Paderborn

Das sind die Neuerungen in der HNF-Dauerausstellung in Paderborn

Neben einem neu gestalteten Eingangsbereich wurde auch der Museumsführer komplett überarbeitet. Außerdem gibt es zwei neue Technikwunder zu bestaunen.

Unter dem Motto "Wo Geschichte beginnt" empfangen futuristische, blau angeleuchtete Stelen die Besucher der Dauerausstellung im HNF. | © Sergei Magel/HNF

Sebastian Beeg
13.10.2021 | 13.10.2021, 16:40

Paderborn. Das Heinz-Nixdorf-Museumsforum (HNF) feiert in diesem Jahr den 25. Geburtstag. Nun ist ein Vierteljahrhundert nur ein Wimpernschlag im Vergleich zu jener Zeitspanne, die das HNF mit seiner Dauerausstellung abdeckt: Hier werden nicht weniger als 5.000 Jahre der Informationstechnik dargestellt.

Von der ersten Keilschrift bis zum Smartphone ist es ein langer aber immer innovativer und spannender Weg. Damit sich davon auch die Besucher noch mehr mitreißen lassen, hat das HNF nun gleich mehrere Neuerungen an den Start gebracht.

Eingangsbereich

Die augenfälligste Neuerung erwartet die Besucher von nun an direkt zu Beginn der Dauerausstellung. Der alte Eingangsbereich war seit 1996 unverändert geblieben.

HNF-Kuratorin Evelin Thomik vor einer der neuen Stelen im Eingangsbereich der Dauerausstellung. Weil zurzeit das Tragen einer medizinischen Maske im Museum verpflichtend ist, wurde darauf auch auf dem Foto nicht verzichtet. - © Sebastian Beeg
HNF-Kuratorin Evelin Thomik vor einer der neuen Stelen im Eingangsbereich der Dauerausstellung. Weil zurzeit das Tragen einer medizinischen Maske im Museum verpflichtend ist, wurde darauf auch auf dem Foto nicht verzichtet. | © Sebastian Beeg

"Das war nicht wirklich ein Raum, der die Menschen in die Ausstellung reingezogen hat", sagt HNF-Geschäftsführer Jochen Viehoff. Unter der fachlichen Leitung der beiden Kuratoren Evelin Thomik und Stefan Stein wurde ein neues Konzept erarbeitet.

Entstanden ist ein Tunnel, der mit einem stimmigen und futuristischem blauen Licht in die Ausstellung im ersten und zweiten Obergeschoss hineinführt. Dazu dienen insgesamt 28 Stelen, die vom Paderborner Gestalter und Tischler Alexander Ostermann und der HNF-Grafikerin Michaela Becker erstellt wurden. An diesen lässt sich anhand zahlreicher Exponate und Medien erfahren und erlernen, wie vor 5.000 Jahren Zahlen und Schrift entstanden sind.

Museumsführer

Eine deutliche Generalüberholung hat auch der Museumsführer erfahren. Die erste Ausgabe erschien 1997, wurde dann immer wieder aktualisiert und neu aufgelegt. "Das 25-jährige Jubiläum war für uns nun Anlass, den vielfältigen Wünschen nachzukommen und ein komplett neues Werk zu produzieren", sagt Jochen Viehoff. Der Technikhistoriker Ralf Bülow, der an dem neuen Buch mitgearbeitet hat, ergänzt: "Das ist kein Museumsführer im eigentlichen Sinne. Es geht um die Computergeschichte im Allgemeinen." So würden etwa auch Apparaturen und Techniken vorgestellt, die nicht im Museum ausgestellt werden. Der reich bebilderte Band, mit Fotografien des HNF-Fotografen Sergei Magel, liegt sowohl in englischer als auch deutscher Sprache vor und kostet 9,50 Euro. Erhältlich ist das Buch im HNF-Museumsshop und im Buchhandel.

"Theseus"

Claude Shannon, Mathematiker und Begründer der Informationstheorie, erfand 1950 eine Maus, die selbstständig durch ein Labyrinth fand. Dieser ersten selbstlernenden Maschine gab der US-Amerikaner den Namen "Theseus", in Anlehnung an den Helden aus der griechischen Sagenwelt. Die Erfindung funktioniert mit damals üblichen Relais, die in der Telefonvermittlung eingesetzt wurden. Noch heute verblüfft diese Erfindung. "Das ist ein komplexer Algorithmus, verpackt in erstaunlich wenige Relais", weiß Kurator David Woitkowski.

HNF-Geschäftsführer Jochen Viehoff (l.) und Pressesprecher Andreas Stolte präsentieren den neuen, 256 Seiten starken Museumsführer. Weil zurzeit das Tragen einer medizinischen Maske im Museum verpflichtend ist, wurde darauf auch auf dem Foto nicht verzichtet. - © Sebastian Beeg
HNF-Geschäftsführer Jochen Viehoff (l.) und Pressesprecher Andreas Stolte präsentieren den neuen, 256 Seiten starken Museumsführer. Weil zurzeit das Tragen einer medizinischen Maske im Museum verpflichtend ist, wurde darauf auch auf dem Foto nicht verzichtet. | © Sebastian Beeg

"Das ist eines der ersten Geräte, das ein Problem lösen kann." Setzt man Theseus an einer beliebigen Stelle des dazugehörigen Labyrinthes ab, sucht sich die mechanische Maus eigenständig ihren Weg. Die Daten dafür werden in Relais unterhalb des Labyrinthes gespeichert und bei einer erneuten Suche abgerufen. Bei dem Ausstellungsstück im HNF handelt es sich um einen Nachbau des Originals, der in enger Zusammenarbeit mit dem Museum am Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Familie Shannon und dem Paderborner Elektronikexperten Rainer Glaschick entstanden ist.

ES 24

Wesentlich größer als die mechanische Maus ist der Nachbau des Elektronensaldierers ES 24. 1953 war dies einer der ersten elektronischen Rechner Deutschlands, der sich mit einer Stückzahl von schätzungsweise etwa 60 Exemplaren zum ersten Erfolgsprodukt der noch jungen Firma von Heinz Nixdorf mauserte. Nixdorf verkaufte den ES 24 vor allem an den französischen Lochkartenhersteller Bull, an deren Sortierer er angeschlossen werden konnte und in Unternehmen und Banken eingesetzt wurde.

Während der Sortierer die auf Lochkarten gespeicherten Kontobewegungen eines Arbeitstages ordnete, wurden die darauf befindlichen Beträge ausgelesen und an den ES 24 weitergeleitet. Dieser summierte die Beträge auf. "Die Arbeit eines ganzen Tages konnte nun in einer Stunde erledigt werden", sagt Kurator David Woitkowski. Der Nachbau basiert auf den originalen Schaltplänen Nixdorfs. Der Berliner Ingenieur Henry Westphal konstruierte ihn in den vergangenen beiden Jahren. Zwei interaktive Medienstationen laden dazu ein, die Funktion und Arbeitsweise des ES 24 nachzuvollziehen und zu beobachten.