City-Outlet in Bad Lippspringe wird Fall für die Politik in Paderborn

Paderborn. Der Vorstoß birgt Konfliktpotenzial: Das Gutachten zu den Auswirkungen eines City Outlet Centers in der Nachbarstadt Bad Lippspringe, das die Werbegemeinschaft Paderborn als Interessenvertreter des Einzelhandels Anfang der Woche vorstellte, beinhaltet eine Kampfansage an die Pläne der Nachbarstadt. Kernaussage: Die geplanten 9.000 Quadratmeter Verkaufsfläche mit einem ähnlichen Sortiment wie in der Paderborner Innenstadt hätten gravierend negative Auswirkungen auf die Paderborner Geschäftswelt. Es sollte nicht weiter geplant werden. Dafür gebe es auch rechtliche Gründe. Das Vorhaben sei nämlich insgesamt wie ein neues Einkaufszentrum zu betrachten. Während der Bad Lippspringer Bürgermeister Ulrich Lange die Expertise als Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung am Donnerstagabend unter anderen auch vor darüber wenig amüsierten Vertretern der Paderborner Kaufmannschaft ein "Verhinderungsgutachten" nannte, das man besser durch ein "Gestaltungsgutachten" ersetzt hätte, läuft die Meinungsbildung darüber im politischen Paderborn erst an. Dieter Honervogt, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion, sagt: "Wir werden das Gutachten im Ausschuss vorstellen und diskutieren. Wahrscheinlich wird das noch nicht in der ersten Sitzung nach der Sommerpause sein, sondern eher in der zweiten." Er hatte das Gutachten so wie auch die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke aus den Händen des Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Uwe Seibel, bekommen. Tatsächlich kann die Entwicklung im Nachbarort auch Politik und Verwaltung in Paderborn nicht kalt lassen. In die Revitalisierung der Innenstadt flossen in den letzten Jahren zweistellige Millionenbeträge - Investitionen, deren durchschlagende Wirkung zum Teil noch auf sich warten lässt - Stichworte sind wachsende Online-Konkurrenz und Coronakrise. Dazu kommen Ladenmieten, die sich nur bei entsprechender Kundenfrequenz lohnen. Zentrale Aussage des Gutachtens: Bad Lippspringe und Paderborn würden im Wesentlichen um dieselben Kunden konkurrieren, der Umsatz in der Paderborner City könnte um zwölf Prozent sinken, so dass Geschäfte aufgeben müssten. Am Ende sogar eine Klage? Die Übergabe des Gutachtens an den Ausschussvorsitzenden und die Technische Beigeordnete kommt jedenfalls einer Aufforderung gleich, sich als Oberzentrum gegen die als bedrohlich empfundenen Pläne der kleinen Nachbarstadt offiziell in Stellung zu bringen. Die Forderung, dagegen auch rechtliche Schritte zu unternehmen, wird zwar noch nicht ausdrücklich erhoben. Sie schwingt aber in den Zwischentönen mit. "Wir würden auf jeden Fall zunächst immer das Gespräch suchen", sagt dazu Claudia Warnecke gegenüber der NW. Es sei eigentlich schwer vorstellbar, eine Nachbarstadt zu verklagen. Sie gehe davon aus, dass beide Seiten ein Interesse an einer einvernehmlichen Nachbarschaft hätten. Zunächst jedoch gelte es nun, das Gutachten auf Plausibilität zu prüfen und vor allem auch eine juristische Beurteilung einzuholen. Es sei inzwischen allen Fraktionsvorsitzenden im Rat zur Verfügung gestellt worden, der für die Stadt tätige Jurist sei jedoch im Urlaub. Das Büro Stadt + Handel, das das Gutachten verfasst hat, sei im Übrigen schon oft auch für die Stadt tätig geworden, so bei der Erstellung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes. Auch sei die Entwicklung in Bad Lippspringe ja noch im Fluss, sagt Claudia Warnecke. Es gebe dort "zwar eine hohe Aktivität, aber noch keine belastbare Grundlage für uns". Wie ähnliche Fälle gezeigt hätten, laufe am Ende nicht alles so wie zunächst geplant.

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