Für den Artenschutz: "Demonstrationszug" riesiger Tierskulpturen am Schloss

Paderborn. Sie blitzen rot zwischen den bunten Blumen am Neuhäuser Schloss hervor. Sie sind Warnung und Neuanfang zugleich. Elf Tiere, überlebensgroß aus Beton nachgebildet. Der Künstler und Bildhauer Raphael Strauch hat die Wanderausstellung "Demonstrationszug der Tiere" konzipiert. Vier Wochen lang will er darauf aufmerksam machen, dass vor der eigenen Haustür Tiere vom Aussterben bedroht sind, aber dass auch vor Ort etwas getan werden kann, um dieser Entwicklung entgegenzutreten. "Dieses Projekt ist eine Überzeugungstat", erklärt der Künstler. Privat betreibe er eine Vogel- und Igelauffangstation und bringe Kindern in seinem eigenen Garten die Natur nahe. Sein schönstes Erlebnis sei es, wenn er mit den Igeln in Grundschulklassen gehe und hinterher mitbekomme, dass Eltern von ihren Kindern zum Basteln eines Igelhauses genötigt worden seien. Über die Kinder auch die Erwachsenen zu erreichen, das ist auch das Konzept des "Demonstrationszuges der Tiere". Denn Kinder würden mit allen Sinnen entdecken, würden einfach auf die Figuren klettern und somit ihr eigenes Bewusstsein erweitern. "Das Anfassen und Klettern auf den Figuren ist auch ausdrücklich erwünscht. Damit sich die Kinder nicht verletzen, sind auch alle Ecken abgerundet. Und Abnutzungsspuren sind kein Makel", betont Strauch. Die Infotafeln neben den mehreren hundert Kilo schweren Figuren erklärten, welches Tier abgebildet sei, wie sein natürlicher Lebensraum aussehe und warum es bedroht sei. Jeder kann etwas bewegen "Die Tiere brauchen eine Sprache", so Strauch. Die würde ihnen auf diese Weise gegeben. Denn: "Was man selbst nicht weiß, kann man auch nicht weitergeben und in seinem eigenen Alltag umsetzen", ergänzt er. Das sei auch bei ganz profanen Dingen, wie dem korrekten Einsatz eines Mähroboters ersichtlich. Viele würden diesen am frühen Morgen fahren lassen, wenn Igel noch mit der Nahrungssuche beschäftigt sind. Die Folge seien zig verletzte Tiere. Deshalb werde auf den Infotafeln deutlich gemacht, wie ein jeder sich für den Arten- und Naturschutz der bedrohten Tiere einsetzen könne. "Und vieles lässt sich auf dem eigenen Balkon oder im eigenen Garten umsetzen", betont auch Bürgermeister Michael Dreier, der die Ausstellung offiziell eröffnete. Rund drei Wochen hat der Künstler vom ersten Modell bis zum schlussendlichen Gießen der Figuren gebraucht. In den kommenden Monaten sollen die bereits bestehenden elf Figuren noch ergänzt werden. Geplant sind eine Hummel, eine Biene und eine Weinbergschnecke. Derzeit sind im Schlosspark unter anderem ein Igel, ein Eichhörnchen, eine Bachforelle und eine Königslibelle zu sehen. Das größte Tier in Nähe des Schlosses ist der etwa 900 Kilogramm schwere Rotmilan. "Der Rotmilan ist ein Charaktervogel für die Stadt, deshalb wurde er hier platziert", erklärt Sven Mecke, wissenschaftlicher Leiter des Naturkundemuseums. Allein 50 Prozent des Weltbestandes lebten in Deutschland, der Großteil in Nordrhein-Westfalen. Vor allem das Paderborner Land sei in NRW ein zentrales Verbreitungsgebiet. Auch die dargestellten Fische seien in den Flüssen rund um Schloß Neuhaus zu finden. Kinder klettern bereits Ursprünglich hätten alle Tiernachbildungen im Naturkundemuseum ausgestellt werden sollen. "Aber die sind viel zu groß", so Mecke. Zudem sollte der Zugang auch während der Pandemie möglichst uneingeschränkt ermöglicht werden können, das sei an der frischen Luft viel besser realisierbar gewesen. "Es ist wichtig, dass wir dieses Thema so aufgegriffen haben", betont auch Bürgermeister Michael Dreier. Das Thema sei erlebbar gemacht worden. "Wir haben nur diese eine Natur und die müssen alle Generationen schützen", so Dreier. Aus Sicht des Künstlers sei bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht worden. Denn schon beim Aufstellen der Figuren seien die ersten Kinder auf den Tieren herumgeturnt. Und nicht nur in Paderborn sind die Figuren erlebbar. Weitere Tierskulpturen säumen die 18 Kilometer lange Familienradtour "Lebendige Altenau".

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