So sollen Hochwasser im Kreis Paderborn verhindert werden

Kreis Paderborn. Hochwasser bringt Zerstörung und Leid in den Kreis Paderborn. Elf Menschen sind tot, Häuser stehen unter Wasser in Etteln, Borchen, Schloß Neuhaus und Schwaney. Die Bilanz der Heinrichsflut ist verheerend – im Juli 1965. Trotz aller Vorsorgemaßnahmen seit damals ist eine Flutkatastrophe wie sie vor vier Wochen nun den Westen Deutschlands überraschte, auch im Paderborner Land nicht ausgeschlossen. Einige Orte sind davon mehr bedroht als andere. Warum aber auch dort alles Schlechte zusammenkommen müsste, und wie der Kreis auf den Anstieg von Flusspegeln vorbereitet ist, hat Volker Karthaus dem Kreis-Umweltausschuss berichtet. Karthaus ist Geschäftsführer des Wasserverbandes Obere Lippe (WOL). Dieser wurde als Reaktion auf die Heinrichsflut gegründet, um in den Kreisen Paderborn und Soest Hochwasserschutz zu betreiben. Wichtigste Hilfsmittel dabei sind für die 14 Mitarbeiter die 27 Hochwasserrückhaltebecken entlang der Flüsse. Sie können bis zu 20 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen, etwa ein Drittel mehr als eine durchschnittlich gefüllte Aabachtalsperre. &bdquo;Damit können wir Spitzenlasten abfangen", sagt Karthaus. Anhand von Daten der vom WOL unterhaltenen Pegel können von Dämmen umschlossene Wiesen in Notlagen kontrolliert geflutet werden. So sei Schloß Neuhaus durch den Zufluss von Alme, Lippe und Pader zwar auch weiterhin nicht vor Hochwassern gefeit, doch, so Karthaus zur NW, &bdquo;es kommt lange nicht mehr soviel Wasser an, weil wir es vorher aufhalten können". Die Rückhaltebecken – von Ingenieuren geplant – nehmen Wasser auf, damit Bauten wie Häuser, Fabriken, Straßen und Brücken verschont bleiben. Das Problem: Alles ist auf die so genannten 100-jährlichen Hochwasser berechnet. So wird ein statistischer Wert für ein Hochwasser bezeichnet, das einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird. Die Heinrichsflut war ein 200- bis 500-jährliches Hochwasser. Die Fluten im Ahrtal lagen noch darüber.Anfällig sind auch im Kreis Paderborn laut Karthaus vor allem Tallagen. "Da reicht schon kräftiger Starkregen" &bdquo;Bis der Hövelhofer Haustenbach Hochwasser führt, müsste es schon sehr lange regnen", sagt der Fachmann, &bdquo;bei der Sauer reicht schon ein kräftiger Starkregen." Die Geländeprofile entlang der Flussläufe spielen neben der Jahreszeit eine entscheidende Rolle: &bdquo;Je mehr Gefälle vorliegt, desto größer wird das Risiko. In Büren und Bad Wünnenberg können Flüsse und Bäche daher große Kraft entwickeln", erläutert Karthaus. Eine einzelne Ortslage im Kreis, die besonders bedroht ist, will er nicht nennen. Dafür seien auch die Regenfälle lokal zu unterschiedlich. Gewarnt wird der Wasserverband im Fall der Fälle von Daten des Deutschen Wetterdienstes. Der Verband warnt seinerseits Kreis und Feuerwehren, wenn etwas droht. Nach den jüngsten Hochwassern in Westdeutschland wird reichlich Kritik an der Kommunikation der Behörden in Richtung Bürger laut. Kreis-Ordnungsdezernent André Brandt erläutert die Tücken des Warnsystems: &bdquo;Auch wir nutzen Warnapps und mehr als 100 Sirenen. Doch mit Dreifachverglasung und nachts lautlos gestellten Handys wird es schon schwieriger, Menschen zu erreichen." Für die Informationen vor Ort seien zudem die Kommunen verantwortlich. Der Kreis will sich aber weiterentwickeln, heißt es aus der Verwaltung. Der technische Dezernent Martin Hübner kündigt als Reaktion auf die Flutkatastrophe Gespräche mit den lokal beteiligten Institutionen an. Planungen fehlen noch an drei Orten Laut WOL stehen noch zahlreiche Schutzaufgaben an. 40 Orte sind an den WOL-Gewässern in den Kreisen Paderborn und Soest als gefährdet angegeben, an 27 Stellen existieren Schutzmaßnahmen, zwei sind in der Umsetzung, für drei existieren noch keine Planungen: punktuell Nordborchen, Salzkotten und Erwitte-Schmerlecke. Der sicherste Schutz vor Fluten sind aber nicht hohe Wälle und große Becken, sondern die Auswahl von ungefährdetem Bauland. In diese Richtung denkt auch Kreis-Dezernent Hübner. Für ihn ist es von hoher Bedeutung, &bdquo;wie wir es schaffen, die Orte von Gewässern weg zu entwickeln".

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