den Zustand des oberflächennahen Grundwassers. Regionale Ergebnisse können Interessierte über die Homepage des Vereins https://vsr-gewaesserschutz.de/grundwasserschutz/nitratbelastung/nordrhein-westfalen abrufen. Nach der EU-Nitratrichtlinie von 1991 darf ein Liter Grundwasser maximal 50 Milligramm Nitrat enthalten. Die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen des VSR-Gewässerschutzes setzen sich in Zeiten des Klimawandels und langer Hitze- und Dürreperioden auch für einen nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser ein. An ihren Infoständen geben sie gerne Tipps zum Wassersparen. Das größte Potenzial liege in den Rasensprengern. Bei stundenlangem Bewässern übersteige der Verbrauch eines Rasensprengers – natürlich je nach Modell – schnell die Füllung eines 4.000-Liter-Pools. Ein Pool werde nur einmal befüllt und dann zumeist den ganzen Sommer über genutzt und ist aus Sicht des VSR-Gewässerschutzes dagegen nicht so problematisch. Außerdem appelliert die Organisation an die Städte und Gemeinden, mit cleveren Stadtplanungskonzepten und einem aktiven Wassermanagement zum Auffüllen der Grundwasserspeicher beizutragen. Denn gerade während langer Hitze- und Dürreperioden drohen die Grundwasserspiegel zu sinken. Um so wichtiger sei es, dass in den regenreichen Monaten viel Regenwasser versickere. Hier könne auch jeder Gartenbesitzer handeln. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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