Spritpreishoch sorgt im Paderborner Transportgewerbe für Probleme

Paderborn. Die Preisexplosion an den Tankstellen nach dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine hat weitreichende Konsequenzen - und das nicht nur bei Autofahrern. Auch Nahverkehrsunternehmen, Taxi- und Transportunternehmen sind akut betroffen.Ihre Kalkulationen sind bereits jetzt tief in den roten Bereich gerutscht. Auch diese Zeche werden früher oder später alle zahlen - als Verbraucher oder Steuerzahler.Beim Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH) könnten sogar einige am schwächsten frequentierte Linien durch das Hochstift zumindest vorübergehend eingestellt werden. Wie Verbandsvorsteher Ulrich Conradi, Kreisdirektor des Kreises Paderborn, gegenüber der Neuen Westfälischen bestätigte, beschäftigt sich am Mittwoch die Verbandsversammlung mit den Auswirkungen der Spritpreiskrise. Dem vorausgegangen seien Alarmmeldungen der beteiligten Verkehrsunternehmen Go.On und BVO, wonach die Preissteigerungen beim Diesel bereits massiv Liquidität kosteten. Es müsse etwas geschehen. Das sei auch Thema in der jüngsten Sitzung des NPH-Verbandsausschusses am vergangenen Dienstag gewesen. Darüber habe er am vergangenen Freitag die beiden Landräte der Kreise Paderborn und Höxter sowie alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Hochstift informiert. Kosten flexibler anpassen In die Sitzung am Mittwoch in Bad Driburg gehe man nun mit dem Vorschlag, die Zeitspanne für die Preisanpassungen in den Verträgen mit den Busunternehmen für die Dauer der Preiskrise zu verkürzen. Bisher seien diese einmal jährlich der Kostenentwicklung angepasst worden. Nun könne man sich eine monatliche Korrektur vorstellen.Es werde auch darüber zu reden sein, ob besonders schwach genutzte Busverbindungen zeitlich ausgesetzt werden. "Conradi: Vermutlich ist ein Konzept dafür aber nicht in zwei Tagen aus dem Boden zu stampfen.Es könnte aber auf einen Prüfauftrag für unsere Geschäftsstelle hinauslaufen, ob das möglich und machbar wäre." Das sollte dann jedoch relativ zügig gehen. Conradi: "Wenn, dann brauchen wir das nicht erst in zwei Monaten." Mit Blick auf die Spritpreise wird der öffentliche Nahverkehr womöglich aber gerade im Moment wieder konkurrenzfähiger. Darauf zählt Peter Bronnenberg, Geschäftsführer des kommunalen Padersprinter. Die Krise könne dazu führen, dass nach dem Minus durch die Corona-Pandemie wieder mehr Fahrgäste begrüßt werden, hofft er. Tatsächlich fahren die Busse des Padersprinter noch eine Weile zum alten Dieselpreis: Bronnenberg hatte zu Beginn der Marktturbulenzen einen Vorrat für drei Monate, insgesamt 600.000 Liter, geordert. Taxi-Unternehmen doppelt gefordert Besonders betroffen sind aber auch die 24 Taxi-Unternehmen im Kreis Paderborn. Ihre Preise sind reglementiert und wurden gerade erst um sechs Prozent erhöht - nach einem 18 Monate langen Antragsverfahren. Das hatte das Paderborner Unternehmen Taxi Klima stellvertretend beantragt. "Eingerechnet war dabei aber noch nicht einmal die Erhöhung der Mindestlöhne auf 12 Euro, geschweige denn die jetzt an den Tankstellen", erklärt Geschäftsführerein Barbara Kottowski-Klima. Man sei deshalb aus gleich zwei Gründen in Gesprächen mit dem Kreis.Einer sei, den Grundbetrag pro Fahrt um einen Euro anzuheben. Sie meint: "Diese Anpassungen sind bei uns die größte Hürde überhaupt. Sie müssten regelmäßig sein, so wie im ÖPNV auch." Momentan habe sie aber noch keinen genauen Überblick über die effektiven Mehrkosten, die Rechnungen der Tankstellen kämen noch. Vorrangig seien aktuell die elektrisch betriebenen Autos in Betrieb. Von 17 Wagen fahren bei Taxi-Klima vier rein elektrisch, es gebe einen mit Plug-In und vier mit normalem Hybridantrieb.Bei etwa jeder zweiten Fahrt tagsüber handele es sich um Patiententransporte, für die es von den Krankenkassen feste Sätze gebe. "Auch da legen wir momentan drauf", sagt Chefin Barbara Kottowski-Klima.Und ganz generell laufe das Geschäft noch nicht wieder wie zu Vor-Corona-Zeiten. Die Wiedereröffnung der Clubs kürzlich habe man zum Beispiel so gut wie nicht gemerkt. Brummis fahren 20 Prozent teurer Eindeutig die Politik gefordert sieht aktuell Logistik-Unternehmer Holger Dechant. "Diesel macht ein Drittel unserer Betriebskosten aus. Das macht unter dem Strich 20 Prozent Mehrbelastung. Viele, besonders die kleinen in der Branche, sind jetzt in ihrer Existenz gefährdet.Und damit steht die Logistik für die ganze Wirtschaft auf dem Spiel." Man zahle dieselben Preise wie alle an den Tankstellen, das sei nicht zu beeinflussen. Es bleibe also nur, die Preise zu erhöhen. Entsprechend sei man mit vielen Kunden im Gespräch."Wir stoßen da zum Glück auch auf offene Ohren", sagt Dechant. Über die ganze Gruppe Universal-Transport Michels gerechnet brauche die aus 350 Schwerlastern bestehende Flotte rund zehn Millionen Liter Diesel im Jahr.

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