Anbieter springt ab: Paderborn verliert jeden vierten Altkleidercontainer

Paderborn. Eigentlich sollte die Entsorgung von alter Kleidung nicht so kompliziert sein. Nicht Benötigtes wird aussortiert, zu einem Container gebracht, eingeworfen – fertig. So leicht es ist aber nicht. Sowohl für die Betreiber als auch die Nutzer ist es zunehmend schwieriger geworden. Denn häufig sind die Container völlig überfüllt und zugemüllt. Eine Konsequenz ist, dass sich ein Anbieter aus Paderborn zurückzieht. Das erklärte die Stadtverwaltung im Betriebsausschuss und Ausschuss für Märkte und Feuerwehr. 50 Container, also rund 25 Prozent des Gesamtbestandes, würden erst einmal verloren gehen, sagt Dietmar Regener, Betriebsleiter des Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb Paderborn (ASP). 32 Standorte würden neu ausgeschrieben werden. Das ist kein Einzelfall. Wie die NW berichtete, werden alle Altkleidercontainer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bad Lippspringe vorerst bis Ende des Jahres abgebaut. Auch in Salzkotten seien die Lager voll und es gebe zurzeit keine anderen Verwertungsmöglichkeiten, teilt das DRK mit. Deshalb seien ab sofort die Altkleidercontainer geschlossen und es können auch anderweitig keine Altkleider mehr angenommen werden. Warum ein Anbieter Paderborn verlässt So ist die Lage der Altkleidercontainer in OWL: &bdquo;System bis Ende des Jahres tot“ In Paderborn ist es der Anbieter FWS aus Bremen, der sich zurückziehe. FWS stelle teilweise eigene Container auf und sei auch für andere Organisationen, wie die Kolping-Familien oder den Paritätischen Wohlfahrtsverband, tätig. Das erklärt die Stadt auf eine NW-Nachfrage. Der Grund für diesen Wegfall: &bdquo;Der Anbieter macht geltend, dass der Absatz der Altkleider nicht mehr kostendeckend sei. Es gebe ein Überangebot und die Erlöse seien massiv eingebrochen“, heißt es vonseiten des ASP. Probleme gebe es aktuell viele. Abnehmende Qualität durch Fast-Fashion, Insolvenzen in der Sortierbranche, Überkapazitäten und große Lagerbestände und Absatzprobleme im In- und Ausland führen zu einer geringen Wertschöpfung. Eine erweiterte Herstellerverantwortung lasse laut ASP auf sich warten. Container seien zunehmend verunreinigt und überlaufen. &bdquo;Krisenherde weltweit und die chronische Devisenschwäche des afrikanischen Kontinents zeichnen wesentlich dafür verantwortlich, dass deutsche und europäische Sortierbetriebe in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, da die größten Absatzmärkte für Gebrauchttextilien zum Erliegen gekommen sind“, ergänzt Stefan Vogel, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Paderborn. Zudem gilt seit dem Jahreswechsel die Getrenntsammlungspflicht für Textilabfälle, die bei vielen Nutzern für Verwirrung sorgte. Selbst der ASP bat in einer Pressemitteilung die Bevölkerung darum, die neue Richtlinie mit Weitsicht umzusetzen und nur saubere und brauchbare Alttextilien in die Alttextilcontainer zu werfen. Wie es in Paderborn mit den Altkleidercontainern weitergeht Mehr zur neuen Richtlinie bei Altkleidern: Das ändert sich im Kreis Paderborn Für Paderborn ist indes noch nicht eindeutig, wie es weitergeht. Denn Ersatz für die entfallenden Container gebe es aktuell noch nicht. &bdquo;Wir warten die endgültige Umsetzung des angekündigten Abzugs der Behälter noch ab. Anschließend werden wir uns mit den anderen Anbietern darüber austauschen, welche Standorte neu ausgestattet werden“, erklärt der ASP. Die Vergabe der neuen Standplätze solle bis Ende Oktober abgeschlossen werden. Der Austausch der Container könne dann zum Jahreswechsel 2026 erfolgen. Um den Betreibern entgegenzukommen, wolle der ASP auch auf Stellplatzgebühren und Sondernutzungsgebühren verzichten. Eine eigene Sammlung von Alttextilien sei nicht geplant, jedoch sei bei Bedarf eine eigene Logistik möglich. Der ASP wolle jetzt erst einmal weiterhin karitative Organisationen unterstützen. &bdquo;Gemeinsam mit Herrn Regener müssen wir zeitnah tragfähige Lösungen entwickeln. Und ich bin guter Dinge, dass wir das wie bislang auch sehr kooperativ und in sehr gutem Miteinander hinbekommen“, sagt Vogel. Diese enge Zusammenarbeit sei auch notwendig. &bdquo;Wenn es stimmen sollte, dass ein größerer Player 50 Container im Stadtgebiet abzieht, wird die geschilderte Situation für die verbleibenden Sammler katalysiert. Noch mehr Ware, noch mehr Müll und keine Möglichkeit, die Ware auszusteuern“, sagt Vogel. Aber: Der DRK sei aktuell mit der Stadt Paderborn nicht im Gespräch bezüglich neuer Altkleidercontainer, heißt es auf eine NW-Anfrage hin. Was den Markt mit Altkleidern entspannen würde Stefan Vogel will bis 2028 erst einmal geduldig bleiben. Denn bis dahin soll eine erweiterte Herstellerhaftung umgesetzt werden. Sie solle Textilhersteller für die Kosten des gesamten Produktlebenszyklus stärker zur Verantwortung ziehen – und damit hoffentlich die Altkleider-Situation rund um die Container entspannen. Der größte Hebel für eine Veränderung liege aber woanders, sagt Vogel. Nämlich bei den Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Eine Abkehr von Fast-Fashion, bewusster Einkauf von wertiger Bekleidung und ein verantwortungsvoller Umgang bei Textilspenden und richtige Mülltrennung würden vieles erleichtern. Lesen Sie mehr zur Abfallentsorgung im Kreis Paderborn: Was in die Altkleidercontainer gehört

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