Kein Dürresommer, dafür Starkregen: Geringer Ernteertrag für Landwirte

Kreis Paderborn. Drei Jahre in Serie gab es zuletzt Sonne satt im Sommer und Regen fiel nur spärlich. Was viele Urlauber in Deutschland freute, ärgerte aber die Landwirte. Diesmal ist es kein weiterer Dürresommer, aber der örtliche Starkregen, viele Gewitter und niedrige Temperaturen waren nicht gut für die Ernte und auch nicht für die Pflanzen. &bdquo;Leider wurde die Ernte durch die regelmäßigen Niederschläge immer wieder unterbrochen. Die Gerste ist zum Beispiel schon überreif. Alle wollen mähen, die Telefone bei den Lohnunternehmen stehen nicht still. Aber wir bräuchten mal zehn bis 14 Tage am Stück ein sonniges Hochdruckwetter – aber danach sieht es wohl nicht aus", sagt Ferdinand Falke, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer NRW. Aber es ist trotzdem nicht alles schlecht. Die Erntemenge sei größtenteils zufriedenstellend. 90 Prozent der Wintergerste sei bereits abgemäht. &bdquo;Nur in den Höhenlagen bei Wünnenberg oder Büren stehen noch Flächen. Man kann aber bereits absehen, dass es keine Rekordernte wird. Es fehlt am Korngewicht, dem Hektolitergewicht", so der Niederntudorfer. Gerste sollte 62 Kilo pro Hektoliter haben. Bei den flachen Böden liegt das Gewicht allerdings nur zwischen 50 und 55 Kilo und in den Höhenlagen zwischen 55 und 60. &bdquo;Da muss man nicht drumherumreden – es ist eine schlechte Qualität", weiß der Pflanzenexperte. Das so genannte leichte Korn drücke den Ertrag. In der Kornbildungsphase bekamen die Pflanzen zu wenig Sonne. &bdquo;Regen bedeutet bedeckte Himmel, das tat den Pflanzen nicht gut. Und durch den vielen Regen konnte nicht die komplette Gerste trocken gedroschen werden. Da kommen noch Trocknungskosten auf die Landwirte zu." Vor allem der Starkregen habe auch einige Pflanzen beschädigt, so dass sie gar nicht geerntet werden konnten. Aktuell steht die Ernte der Triticale an. Diese Getreidesorte ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen. Auch dort fallen die ersten Ergebnisse enttäuschend aus. Nur 60 bis 67 Kilo pro Hektoliter bringen die auch zu kleinen Körner auf die Waage. 70 sollten es für eine gute Ernte eigentlich sein. Eine ähnlich schwächere Ausbeute erwartet Falke auch von der Weizenernte, die in zwei, drei Wochen erst beginnt. Rund 13.000 Hektar Winterweizen werden im Kreis Paderborn angebaut und auf etwa 11.000 Hektar Gerste. Auf nur 4.500 Hektar steht der Raps, der laut Falke schon reif sei. Man warte aber noch etwas mit der Ernte. Beim Raps komme es auf einen guten Ölgehalt an. Diesen könne man aber erst nach der Ernte überprüfen. Teilweise Pilzkrankheiten Allerdings habe das feuchte Wetter auch den gelben Pflanzen geschadet. Im Stängelbereich gebe es teilweise Pilzkrankheiten, die aber mit dem moderaten Einsatz von Pflanzenschutzmittel bekämpft werden, so Falke. Einer anderen Pflanze kommen die vielen Niederschläge aber zu Gute. Der Mais, der auf über 10.000 Hektar im Paderborner Land angebaut wird, benötigt aktuell viel Wasser. &bdquo;Durch den kühlen Mai hatte der Mais erst Startschwierigkeiten, aber mit den ansteigenden Temperaturen und ausreichend Niederschlag hat er gut aufgeholt", hat Ferdinand Falke beobachtet. Noch hat der Mais aber genug Zeit zum Wachsen – die Ernte startet erst im September. Das Sommergetreide habe im Kreis Paderborn laut Falke nur einen geringen Stellenwert, aber verstärkt werden nun Eiweißpflanzen, so genannte Leguminosen, angebaut. &bdquo;Das ist eine Erbsenackerbohne, sehr eiweißhaltig. Sie wird für die Fütterung genutzt, um Sojaschrot zu ersetzen", erklärt der Pflanzenbauberater. Absolut positiv sei aber die Ernte des Grünlandes zu bezeichnen. Gab es in den trockenen Jahren sogar gelegentlich Futterknappheit, so haben die Paderborner Landwirte diesmal überdurchschnittlich viel Gras, Silage oder Heu ernten können. Sogar so viel, dass davon einiges an die von der Flutkatastrophe hart getroffenen Bauern an der Ahr gespendet und geliefert wurde. Aber trotz des vielen Niederschlags sei das Grundwasserreservoir immer noch nicht ausgeglichen. &bdquo;Diese drei Dürrejahre kann man nicht so schnell wettmachen. Von dem Regen, vor allem Starkregen, geht zu viel an der Oberfläche weg", erwartet der Experte der Landwirtschaftskammer NRW noch keine Entspannung.

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