Zahl der Intensivbetten im Kreis Paderborn gesunken

Kreis Paderborn. Die Corona-Lage verschärft sich. Doch gleichzeitig stehen Kreis Paderborn weniger Intensivbetten zur Verfügung als vor einem Jahr. Während es im November 2020 nach Angaben des DIVI-Intensivregisters noch 104 Betten waren, melden die Krankenhäuser auf Anfrage der Neuen Westfälischen einen aktuellen Bestand von 72 Betten. Woran liegt das? Medizinisches Zentrum für Gesundheit (MZG) "Zu Beginn der Pandemie wurden zahlreiche Intensivbetten zusätzlich geschaffen", erklären Erik Ernst, Chefarzt der Karl-Hansen-Klinik, und MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer. Dazu sei Personal aus OPs und anderen Bereichen abgezogen worden. "Dieses Personal wurde dann im Verlauf zurückgeführt", sagen sie und die Vorgaben für die Anzahl des einzusetzenden Personals wurden zum 1. Januar erhöht. Zusätzlich hätten etliche Intensivpflegekräfte ihre Stelle verlassen. Das habe zu einer weiteren Reduktion der Intensivbetten geführt. Vor einem Jahr konnten in der Karl-Hansen-Klinik noch 35 Betten mit dem Personal versorgt werden, heute sind es nur noch 24. "Unter den gegebenen Rahmenbedingungen und ohne geeignetes Personal ist eine Aufstockung von Intensivbetten kaum noch vorstellbar", machen Ernst und Schäfer klar. Die Mitarbeiter seien durch die lang anhaltende Pandemie äußerst belastet. "Wir müssen achtsam sein", warnen sie. Während die Zahlen steigen und steigen – sowohl auf der Intensivstation als auch auf der Infektionsstation - seien die Kapazitäten nahezu erschöpft. "Es besteht großer Grund zur Sorge", warnen Ernst und Schäfer. Das jetzt schon überlastete Personal stehe erst am Anfang einer "Monsterwelle". Auf der Intensivstation liegen derzeit den Angaben des MZG nach neun Corona-Patienten, sie alle seien ungeimpft. Auf der Infektionsstation seien mindestens 17 Patienten positiv auf das Coronavirus getestet. Unter ihnen gebe es einige Personen mit Impfdurchbrüchen, diese hätten bis jetzt alle einen milden Verlauf. Zudem seien die Patienten jünger als früher: Im Durchschnitt seien sie 52 Jahre alt. Brüderkrankenhaus St. Josef "Durch Erkrankungen in der Pflege haben wir zurzeit weniger Personal zur Verfügung und können derzeit nur 16 statt normalerweise 20 Intensivbetten betreiben", teilt Torsten Meier, stellvertretender Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie mit. Diese Intensivbetten seien sehr gut ausgelastet, sodass eine genaue Planung erforderlich sei. Jahreszeitenbedingt habe das Brüderkrankenhaus St. Josef auch unabhängig von Covid-19 ein erhöhtes Notfallaufkommen. Covid-19 mache zurzeit circa 15 Prozent des Patientenaufkommens auf der Intensivstation aus, die Tendenz sei steigend. Meier geht davon aus, dass die Auslastung auf der Intensivstation weiter steigen wird, auch durch die steigenden Corona-Fallzahlen. Es gebe bereits Überlegungen, die Zahl der Intensivbetten aufzustocken. Dies würde dann aber zu Lasten des planbaren OP-Programms gehen, da Fachpersonal aus dem OP-Dienst in die Intensivstation abgezogen werden müsste. Im Moment sei dies noch nicht erforderlich, das liege auch daran, dass sich die Krankenhäuser untereinander sehr eng abstimmen. Die Entwicklung der Corona-Lage im Kreis Paderborn gibt Meiers Ansicht nach Anlass zur Sorge, auch wenn hier die Zahlen noch niedriger sind als im Süden und Osten des Landes. "Von dort bekommen wir bereits Anfragen", sagt er. "Wenn sich die Zahlen so weiterentwickeln, haben wir zu den Festtagen eine sehr ernste Situation auf den Intensivstationen." Von den derzeit acht Patienten, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden und im Brüderkrankenhaus St. Josef behandelt werden, sind fünf ungeimpft. Auf der Intensivstation werden zwei behandelt, einer davon muss beatmet werden und ist ungeimpft. Dass sich bei den Corona-Patienten die Altersstruktur verändert, kann Meier im Gegensatz zum MZG nicht bestätigen: "Wir haben Patienten von Anfang 30 bis hochbetagt." St.-Vincenz-Kliniken Unverändert 16 Intensivbetten stehen im St.-Vincenz-Krankenhaus in Paderborn zur Verfügung, plus acht Betten im St. Josefs-Krankenhaus. Martin Baur, Ärztlicher Direktor der St. Vincenz-Kliniken und Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, erklärt: "Im vergangenen Jahr war es so, dass wir für wenige Wochen die Bettenzahl im St. Vincenz auf 20 Betten erhöht hatten." Gleichzeitig wurden drei Betten für Corona-Patienten freigehalten. Diese mussten nach Erlasslage freigehalten werden und wurden über Freihaltepauschalen refinanziert. Im St.-Vincenz-Krankenhaus waren Ende 2020 28 Intensivbetten ausgewiesen. Die 28 Betten waren die mögliche Ausbaukapazität für den Corona-Katastrophenfall. Die St. Vincenz-Kliniken planen derzeit, die Zahl der Intensivbetten zu erweitern, sobald hierfür zusätzliches Personal gefunden ist. Denn die Kapazitäten der Intensivstation seien nahezu ausgeschöpft. In Zukunft wieder planbare Operationen zu verschieben, könne er bei weiterem Anstieg von Patienten mit behandlungspflichtiger Corona-Erkrankung nicht ausschließen. In den St. Vincenz-Kliniken werden derzeit 21 Covid-Patienten versorgt. Davon sind vier Patienten intensivpflichtig. Darunter ist laut Baur ein Patient, der beatmet werden muss. Insgesamt seien aktuell 50 Prozent der dort behandelten Corona-Patienten ungeimpft. St. Johannisstift Vor einem Jahr standen im St. Johannisstift in Paderborn zehn Intensivbetten zur Verfügung, berichtet Stefani Josephs, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Derzeit könnten aufgrund von fehlendem Fachpersonal nur acht Betten betrieben werden. Derzeit sei die Corona-Lage im St. Johannisstift gut zu bewältigen. Laut Josephs werden dort fünf Corona-Patienten behandelt, die meisten von ihnen seien ungeimpft.

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