Impfpflicht für Berufsgruppen: Sorge um "Ausgrenzung" und "Spaltung"

Paderborn. Die Diskussion läuft: Einig sind sich die Ampelkoalitionäre bislang nicht, ob eine Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen kommen soll. Sie beträfe womöglich Beschäftigte im Gesundheitswesen und in Kitas. Wer hier nicht immunisiert ist, dürfte dann nicht mehr zur Arbeit. Wer in Paderborn bei betroffenen Betrieben und Arbeitnehmervertretern nachfragt, hört teils skeptische Äußerungen, es gibt aber auch Befürworter. "Ich würde eine solche Impfpflicht aus Verantwortung den Patienten gegenüber begrüßen", sagt Andreas Zaruchas, Leitender Arzt Pneumologie im Brüderkrankenhaus St. Josef. Ihre Einführung hätte, so seine Einschätzung, "keinen großen Effekt auf unsere tägliche Arbeit". Denn die allermeisten Pflegekräfte in besonders belasteten Bereichen wie Intensivstation, Notaufnahme und Isolationsstation seien ohnehin doppelt geimpft. Zaruchas spricht von einer 90-Prozent-Quote. Ebenjene "hohe freiwillige Impfquote" sowie "strikte Sicherheits- und Hygienemaßnahmen" führt Christoph Robrecht, Hausoberer im Brüderkrankenhaus, als Argumente gegen eine Impfpflicht an. Er sehe es "als das falsche Signal, auf die extrem engagierte Berufsgruppe der Pflegenden zusätzlichen Druck auszuüben", meint Robrecht. "Für mich steht der Zusammenhalt in der Pandemie an vorderster Stelle, nicht Ausgrenzung oder Spaltung." "Für ein Miteinander nicht zielführend" Damit ist Robrecht auf einer Linie mit der stellvertretenden Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Walburga Erichsmeier. "Eine Impfpflicht ist für ein Miteinander nicht zielführend", sagt sie. "Das wird nicht als Wertschätzung, sondern als das Gegenteil aufgenommen. Und das, obwohl Pflegekräfte dafür sorgen, dass der Laden am Laufen bleibt." Es gebe zudem berechtigte Sorgen, dass die Pflegebranche bei einer Impfpflicht dringend benötigte Fachkräfte verliert. Dabei hätten sich schon viele Beschäftigte - "nicht nur Jüngere, auch die Älteren" - unter anderem wegen schlechter Bezahlung vom Gesundheitswesen abgewandt. In puncto Impfen poche sie lieber darauf, dass "man weiter Aufklärungsarbeit leisten sollte", so Erichsmeier. Beim St. Johannisstift ist man zurückhaltend, was eine mögliche Impfpflicht angeht. "Wir setzen auf Freiwilligkeit und auf Überzeugung der Mitarbeitenden auf Basis der aktuellen Stiko-Empfehlungen", sagt Sprecherin Stefani Josephs. Ihrer Angabe zufolge liegt die Impfquote im Krankenhaus-Bereich und in der Altenhilfe bei über 90 Prozent. Präventive Impfung "von sich aus" Beinahe durchgeimpft seien die Angestellten der Katholischen Kindertageseinrichtungen Hochstift, sagt deren stellvertretender Geschäftsführer Wilhelm-Josef Finger. 95 Prozent gibt er für den Kita-Bereich an. "Eine 100-prozentige Quote wäre gut, da werden wir aber nie hinkommen", meint Finger. Eine uneingeschränkte Impfempfehlung spricht er also aus: "Wenn jemand in diesem Bereich arbeitet, sollte man von sich aus präventiv zur Impfung gehen - für den eigenen Schutz und dem des Gegenübers." Und wie steht er zu einer Impfpflicht? "Wenn sie kommen würde, könnte ich damit leben." Die Katholischen Kindertageseinrichtungen Hochstift als Träger haben 54 Standorte im Kreis Paderborn. Viel wichtiger als die Frage nach einer Impfpflicht hält Christoph Robrecht vom Brüderkrankenhaus "den problemlosen Zugang für alle zu Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen". In den verschiedenen Einrichtungen des St. Johannisstift seien Booster-Angebote bislang "sehr gut" aufgenommen worden, sagt Sprecherin Josephs. Weitere Termine folgten dort.

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