Paderborn

Pontifikalamt zu Libori ohne Prozession und Empfang, aber mit Besuchern

Erzbischof Hans-Josef Becker feiert mit 330 Gläubigen die Messe. Das aktuelle Leitwort "Grenzenlos Libori" soll Ausdruck von Glaubenskraft und Erfahrung sein. Er wendet sich gegen innerkirchlichen Pragmatismus.

Erzbischof Hans-Josef Becker feierte am Sonntag im Paderborner Dom unter Corona-Bedingungen das Libori-Pontifikalamt: Rund 330 Gläubige konnten unmittelbar dabei sein. | © Thomas Throenle / Erzbistum Paderborn

25.07.2021 | 25.07.2021, 15:36

Paderborn. Erzbischof Hans-Josef Becker versteht das aktuelle Libori-Leitwort „Grenzenlos Libori" als Ausdruck von Glaubenskraft und der Erfahrung, dass „die Botschaft des Glaubens nicht Halt macht vor aktuell erfahrenen konkreten Grenzen". Der Paderborner Erzbischof entfaltete dies im Pontifikalamt, das er am Libori-Sonntag im Hohen Dom zu Paderborn feierte.

Der festliche Gottesdienst fand unter den aktuellen Corona-Bedingungen statt: 330 Gläubige feierten unmittelbar mit. Durch Übertragung in die Paderborner Gaukirche und per Livestream konnten zahlreiche weitere Menschen beim Pontifikalamt dabei sein. Die traditionelle Prozession durch die Paderborner Innenstadt und der Empfang des Erzbischofs fanden in diesem Jahr nicht statt.

Das Leitwort des diesjährigen Libori-Festes sei gewählt worden angesichts besonderer Grenzerfahrungen in den vergangenen anderthalb Jahren, erklärte Erzbischof Becker in seiner Predigt. „Wir sind an Grenzen gestoßen und wir leiden an Grenzen. Die Grenzen der Freiheitsrechte, notwendige Ordnungsgrenzen, uns von Angst und Sorge gesetzte Grenzen."

Das Fest des heiligen Liborius weite als Ausdruck von Glaubensfreude und Glaubenszuversicht den Horizont, zeigte sich der Paderborner Erzbischof überzeugt. Dabei verwies er ausdrücklich auf die Bedrängnis durch die immer noch anhaltende Pandemie und die jüngsten Unwetterkatastrophen mit ihren verheerenden Ausmaßen. Auch sprach er insgesamt von einer in Teilen „bedrückenden Enge der gegenwärtigen Gefährdungen und Erfahrungen in Kirche und Gesellschaft". Träume und Visionen seien zu nähren durch Offenheit für sie sowie durch die Bereitschaft, sich überraschen zu lassen, hob Erzbischof Becker in seiner Predigt hervor.

„Träume können Inspirationen des Geistes Gottes in unserer Seele sein. Visionen sind nicht eine Art Vorausblick in die Zukunft, sie sind wie der Durchblick in einer schwierigen Situation, sie sind Weitsicht", bekräftigte Becker im Hinblick auf die Aussage, der moderne Mensch müsse ohne Utopien, ohne Visionen und Träume leben. Durch Gottes Geist geschehe eine Horizonterweiterung, heraus aus Enge und Angst, erläuterte Erzbischof Becker.

Gottes Geist genügend Raum geben

Es komme zentral darauf an, Gottes Geist genügend Raum zu geben, sich dem Geist Gottes zu öffnen, ihm die Tore zu öffnen in der von Menschen zu gestaltenden Wirklichkeit, betonte Becker. Er wandte sich damit auch gegen einen „innerkirchlichen Pragmatismus", den er als „traum-und geistlos" bezeichnete. „Wie viel Institution brauchen wir und vertragen wir, ohne dass uns der Geist ausgeht?", fragte der Paderborner Erzbischof.

Traditionell feiert der Paderborner Erzbischof die Eucharistie in Konzelebration mit zahlreichen Gast-Bischöfen aus Deutschland und der Weltkirche, doch war dies wie im Vorjahr auch diesmal nicht möglich. Die Kommunion aus dem Dom wurde auch zu den Gläubigen gebracht, die in der Paderborner Gaukirche mitfeierten.

In besonderer Verbundenheit mit der Weltkirche spendete Erzbischof Becker am Ende des Gottesdienstes den päpstlichen Segen. Paderborns Bürgermeister Michael Dreier trug im Gottesdienst die Fürbitten vor, in denen insbesondere für die Betroffenen der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe gebetet wurde, aber auch der Krisengebiete in aller Welt gedacht wurde. Im Anschluss wurde vom Erzbistum Paderborn das Libori-TV gestartet und im Internet ausgestrahlt, mit dem die Vielfalt des Libori-Festes präsentiert wird – in diesem Jahr zum Thema „Freundschaft".