2G+ fürs Restaurant: Geboosterte stützen die Gastronomie in Paderborn

Kreis Paderborn. Die Angst vieler Gastronomen war groß, als vergangene Woche mit der neuen Coronaschutzverordnung feststand: Auch beim Restaurantbesuch gilt 2G+. Rein dürfen nur noch Geimpfte und Genesene mit aktuellem Test und Geboosterte. In einem viel zitierten Tweet hat Marius Wahden, Sohn des Betreibers der Alt-Engingermühle in Elsen, letzte Woche Mittwoch eine leere Reservierungsliste gepostet und kommentiert: "Unsere aktuelle Reservierungslage zum 2G+-Start. Sieht machbar aus " Jetzt ist das erste Wochenende mit der neuen Regel überstanden. Gastronomen berichten, wie es gelaufen ist. Für Sergio Rollo, Geschäftsführer des Kachelöfchens, ist "2G+ an sich kein Problem": Es gebe keinen großen Unterschied zur 2G-Regel. Es gebe nicht weniger, aber auch nicht mehr Kundschaft. Es sei aber noch immer zu wenig. Auch er habe angenommen, mit 2G+ werde es schlimmer: "Ich dachte, 2G+ wäre katastrophal." Bewahrheitet hat sich das nicht. Auf lange Sicht hält er die Verordnung trotzdem für ein Problem: "Man weiß nicht, wie lange die Gastronomie das durchhalten kann." Keine Beschäftigung mehr für Aushilfen Sorgen mache ihm der Mitarbeitermangel. In der Woche sei zu wenig Nachfrage, um Aushilfen oft genug zu beschäftigen. Ein bis zwei Aufträge pro Woche seien vielen zu wenig. Sie suchten sich dann andere Jobs, wechselten gar die Branche. Er schaue schon jetzt auf April, wenn die Außengastronomie starte. "Wir müssen uns mehr anstrengen, um 50 Prozent von früher zu erreichen. Im Winter machst du aktuell nur Minus." Das Prinzip Saisonarbeit funktioniere in Paderborn aber nicht: "Wir sind kein Urlaubsort. Daran stirbt die Branche langsam." Auch Burkhard Bernemann, Kreisvorstand des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes und Inhaber von "Zum Hölzchen" in Wewer, macht sich Sorgen: "Es ist jetzt gerade auch nicht einfach für die Gastronomie, aber wir müssen da durch und gehen da durch." Er verliert vor allem viele Kunden durch ausbleibende Vereinsversammlungen und Stammtische. Viele ältere Gäste seien vorsichtiger geworden. Am Wochenende laufe es zwar noch gut, unter der Woche sehe es aber schlecht aus. Etwas entspannter sieht die Situation Orlando Rollo, Inhaber des "II Postino". Zunächst sei es langsam losgegangen, am Wochenende seien sie jedoch ausgebucht gewesen, sagt er. Die Auslastung sei zwar insgesamt zurückgegangen. Insgesamt aber sei er erstaunt, dass es nicht so schlimm geworden ist. "Die Menschen sind anpassungsfähig", sagt Rollo. "Sie lamentieren nicht."Viele Gäste schon jetzt geboostert Die Laufkundschaft habe zwar abgenommen. Aber auf seine Stammkundschaft sei Verlass. "Die meisten sind schon länger geboostert." Es sei "ihr Glück", dass nur wenige Kundinnen und Kunden sich gegen die Maßnahmen stellen. Das könne auch daran liegen, dass ein eher älteres Klientel eher darauf bedacht sei, sich impfen zu lassen, vermutet Rollo.Im November habe er die Unsicherheit bezüglich der neuen Omikron-Variante an der Besucherzahl ablesen können. Normalerweise schaffe das Weihnachtsgeschäft ein finanzielles Polster für die kommenden Monate. "Dieses Mal konnte man keine Rücklage bilden", sagt Orlando Rollo. Dass nach Weihnachten die Besuche etwas zurückgehen, sei normal. Fehlende App-Erkennung Auch im Brauhaus hätten schon vor Einführung der Regel die meisten Gäste 2G+ erfüllt, sagt Inhaber Karl-Heinz Militzer. Der entscheidende Unterschied für ihn: Vorher war es egal, ob jemand zwei- oder dreifach geimpft ist. "Die Kontrolle bereitet dadurch viel mehr Aufwand als vorher", sagt Militzer. Einerseits gebe es noch keine App, die erkennen kann, ob jemand geboostert ist. Und jetzt komme auch noch die Regelung bezüglich einer Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson dazu: Die Betroffenen gelten nur noch in einem bestimmten Zeitraum auch mit zwei Impfungen als geboostert. Und auch die Kombination aus Geimpft und Genesen sei bei der Kontrolle oft verwirrend. "Da blickt ja keiner durch", sagt Militzer.

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