Im Wald unterwegs

Lichtenauer Schüler entdecken den Pilz des Jahres 2026

Bei einem Workshop im Wald bei Henglarn wird der Igelstachelbart in einem hohlen Baumstumpf entdeckt. Der Pilz ist selten, als Speisepilz teuer und beliebt, aber auch gefährdet.

Der Igelstachelbart ist in einem Baumstamm in einem Wäldchen bei Henglarn gewachsen. Er ist ein Speisepilz. Aus Naturschutzgründen sollte er aber nicht gepflückt werden, da der Bestand gefährdet ist. | © Stefan Befeld

Uwe Müller
10.10.2025 | 10.10.2025, 12:00

Lichtenau-Henglarn. Stefan Befeld vom Landesbetrieb Wald und Holz kennt nicht unbedingt jeden Baum und jede Pflanze in seinem Bezirk, aber der Förster hat in seiner Karriere schon so einige Besonderheiten gesehen, die die Natur hervorbringt. Aber einen Igelstachelbart, den kannte er nur von Fotos. Nun entdeckte er den seltenen Pilz bei einem Workshop mit Kindern der Grundschule Altenautal in Henglarn. Allerdings auch nur durch Zufall. „Wer schaut schon immer immer in einen hohlen Baumstumpf“, sagt Befeld mit einem Lächeln.

Dort im Halbdunklen fühlt sich der auch als Löwenmähne bezeichnete Pilz scheinbar wohl. „Nur drei Tage nachdem wir den Pilz entdeckt haben, was an sich auch schon eine kleine Sensation ist, kam dann die Meldung, dass der Igelstachelbart zum Pilz des Jahres 2026 ernannt wurde“, freut sich Befeld mit den Grundschulkindern der vierten Klasse.

Auf dem Lehrplan der Grundschule steht aktuell das Thema Wald. Daher wurde Stefan Befeld eingeladen, zusätzlich zum Sachunterricht noch einen Workshop im Wald anzubieten. Im Wald, der direkt an die Schule grenzt, bekamen die Schüler verschiedene Aufgaben. Eine Gruppe beschäftigte sich damit, wie viel der Wald wächst, eine andere kümmerte sich um die Baumarten und wieder eine andere mit dem herumliegenden Holz – in Fachkreisen Totholz genannt.

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Diese sechs Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule Altenautal haben zusammen mit Förster Stefan Befeld den Baumstumpf und den Pilz darin entdeckt. Auch Maresa Warnecke (3., v. l.), Klassenlehrerin der 4a, war mit dabei. - © Uwe Müller
Diese sechs Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule Altenautal haben zusammen mit Förster Stefan Befeld den Baumstumpf und den Pilz darin entdeckt. Auch Maresa Warnecke (3., v. l.), Klassenlehrerin der 4a, war mit dabei. | © Uwe Müller

Pilz des Jahres hat etwas Ähnlichkeit mit einem übergroßen „Raffaelo“

„So wird den Kindern auch klar, warum dieses Holz hier nicht weggeräumt wird. Totholz bietet Lebensraum für viele Tiere, Insekten, Pflanzen und eben auch für Pilze. Das wurde durch diesen besonderen Fund sehr anschaulich allen deutlich“, erklärt Befeld, der für den Forstbetriebsbezirk Sintfeld zuständig ist.

Dabei erkannten die Kinder den weißen Pilz erst gar nicht als solchen. „Ich dachte, das wäre ein Kuchen“, gab ein Mädchen lächelnd zu. Etwas Ähnlichkeit mit einem übergroßen „Raffaelo“ hat der Pilz des Jahres schon. Denn an der Unterseite des Pilzes befinden sich bis zu fünf Zentimeter lange, herabhängende Stacheln - wie ein Bart. Diesen verdankt er seinen Namen. Aber er hat noch andere. Er wird auch Yamabushitake, Pom-Pom blanc oder Affenkopfpilz genannt und kommt laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie vor allem in Laubwäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit vor. Er wächst als holzzersetzender Weißfäulepilz an frischem Totholz, meist an Buchen oder Eichen.

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Obwohl er ein beliebter Speisepilz sei, sollten die Wildbestände aus Naturschutzgründen geschont werden, empfiehlt die Gesellschaft. Unter dem asiatischen Markennamen Pom-Pom wird der Pilz im Delikatessenhandel für bis zu 30 Euro pro Kilo angeboten. Der Pilz schmecke angenehm fruchtig-mild und habe eine Konsistenz, die an Hühnchenfleisch erinnere, weiß auch Stefan Befeld. Auch als Kultur- und Heilpilz gewinne er zunehmend an Bedeutung und Bekanntheit.

Grundschule Altenautal nimmt Podcast zum Thema Wald auf

Der Pilz wurde in einem kleinen Waldstück oberhalb der Grundschule gefunden. Und das muss schon sehr alt sein. „In den 50er-Jahren ist der Wald hier auf Null gesetzt worden, es wurden dann unter anderem viele Fichten angepflanzt - nur ein kleines Eckchen ist stehen geblieben und dort liegt auch das Totholz. Der Pilz kommt vor allem auf Buchen- oder Eichenholz vor“, erklärt Stefan Befeld, als er mit den Schülern und Klassenlehrerin Maresa Warnecke noch einmal eine kleine Exkursion in den Wald macht.

In diesem Baumstamm fühlt sich der Igelstachelbart wohl. - © Uwe Müller
In diesem Baumstamm fühlt sich der Igelstachelbart wohl. | © Uwe Müller

Warum der Igelstachelbart ausgerechnet in einem Baumstumpf wuchs und wie die Sporen dort hineinkamen, das kann der Wald- und Holzexperte auch nicht genau erklären. Normal wachse der Pilz auf stehendem oder liegendem Totholz. Aber Befeld will zusammen mit den Schülern weiterhin beobachten, wie sich der Pilz in seiner Höhle verhält und ob er im nächsten Jahr auch dort wieder wachsen wird. Bis dahin gilt die Grundschule Altenautal in Henglarn aber als Entdecker des seltenen Pilzes des Jahres 2026. Und auch das wird bestimmt bald Thema sein im Podcast, den Schulleiter Markus Kremer mit einigen Schülern zum Thema Wald aufnimmt.

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