Nach dem Tornado: Wohin mit dem Müll?

Paderborn. Kaputte Pfannen, zersplitterte Scheiben und anderer Müll haben in den vergangenen Tagen die Schneise geprägt, die der Tornado mit gewaltiger Wucht durch Paderborn gefräst hat: Jetzt werden die Müllberge kleiner und weniger - doch sie werden womöglich noch länger liegen. Wie Dietmar Regener, stellvertretender Leiter des Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetriebs Paderborn (ASP), sagte, werden zunächst die großen Straßen vom herum liegenden Müll befreit und gereinigt. Sei der ASP damit fertig, folgen die kleinen Straßen und erst dann die Gehwege, so Regener. "Im Moment haben wir das Problem, dass wir in einigen Straßen noch nicht an die Gehwege können, weil von den Dächern weiterhin Teile herunterzufallen drohen und es zu gefährlich ist", sagt Regener. Das gelte für alle Menschen. "Uns würde es helfen, wenn Schaulustige nicht zwischen unseren Fahrzeugen herumlaufen", betont Regener. "Es hat einige Situationen gegeben, in denen unsere Mitarbeiter Leute wegschicken mussten." Dies sei ganz besonders an der Senefelder Straße im Gewerbegebiet Dören der Fall gewesen. Wie viel Abfall und Schutt der Tornado in Paderborn insgesamt verursacht hat, kann Regener derzeit noch nicht sagen. Eine Schätzung könne er erst in ein paar Tagen abgeben. Der Andrang der Menschen, die am Recyclinghof an der Talle Sturmreste entsorgten, sei am Montag jedenfalls noch überschaubar gewesen. Zunächst sei angedacht gewesen und dies auch bei der Pressekonferenz am Samstag gesagt worden, große Container an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet aufzustellen, in die betroffene Menschen alles Kaputte werfen können, sagte Regener. "Als wir dann einen am Adam-und-Eva-Haus aufgestellt haben, haben wir gemerkt, dass die Menschen sie nur schlecht befüllen können." Deshalb habe der ASP diese Idee wieder verworfen. Mülltrennung in Notzeiten Trotz der Notlage ist Mülltrennung ein großes Thema: "Die ist in solchen Situationen natürlich schwierig", sagt Regener. Manche Anwohner hätten Bauschutt und Grünabfall getrennt. "Wenn es geht, dann ist es gut - aber wenn es nicht möglich ist, dann wird es auch gemischt abgefahren." Paderbornerinnen und Paderborner, die etwa einen großen umgewehten Baum im Garten haben, können sich auch unter der Telefonnummer (0 52 51) 8 80 an die Stadt wenden. Dann werde alles nach und nach abgefahren. Ein Teil der Stämme wird von der Holzindustrie genutzt. Wenn städtische Mitarbeiter zur Säge greifen, kommt der Grünschnitt zum Astholzlagerplatz neben dem Recyclinghof an der Driburger Straße. Der Grünabfall der Bürger an den Straßen geht in die Weiterverwertung ins Entsorgungszentrum Alte Schanze. Dorthin kommt auch Bauschutt. Problematisch ist Mischmüll, ein Mix beispielsweise aus Dämmmaterial und Bauschutt. Neues Zwischenlager Derzeit koordiniert Regener außerdem die Hilfe anderer Kommunen. Nachdem es am Samstag bereits Unterstützung aus Bad Lippspringe und Büren gegeben habe, hat Paderborn weitere Angebote aus dem Kreisgebiet bekommen. Nachdem es vom Sturm zum Teil selbst betroffen war, hat das Entsorgungszentrum Alte Schanze wieder geöffnet. Wegen des Tornados und der Aufräumarbeiten gelten in dieser Woche erweiterte Öffnungszeiten. Mit Ausnahme von Donnerstag (Feiertag) ist bis Freitag täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet und am Samstag von 8 bis 15 Uhr. Aufgrund der großen Mengen ist für Tornado-Mischabfall ein separater Ablageplatz eingerichtet worden. "Wir haben schon viele Leute glücklich gemacht" "Wir müssen sehen, dass wir annahmefähig bleiben", sagt Reinhard Kahmen, Technischer Leiter des Abfallverwertungs- und Entsorgungsbetrieb Kreis Paderborn (AVE). "Bisher hält sich das aber in Grenzen, da haben wir uns auf mehr eingestellt." Gegebenenfalls werde der Abfall in dem Zwischenlager später weiter sortiert. Ein Teil des Mülls komme aber ohnehin direkt in die Sortieranlage. Entscheidend sei die Art der jeweiligen Müllladung. Von den Containerdiensten gäbe es da immer eine gute Einschätzung. Reiner Bauschutt oder Grünschnitt werde wie gehabt getrennt. Schutt-Container stehen derzeit überall an den Straßen und sind heiß begehrt. "Wir sind heute wieder voll unterwegs", sagt Barbara Dutschke vom gleichnamigen Paderborner Mulden-Container-Service am Montag. Sie schätzt die Zahl der Container, die allein wegen der Sturmschäden verliehen seien, auf etwa 30. "Es ist schon sehr anstrengend, aber wir haben auch schon viele Leute glücklich gemacht", sagt Dutschke. "Denn was weg ist, ist weg und kann nicht mehr durch die Gegend fliegen." Sammeltour auf Äckern und Wiesen Im Gewerbegebiet Dören hat der Tornado nicht nur mehrere Unternehmen stark beschädigt. Er hat seine Fracht in mehreren Kilometern Entfernung auch auf den Äckern und Weiden unter anderem im angrenzenden Ortsteil Benhausen hinterlassen. Am Wochenende wurde hier gemeinsam ganz viel Abfall aufgesucht. "Wir haben mit vielen freiwilligen Helfern gesammelt", sagen Jonas Tegethoff und Josef Vogt, der die Sammlung koordiniert hat. Sie sind einige der der betroffenen Landwirte, deren Felder übersäht waren mit Dämmmaterial, Kunststoff und anderem Müll. Über soziale Netzwerke und einen Aufruf der Stadt Paderborn seien viele freiwillige Helfer gekommen, um im 2-Meter-Abstand auf Sammeltour zu gehen. Radfahrer hätten spontan angehalten und mitgemacht. Insgesamt seien es etwa 150 Leute gewesen, so Vogt. Etwa 300 Kubikmeter Müll kamen auf der Gesamtfläche von 250 Hektar zusammen. Das macht mehrere volle Anhänger, die am Montagnachmittag zur Alten Schanze gebracht wurden. Hier konnten die Landwirte den Abfall kostenfrei entsorgt werden.

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